Vortrag in Betzenstein: Ballonflucht 1979 aus der DDR nach Oberfranken

Vortrag am 26. April 2019 in Betzenstein

Die Ortsgruppe Betzenstein des FSV engagierte letztes Jahr den „Ballonkonstrukteur“ zu einem Vortrag. Doch der Andrang war so gewaltig, dass Besucher wegen Überfüllung des Saals abgewiesen werden mussten.

Filmplakat "Ballon"

Filmplakat „Ballon“

Kinogänger kennen das abgebildete Plakat. Damit wurde für den Film »BALLON« vom Regisseur Bully Herbig geworben. Dieser Kinofilm ist die Neu-Verfilmung der wahren Geschichte der Ballonflucht 1979 aus der DDR der Familien Strelzyk und Wetzel.

Weniger bekannt ist dagegen, dass der Protagonist dieser waghalsigen Republikflucht aus der DDR Günter Wetzel, danach mehr als zwei Jahrzehnte in der Fränkischen Schweiz, genauer gesagt in Spies bei Betzenstein gelebt hat.

Dies war für die Ortsgruppe Betzenstein des FSV der Anlass Günter Wetzel einzuladen, am 19. 10. 2018 über seine Ballonflucht im Jahr 1979 zu berichten. Mehr als 300 Besucher reisten bis zu 45 km an, um den mitreißenden Tatsachenbericht zu erleben. Jedoch war die Gaststätte bald bis zum letzten Stehplatz überfüllt, so dass etwa 40 Besucher keinen Platz mehr fanden.

Worüber berichtete Günter Wetzel?

Über zwei Jahre hinweg, bis zum Sommer 1979 haben in Thüringen die Familien Strelzyk und Wetzel einen waghalsigen Plan umgesetzt. Sie wollten mit ihren vier Kleinkindern in einem selbst gebauten Heißluftballon aus der DDR fliehen.

Doch wie berechnet und baut man einen Ballon für 8 Personen und wie beschafft man unauffällig die großen Mengen an geeignetem Stoff und einen leistungsfähigen Brenner, ohne verdächtigt zu werden?
Beim Bau stellen sich immer wieder große Schwierigkeiten in den Weg, und die heimlichen Startversuche scheitern, denn der Ballon ist zu klein. Rat- und Mutlosigkeit machen sich breit.

Stasi findet Ballon in der Sperrzone

Die Familie Strelzyk versucht es ohne Absprache mit Günter Wetzel allein. Doch der Ballonstoff saugt sich dabei mit Feuchtigkeit voll, und so endet der Versuch kurz vor der westdeutschen Grenze noch innerhalb der Sperrzone. Es gelingt der Familie Strelzyk, die Landestelle unbemerkt zu verlassen, aber alles andere bleibt zurück. Die Stasi findet bei der Ballonhülle auch Medikamente und nimmt sofort die Ermittlungen wegen eines Fluchtversuchs auf.

Tage später trifft sich Peter Strelzyk heimlich mit Günter Wetzel und beide Familien beratschlagen, ob und wie es weitergehen soll. Schnell ist nun klar, dass sie fliehen müssen, denn bei einer Hausdurchsuchung würden sie sofort verhaftet. Also müssen sie unter großem Zeitdruck einen neuen Flucht-Ballon bauen. Der Brenner kann jedoch die Luft in diesem größeren Ballon nicht genügend erhitzen, um 8 Personen tragen zu können. Zusätzlich wächst die Angst vor einem Ballon-Absturz bei der Flucht. Sollen sie doch aufgeben?

Aber mit jedem Tag wird eine Verhaftung durch die Stasi wahrscheinlicher – und so beginnt ein nervenzermürbender Wettlauf gegen die Zeit…

Mit dem dritten Ballon gelingt die Flucht

Bei günstigem Wind bringen sie am 14. September heimlich den dritten Ballon auf eine grenznahe Waldlichtung zwischen Oberlemnitz und Heinersdorf (nordwestlich von Bad Lobenstein). Das Befüllen des großen Ballons gelingt.

Vier Erwachsene und vier Kinder setzen sich nachts um 2 Uhr eng gedrängt um die 4 Gasflaschen auf einer Metallplatte und brauchen nur noch die Halteseile zu kappen. Da passiert es. Weil ein Halteseil schon durchgeschnitten, das andere noch fest ist, stellt sich die Plattform schräg, und die Flamme des Brenners entzündet die Ballonhülle!

Doch Günter Wetzel behält die Nerven, und es gelingt Peter Strelzyk, mit einem Feuerlöscher den Brand zu löschen. Der Ballon steigt lautlos auf. Schneller als die DDR-Grenztruppen reagieren können, werden die beiden Familien vom Wind in die Freiheit nach Naila in Oberfranken getrieben.

Ballon ausgestellt in Regensburg

Ab Mai 2019 wird dieser Flucht-Ballon im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg dauerhaft zur Besichtigung ausgestellt sein.

Vortrag am 26. April 2019 in Betzenstein, bei freiem Eintritt

Weil beim ersten Vortrag leider etwa 40 Interessierte abgewiesen werden mussten, lädt der Heimatverein Betzenstein noch einmal dazu ein. Am Freitag, dem 26. April 2019, erzählt der Initiator dieser Ballonflucht, Günter Wetzel noch einmal selbst, wie er diese waghalsige Republik-Flucht 1979 aus der DDR durchgeführt hat.

Mit vielen eigenen Fotos und Dokumenten, z. B. seinen Stasi-Akten veranschaulicht er seinen Tatsachenbericht um 19:00 Uhr auf der Veranstaltung des Heimatvereins Betzenstein im Gasthof HERBST, Bayreuther Str. 4 und erzählt mitreißend von seiner Motivation, den Schwierigkeiten und Ängsten beim verbotenen Bau eines Heißluftballons für die Republik-Flucht von zwei Familien.

Quellen: Internetseite von Günter Wetzel, BR, Studiocanal Filmproduktion
Autor: Karl Heinz Fietta