Radentscheid, ADFC und VCD: „Radverkehr braucht keine Versuche, sondern mehr Platz“
Gemeinsame Pressemitteilung von Initiative Radentscheid Bamberg, ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.) Bamberg und VCD (Verkehrsclub Deutschland e.V.) Bamberg zur Verkehrsplanung in der Friedrichstraße, die sich auf die aktuelle städtische Planung für diesen Straßenzug, so wie einen am 19.03.19 veröffentlichten Antrag der FDP Bamberg bezieht.
„Der FDP-Antrag – welcher ja lediglich der aktuellen städtischen Planung entspricht – zeigt, dass die Rathausmehrheit unverändert an ihrer Ideologie der autogerechten Stadt festhält, wenn es konkret wird und dem Radverkehr mehr Platz zugesprochen werden soll“, so kommentieren Christian Hader (Initiative Radentscheid), Andreas Irmisch (Verkehrsclub Deutschland/ VCD) und Elke Pappenscheller (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club/ ADFC) den angedachten „Schutzstreifen“ in der Friedrichstraße. Dieser soll stadteinwärts mit nur 1,50 Meter Breite angelegt werden und würde bekannte Probleme und Risiken, wie z.B. einen zu geringen Überholabstand, eher ver- statt entschärfen.
So kritisiert Christian Hader von der Initiative Radentscheid den zum wiederholten Male fehlenden städtischen Mut: „Die aktuelle Planung soll einen Versuch darstellen. Der Radverkehr in Bamberg braucht jedoch keine Versuche mit Radfahrenden als Versuchskaninchen oder sog. Schutzstreifen, die keinerlei Schutz außer einer gestrichelten Linie bieten. Was der Radverkehr braucht, sind – zumal es sich hier auch um eine Schulwegroute handelt – gute und breite Radwege – und zwar jetzt.“ Konkret fordern die Verbände und Institutionen stadteinwärts einen 2,0 Meter breiten, vom KFZ-Verkehr getrennten Radfahrstreifen, der von PKWs nicht überfahren werden darf.
Außerdem müsse auch die Situation stadtauswärts angegangen werden, da der vorhandene Radweg mit 1,0 Meter und der Gehweg mit 1,5 Meter viel zu schmal seien, wie der neue Bamberger VCD-Vorsitzende Andreas Irmisch erläutert: „Die vorgeschlagene Planung verlagert die Verkehrsprobleme dorthin, wo sie eigentlich gefördert werden sollen: Fußverkehr und Radverkehr werden stadtauswärts auf 2,5 m Breite zusammengepfercht, das widerspricht jeder Vorgabe für sicheren Fuß- und Radverkehr! Die daraus entstehenden Konflikte sind einfach zu lösen, wenn der Radverkehr statt der Parkplätze auf einem dann fast doppelt so breiten Streifen fahren und der Gehweg so auf 2,5 Meter erweitert werden kann. Die wegfallenden Parkplätze könnten in das Parkhaus Schützengarage verlagert werden.“ Die Stadtverantwortlichen müssten sich laut Irmisch fragen, was ihnen wichtiger sei: Ruhendes Blech oder sicher fahrende Kinder auf ihrem Weg zur Schule.
Elke Pappenscheller vom ADFC sieht bei diesem Planungsvorschlag der Verbände auch keine unüberwindbaren Hindernisse: „Es wird von städtischer Seite ja behauptet, dass man noch nie so viel Geld für den Radverkehr eingesetzt hat, wie man es dieses Jahr tun wolle. Hier kann es – stadteinwärts sogar ohne Mehrkosten – sinnvoll eingesetzt werden, statt wieder irgendwelche Verschlimmbesserungen damit anzustellen. Außerdem wurde das Geld für den Radverkehr im vergangenen Jahr nur zur Hälfte verausgabt.“ Auch andere Verwaltungsgründe wie die Versetzung einer Ampel sieht sie als vorgeschoben: „Für die Brose-Ansiedlung wurden für viele Millionen Steuergeld Hochspannungsleitungen in die Erde verlegt und alleine in diesem Jahr für die Zufahrt zum dortigem Erweiterungsbau mehrere Hunderttausend Euro vom Stadtrat zur Verfügung gestellt. Da sollten eine Ampel und ein paar Aphaltierungsarbeiten in der Friedrichstraße keine Herausforderung darstellen, zumal davon viele Bambergerinnen und Bamberger profitieren“, so Pappenscheller weiter.
Unterstützung bei ihrer Forderung nach einer guten Radinfrastruktur bekommen die Verantwortlichen von Radentscheid, VCD und ADFC auch noch von anderer Seite: Von einem amtierenden Stadtrat im sog. Fahrradforum der Stadt auf die hohen Radunfallzahlen angesprochen und was man denn tun könne, äußerte sich die Bamberger Polizei: Zwar seien die Ursachen bei den Unfällen vielfältig, aber bei der Infrastruktur könne man schon einiges machen. Man müsse sich aber irgendwann entscheiden, was man politisch wolle.
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