Bayreuther Stadtbibliothek zeigt im RW21 ein Ausstellungsprojekt der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

„Die Macht der Gefühle – Deutschland 19 | 19“ lautet der Titel einer Ausstellung, die die Stadtbibliothek ab Dienstag, 2. April, in der Galerie des RW 21 (1. OG) zeigt. Sie veranschaulicht Kontinuitäten und Brüche in den Gefühlswelten, die die vergangenen 100 Jahre prägten und deren Intensität heute Politik und Gesellschaft herausfordern. Die Ausstellung ist bis zum 25. April zu sehen.

Politik wird, so scheint es, zunehmend von Gefühlen bestimmt. Wir leben in Zeiten der Daueraufgeregtheit. Fakten werden durch gefühlte Wahrheiten infrage gestellt. Radikale aller Couleur finden mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen immer mehr Zuspruch. Die politische Mitte weiß mit den aufgeheizten Emotionen oft nichts anzufangen. Sie ist von der politischen Kultur der alten Bundesrepublik geprägt, in der das Gebot der Nüchternheit galt.

Hier setzt die Ausstellung „Die Macht der Gefühle. Deutschland 19 | 19“ an, die Ute und Bettina Frevert für die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ sowie für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erarbeitet haben. Ihr Anlass sind die zahlreichen Jahrestage, die 2019 dazu anregen, sich mit der Geschichte von Demokratie und Diktatur in Deutschland auseinanderzusetzen: 100 Jahre Gründung der Weimarer Republik, 90 Jahre Weltwirtschaftskrise, 80 Jahre deutscher Überfall auf Polen und Beginn des Zweiten Weltkriegs, 75 Jahre 20. Juli und Landung der Alliierten in der Normandie, 70 Jahre doppelte deutsche Staatsgründung, der Regierungswechsel in Bonn vor 50 Jahren, 30 Jahre Friedliche Revolution und 15 Jahre EU-Osterweiterung.

„Die Macht der Gefühle. Deutschland 19 | 19“ wählt eine emotionsgeschichtliche Perspektive auf die vergangenen 100 Jahre. Die Schau verdeutlicht die politische und gesellschaftliche Wirkungsmacht von Emotionen wie Angst, Hoffnung, Liebe oder Wut. Sie nimmt heutige Erscheinungsformen von Gefühlen zum Ausgangspunkt und zeigt deren historische Entwicklung im 20. Jahrhundert auf: Konjunkturen, Wandel und Kontinuitäten. Die 2019 anstehenden Jahrestage bilden wichtige Bezugspunkte, stehen aber nicht im Zentrum. Die Ausstellung setzt die Forderung nach einem Gegenwartsbezug historisch-politischer Bildungsarbeit konsequent um.