Oster-Tour des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken in Naila, Neustadt und Stegaurach
Grotesk, grandios und glänzend aufgelegt
Mit drei umjubelten Konzerten in Naila, Neustadt bei Coburg und Stegaurach hat das Jugendsymphonieorchester Oberfranken unter seinem Dirigenten Till Fabian Weser an den Osterfeiertagen eine kleine, aber eindrucksvolle Tournee absolviert.
Till Fabian Weser, im Hauptberuf Trompeter bei den Bamberger Symphonikern und seit 2012 Chef des Jugendsymphonieorchesters, war es einmal mehr gelungen, zusammen mit namhaften Dozenten in nur einer Woche Probenzeit aus 85 jungen Musikern zwischen 12 und 24 Jahren mit den unterschiedlichsten Vorkenntnissen einen Klangkörper zusammenzuschweißen. Und das mit einem überaus anspruchsvolles Programm zum 35. Geburtstag des JSO: Neben der Sinfonie Nr. 12 von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) als Hauptwerk gab es Alexander Borodins (1833-1887) sinfonische Dichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ und das Hornkonzert Nr. 8 von Franz Strauss (1822-1905) mit der jungen Solistin Sophia Reuter aus Gundelsheim bei Bamberg.
Diesmal sollte es schon etwas ganz Besonderes sein und so hatte Till Fabian Weser die selten aufgeführte 12. mit dem Beinamen „Das Jahr 1917“ von Schostakowitsch ausgesucht.
Die Musik des Komponisten kann nicht losgelöst von seinem persönlichen Künstlerschicksal in Zeiten politischer Umbrüche betrachtet werden. In ihr vereinen sich Jubel und Resignation, Konformismus und Kritik, groteske und grandiose musikalische Einfälle. Dem JSO unter Till Fabian Weser gelingt es, all dies im prägnanten Tonfall, die musikalischen Strukturen aufbrechend und ohne den musikalischen Fluss zu bremsen, aufzuführen. Die glänzend aufgelegten jungen Musiker spielen dabei weite Bögen aus, vermeiden es, sich in Details zu verlieren und treiben trotzdem die einfallsreichen kompositorischen Ideen von Schostakowitsch virtuos auf die Spitze. Zwei Orchestermitglieder hatten zuvor eine kurze und prägnante Einführung in die Symphonie, ergänzt mit einigen Musikbeispielen, vorgetragen, was aufgrund der komplexen Thematik auf breiten Anklang gestoßen war und für ein besseres Verständnis sorgte.
Vom Charakter her ganz andere Musik war vor der Pause zu hören. Franz Strauss, Vater von Richard Strauss und einer der angesehensten Waldhornvirtuosen seiner Zeit, hatte mit seinem Hornkonzert op. 8 zwar ein in Fachkreisen populäres Werk geschrieben, das aber ebenfalls relativ selten zur Aufführung gelangt. Solistin bei den drei Aufführungen des JSO an Ostern war die erst 17-jährige Sophia Reuter aus Gundelsheim bei Bamberg. Für sie ist das Konzert so etwas wie eine Lieblingskomposition und das merkt man ihrem Spiel auch an. Sophia Reuter musiziert mit exzellentem, warmen Ton und bemerkenswerter Virtuosität. Sie artikuliert schlank und beweglich und verfügt über herausragenden Legato-Fähigkeiten.
Begonnen hatten die Konzertabende mit Alexander Borodins Komposition „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“. Das Orchesterwerk entstand im Jahr 1880 zum 25. Jahrestag der Regierung von Zar Alexander II., ist Franz Liszt gewidmet und gilt als typisches Beispiel für die so genannte Programmmusik. Musikalisch ist es für die jungen Musiker des JSO eine prima Gelegenheit, ihr Können aufblitzen zu lassen, wobei insbesondere die Violinen, die Klarinette und auch das Horn ihre Virtuosität unter Beweis stellen. Wirkungsvoll inszenierte orchestrale Effekte runden die Aufführung des Werkes ab.
Auch 35 Jahre nach seiner Gründung habe das Jugendsinfonieorchester Oberfranken nichts an Attraktivität eingebüßt, sagte Bezirkstagsvizepräsident Dr. Stefan Specht zum Auftakt der Konzertreihe in Naila. Gerade die gesunde Mischung aus erfahrenen Orchestermitgliedern und jungen Talenten mache den Reiz des Klangkörpers aus. Specht bezeichnet die intensive Zusammenarbeit mit dem professionellen Dirigenten als eine einzigartige Erfahrung für die jungen Leute. Die Konzerte des Jugendsymphonieorchesters Oberfranken sind jedes Jahr aufs Neue ein echtes Highlight, sagt auch die Solistin Sophia Reuter. Sie bezeichnete es als besonders spannend, dass jedes Mal einige neue Musiker dabei sind, das Orchester also nie mehrere Jahre lang in der gleichen Besetzung spielt. Außerdem sammelten einige hier ihre ersten Erfahrungen in einem Symphonieorchester. Das Jugendsymphonieorchester Oberfranken wurde 1984 von dem Musikpädagogen und Dirigenten Professor Günther Weiß (1933 – 2007) gegründet, der viele Jahre als künstlerischer Leiter der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau tätig war. Seit der Gründung kommen junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Oberfranken jeweils kurz vor Ostern zu einer Probenwoche zusammen und erarbeiten unter professionellen Bedingungen ein anspruchsvolles Konzertprogramm.
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