Sonntagsgedanken: Der „Weiße Sonntag“

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Der 1. Petrusbrief wendet sich an Christen, die sich schwer tun, den unsichtbaren Gott ihr Leben anzuvertrauen, an Christen, deren Glauben müde geworden ist, die zugleich immer mehr verspottet, ja angefeindet werden. Insofern trifft dieser Brief auch unsere heutige Situation.

Immer wieder im Verlauf des Schreibens kommt die Taufe in den Blick: Heute feiern wir den „Weißen Sonntag“. Dieser Name rührt daher, dass früher an diesem Tag die in der Osternacht Getauften im Gottesdienst ihre weißen Taufkleider anziehen durften zum Zeichen ihres neuen Lebens, das sie in der Taufe empfangen hatten. Gott hat uns in der Taufe zu seinen Kindern und Erben eingesetzt. Die Erbschaft, das „ewige Leben“, die Gemeinschaft mit Gott, mit Christus und allen Gläubigen liegt für uns bereit und Christus wird sie uns bei seiner Wiederkehr bringen.

Ich denke, wir Christen sollten selbstbewusst und zugleich realistisch auftreten, uns nicht von jeder Meinungsumfrage, jeder neuen Mode verunsichern lassen. Es geht um die Wahrheit, aber nicht um die Mehrheit. Die Zahl der echten Christen war auch früher gering. Lumperei gab es zu allen Zeiten genug, leider oft unter dem Deckmantel des Christenglaubens.

Wir Christen geben uns keinen Illusionen hin: Wir sehen die Macht des Bösen in ihrer Vielfalt.

Es kann sein, dass Menschen in Krisenzeiten innerlich wachsen, neue Kräfte entdecken, neu nachdenken, ja neu zum Glauben kommen. Das heißt nicht, dass Gott für alles Negative verantwortlich ist, dass er uns durch Krankheiten/Unglücksfälle prüfen, gar bestrafen möchte.

Ein beeindruckendes Zeugnis dafür, wie der Glaube sich im Angesicht des Todes bewährt, hat Dietrich Bonhoeffer unmittelbar vor seiner verbrecherischen Hinrichtung abgelegt: Am Weißen Sonntag 1945 legte er seinen Schicksalsgenossen den Wochenspruch aus. Als die Gestapo-Leute hereinkamen, um ihn zu holen, wandte er sich noch einmal um und rief den Seinen zu: „Das ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens!“

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind