Vortrag „Ehrenamt – die Stütze der Gesellschaft“ am „Tag der Kriminalitätsopfer“ in Forchheim

Der Tag der Kriminalitätsopfer ein Zeichen der Solidarität

Der „Tag der Kriminalitätsopfer“ erinnert an die persönliche, rechtliche und wirtschaftliche Situation der durch Kriminalität und Gewalt geschädigten Menschen, die auf Schutz, praktische Hilfe und Solidarität unseres Gemeinwesens angewiesen sind.

Der WEISSE RING stärkt mit diesem Signal seit vielen Jahren das öffentliche Bewusstsein für Opferbelange und fordert Politik, Justiz und Verwaltung zum Handeln auf.

Opfer-Telefon 116 006

Vieles hat sich verbessert für Opfer von Kriminalität, weil sich der WEISSE RING seit nahezu 4 Jahrzehnten um die Hilfe, den Schutz und die Rechte von Opfern kümmert. Der Verein ist die anerkannte Lobbyorganisation in Deutschland, er findet Gehör in der Politik und gibt fundierte Stellungnahmen im Gesetzgebungsverfahren ab. Er findet Anteilnahme in der Bevölkerung, die die Unterstützung der Opfer durch Spenden und Mitgliedsbeiträge ermöglicht.

Die Ehrenamtlichen des Vereins haben vielen hunderttausend Kriminalitätsopfern und ihren Angehörigen menschlichen Beistand und immaterielle Hilfe gegeben und mit jährlich vielen zigtausenden Stunden Opfern mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Für Opferhilfen und Betreuungsmaßnahmen einschließlich direkter materieller Hilfen stellte der Verein in den 40 Jahren seines Bestehens mehr als 185 Millionen Euro bereit. Unermüdlich in der Öffentlichkeitsarbeit gelingt es der Opferhilfeorganisation, der Bevölkerung zu vermitteln: Gewalt kann jeden von uns jederzeit treffen. Die Ehrenamtlichen des Vereins unterstützen und begleiten Opfer von Straftaten, wenn es sein muss auch über längere Zeiträume. Sie sind an der Seite der Opfer, wenn Behördengänge und Gerichtsverhandlungen anstehen. Rechte und Schutz der Opfer wurden seit der Gründung des Vereins 1976 und der stetigen Lobbyarbeit immer wieder verbessert. Die EU-Richtlinie zu den Mindeststandards für Opferrechte verlangte den Mitgliedsstaaten weitere Verbesserungen, die bis zum 15. November 2015 umzusetzen waren.

Der WEISSE RING hat auch daran mitgearbeitet und hat sich bereits selbst Standards für die ehrenamtliche Betreuung von Opfern gegeben, um alle Forderungen der EU gewährleisten zu können.

Landrat Dr. Hermann Ulm, Monika Vieth, Eva Gottstein MdL. Foto: Pia Hermann

Landrat Dr. Hermann Ulm, Monika Vieth, Eva Gottstein MdL. Foto: Pia Hermann

Zum Vortrag „Ehrenamt – die Stütze der Gesellschaft“ war als Referentin Frau Eva Gottstein MdL, Ehrenamtsbeauftragte der Bayer. Staatsregierung, Stellvertretende Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, Frauenpolitische Sprecherin der Freien Wähler Landtagsfraktion, von der Außenstellenleiterin, Monika Vieth, nach Forchheim eingeladen.

Als Gäste waren Vertreter der Gemeinden, Gerichte, Polizei, ZBFS, Freunde und Mitglieder des WEISSEN RING anwesend.

Landrat Dr. Hermann Ulm würdigte die ehrenamtliche Arbeit für die Opfer von Straftaten mit einem Grußwort.

Seit knapp einem Vierteljahrhundert kümmern Sie sich als Gründerin und Leiterin der Außenstelle Forchheim des Weißen Ringes, eine von rund 400 in Deutschland, um die Opfer krimineller Handlungen, die allzu oft in Vergessenheit geraten. Als ob ein Verbrechen nur Täter hätte, um die man sich sorgen müsste. So bietet ein bundesweiter „Tag der Kriminalitätsopfer“ die Gelegenheit, nicht nur auf das Schicksal der Verletzten und Vergewaltigten, der Beraubten und Betrogenen hinzuweisen. Er bietet auch die Chance, das Netzwerk aus Polizisten, Juristen, Sozialverbänden und Kommunen enger zu knüpfen. Ein Blick hier in die St. Gereonskapelle zeigt das. Wir hören heute etwas zum Thema Ehrenamt als Stütze der Gesellschaft. Das haben Sie wohl nicht ganz ohne Hintergedanken ausgesucht. Sind Sie es doch, die mit drei anderen Freiwilligen das ganze Jahr über den Menschen helfen, denen Gewalt angetan, bei denen eingebrochen, die belästigt wurden. Beinahe jede Woche brauchen Opfer Ihren Beistand. Aber auch Sie, liebe Frau Vieth, brauchen Unterstützung. Nicht nur ideell und finanziell durch ihre rund 150 Mitglieder, zu denen ich übrigens auch gehöre – aus Überzeugung. Auch durch engagierte Leute, die sich zu qualifizierten Opferhelfern ausbilden lassen, damit die Kriminalitätsopfer in unserem Landkreis noch viele Jahre eine kompetente Anlaufstelle haben, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. In diesem Sinne danke ich Ihnen, Frau Vieth, dass Sie schon solange so unermüdlich für andere tätig sind und freue mich auf die Ideen, die die Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Frau Landtagsabgeordnete Eva Gottstein uns aus Eichstätt mitgebracht hat.

Mit einer Power Point Präsentation zeigte Frau Gottstein sehr anschaulich was das Ehrenamt für die Gesellschaft leistet. Auszüge aus der PPP:

EHRENAMT IN BAYERN – EINE BESTANDSAUFNAHME

Bayern ist ein Mitmach-Land. Mit 47 %engagiert sich in Bayern fast jeder Zweite über 14 Jahre ehrenamtlich. Seit 2014 hat das Ehrenamt Verfassungsrang. Doch auch das Bürgerschaftliche Engagement befindet sich imUmbruch:

  • Generationenwechsel, Monetarisierung, Digitalisierung, Entgrenzung der Arbeit, etc.
  • Vereine sind immer noch die dominante Rechtsform im Ehrenamt: es werden immer noch mehr Vereine gegründet als aufgelöst.
  • 2016 gab es erstmals mehr als 600.000 eingetragene Vereine in Deutschland.
  • Nur ein kleiner Teil der Vereine gibt an, dass die Zahlen der Mitglieder und Engagierten rückgängig seien.
  • Rückgänge bei freiwillig Engagierten insbesondere bei (kleineren) Sport- und Freizeitvereinen.
  • Jedoch engagieren sich noch immer mehr Männer als Frauen

OPFERHILFE – EINE BESONDERE FORM DES EHRENAMTS

  • Im Vergleich zu anderen Sparten Bürgerschaftlichen Engagements (z.B. der Sport) kann die Opferhilfe auf weitaus weniger Unterstützer zählen.
  • Bundesweit haben 3.000 Ehrenamtliche Kräfte bereits Hunderttausenden Kriminalitätsopfern geholfen.
  • Die Arbeit der Opferhilfemuss stärker draußen bei den Menschen ankommen – denn jeder von uns kann Opfer krimineller Handlungen werden.
  • Zahlreiche Formen von Kriminalität: Gewalt- und Straßenkriminalität, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Diebstähle, politisch motivierte Kriminalität, etc.
  • Arbeit des WEISSEN RINGS mit Blick auf bayernweite Opferzahlen sehr wichtig!
  • Im Vergleich zu anderen Sparten Bürgerschaftlichen Engagements (z.B. der Sport) kann die Opferhilfe auf weitaus weniger Unterstützer zählen.
  • Bundesweit haben 3.000 Ehrenamtliche Kräfte bereits Hunderttausenden Kriminalitätsopfern geholfen.
  • Die Arbeit der Opferhilfemuss stärker draußen bei den Menschen ankommen – denn jeder von uns kann Opfer krimineller Handlungen werden.
  • Zahlreiche Formen von Kriminalität: Gewalt- und Straßenkriminalität, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Diebstähle, politisch motivierte Kriminalität, etc.
  • Ein Blick auf die oberfränkische Kriminalitätsstatistik 2017:
    • Die Fallzahlen gehen zwar insgesamt zurück.
    • Doch Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (Vergewaltigungen, Nötigungen, etc,) steigen seit 2010 wieder an.
    • Vor allem Senioren geraten zu Zielscheiben von Kriminellen („Enkeltrick“,„Falsche Polizeibeamte“, etc.)
  • Broschüre des WEISSEN RING „Ohne Furcht im Alter“ lag zum Mitnehmen aus.

Mit einem Geschenkkorb dankte Frau Vieth der Referentin. Das hochkarätige Publikum dankte der Referentin mit anhaltendem Applaus.

Monika Vieth
Leiterin der Außenstelle Forchheim Kontaktadresse