Aschermittwoch der Künstler mit Erzbischof Schick und der Künstlerin Konstantia Gourzi
„Wer vorgibt, Gott zu haben, wird gefährlich“
Beim Aschermittwoch der Künstler in Bamberg hat Erzbischof Ludwig Schick auf die vier Dimensionen der Religion hingewiesen. Es handele sich dabei um die Beziehungsdimensionen des Lebens: die Beziehung zu Gott als Sinn und Ziel allen Lebens, die Beziehung zu sich selbst als Subjekt und Person, die Beziehung zu den Mitmenschen und zur Schöpfung, sagte Schick in seiner Predigt im Bamberger Dom.
Die Beziehung zu Gott, so Schick, sei immer von der Suche nach Gott geprägt. „Wer vorgibt, Gott zu haben, wird gefährlich“, mahnte der Erzbischof. Die Frage nach Gott und der Austausch über die Suche nach Gott gehörten auch zum interreligiösen Dialog. „Er soll darüber sprechen, sich austauschen und diskutieren, wie die Religionen Gott sehen und auf welchen unterschiedlichen Wegen sie Gott, dem Urgrund und endgültigen Ziel, näherzukommen suchen.“
Jede wahre Religion wolle den Menschen den Menschen erschließen, dass er Beziehung zu sich selbst finde. Deshalb sei die zweite Dimension die rechte Beziehung zu sich selbst. „Was ist der Mensch, dass du dich seiner annimmst?“, heiße es in einem Psalm.
Die dritte Dimension sei die rechte Beziehung zu den Mitmenschen. Es sei die Uraufgabe aller Religionen, die Fragen zu stellen: Was ist der Mensch in seiner einzigartigen Würde und welche Rechte kommen ihm unveräußerlich zu? Wie müssen Menschen miteinander umgehen und was fördert sie? Welche Beziehungen braucht der Mensch, die seine Persönlichkeit entfalten und seinem sozialen Wesen gerecht werden?
Die vierte Dimension zur Natur und zur Schöpfung werde derzeit wieder deutlicher in den Blick genommen. Dazu habe auch Papst Franziskus mit seiner Enzyklika Laudato si beigetragen.
Diese vier Dimensionen müssten im religiösen Leben, im interreligiösen Dialog und im Dialog der Religionen mit der Gesellschaft immer vorhanden sein.
Beim Aschermittwoch der Künstler 2019 stehe in Bamberg vor allem die zweite Dimension, die Beziehung des Menschen zu sich selbst, im Mittelpunkt. Diese Dimension sei heute durch die Selbstentfremdung der Menschen besonders wichtig. Der Mensch finde heute nur schwer zu sich selbst. „Die Mobilität und die Kommunikationsmöglichkeiten bergen die Gefahr in sich, oberflächlich zu werden und dadurch weder sich selbst noch Gott, weder den Mitmenschen noch die Schöpfung zu erkennen und mit ihnen in guten Beziehungen zu leben.“
Die religiöse Musik von Konstantia Gourzi, so Schick, helfe, diese Dimension neu zu entdecken. Deshalb sei sie diesmal für den Aschermittwoch der Künstler ausgewählt worden. Gourzi ist eine international renommierte Wegbereiterin Neuer Musik und kreierte bereits zahlreiche Auftragskompositionen, u.a. für die Berliner und Münchner Staatsopern. Mit Bamberg verbindet sie in besonderer Weise ein Stipendium der Villa Concordia.
Nach der Liturgie im Dom fanden das Konzert „Anájikon, the Angel and the Blue Garden“ von Konstantia Gourzi im Spiegelsaal der Harmonie sowie ein Podiumsgespräch mit der Künstlerin und Erzbischof Schick statt. Des Weiteren ist seit Aschermittwoch ein Fastentuch von Lisa Huber aus Villach/Österreich im Dom zu sehen, das sie zum 90. Psalm gestaltet hat und das im vergangenen Jahr im Wiener Stephansdom präsentiert wurde.
Das Format des Aschermittwochs der Künstler hat Geschichte: Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg rief der katholische Schriftsteller Paul Claudel die Initiative ins Leben, um zur Begegnung von Kunst und Kirche anzuregen. Seitdem richteten international mehrere hundert Städte die Veranstaltung aus.
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