Von der Sahara nach Bayern: Willkommen Schwalben!

Rauch- und Mehlschwalben kämpfen nicht nur mit Insektensterben – LBV-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“

Schwalben sind eigentlich Sympathieträger. Früher galten sie als Boten des Glücks, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten. Grundsätzlich fühlen sich die Vögel in einer vom Menschen geprägten Umgebung auch wohl, aber es werden von Jahr zu Jahr weniger. Grund dafür: es wird ihnen immer schwerer gemacht, geeignete Quartiere zu finden. „Oft erwartet die ortstreuen Langstreckenzieher nach teilweise über 12.000 Flugkilometern eine böse Überraschung bei ihrer Rückkehr: ihre Nester sind verschwunden und Netze oder Stacheln hindern sie am Anflug ihrer Brutplätze“, sagt LBV-Gebäudebrüterexpertin Sylvia Weber. Der LBV verleiht deshalb jedem schwalbenfreundlichen Haus eine Plakette, um andere Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig der Schutz von Schwalben ist.

Obwohl sie die beiden häufigsten Schwalbenarten in Bayern sind, ist die Rauch- wie auch die Mehlschwalbe bedroht. „Schwalben haben mit mehreren Herausforderungen gleichzeitig zu kämpfen. Es fehlt ihnen an Insekten als Nahrung, an Lehmpfützen als Material zum Nestbau und an Toleranz gegenüber ihren Nistplätzen an Gebäuden“, so Weber. „Doch jeder kann etwas für die Schwalben tun und mit dem aktiven Schutz von vorhandenen Nestern gleich anfangen.“ Denn der LBV zeichnet Gebäude mit vorhandenen und erhaltenen Nistplätzen für Schwalben als „Schwalbenfreundliches Haus“ mit einer Plakette aus. Alle Infos und ein Bewerbungsformular zur LBV-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ unter: www.lbv.de/schwalbenhaus.

Der Insektenmangel macht, wie vielen Vögeln, auch den Schwalben zu schaffen. Besonders zur Brutzeit benötigen sie viele Insekten, um die hungrigen Küken zu füttern. „Schwalben ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Ausgedehnte Jagdgebiete mit artenreichen Wiesen und vielen Insekten werden aber unter anderem durch den Einsatz von Pestiziden immer seltener – in Städten wie auch auf dem Land“, erklärt die LBV-Expertin.

Die ersten Rauchschwalben oder Bauernschwalben, wie sie mancherorts volkstümlich genannt werden, sind bereits im Freistaat angekommen. An ihren charakteristischen langen Schwanzspießen sind sie gut erkennbar. Auch die braunrote Färbung an Kehle und Stirn ist typisch für diese Schwalbenart. Rauchschwalben bevorzugen Ställe, Scheunen oder überdachte Bereiche, wie zum Beispiel Arkadengänge als Plätze für ihre Nester. „Leider gefällt es den Flugakrobaten in den immer beliebter werdenden hellen, modernen und zugigen Offenställen nicht so gut. Hier helfen aber sogenannte Schwalbenboxen: eine Holzbox, in die ein Kunstnest montiert ist“, sagt Sylvia Weber.

Kurz nach ihrer Verwandten kommt die blauschwarze Mehlschwalbe mit ihrem leuchtend weißen Bürzel und Bauch aus ihrem afrikanischen Winterquartier zurück. Sie nutzt vor allem rau verputzte Hauswände unter geschützten Dachvorsprüngen zum Bau ihres Nestes. „Viele Nester werden leider aus Sorge vor Schäden an der Fassade oder Verschmutzung mutwillig zerstört“, bedauert die LBV-Schwalbenexpertin. Und das, obwohl die Nester ganzjährig durch das Bundenaturschutzgesetz besonders geschützt sind und bei Entfernen ein Bußgeld droht. Dabei schafft ein einfaches, einen halben Meter unterhalb der Nester schräg angebrachtes und in Fassadenfarbe gestrichenes Brett bereits wirksam Abhilfe.

Eine weitere Herausforderung besonders für die Mehlschwalbe ist es, ausreichend Baumaterial für ihr Nest zu finden. „Bis zu 800 kleine Lehmklümpchen sammelt ein Mehlschwalbenpaar und mörtelt daraus ein halbrundes, bis auf ein kleines Einflugloch geschlossenes Nest unter dem Dachüberstand von Gebäuden“, weiß Weber. Doch Lehmpfützen finden sie in den meist stark versiegelten Städten kaum noch. Auch hier kann jeder im Garten den Schwalben helfen und offene Lehmstellen anlegen.