Effeltricher Winteraustreiben: „Fosalecken“
Bald ist es wieder soweit: Mit Stroh total vermummte Gesellen laufen unter lautem Gegröle durchs Dorf. Sie erschrecken Mädchen und kleine Kinder und werden dabei von hübschen, in farbenfroher Tracht gekleideten jungen Männern mit Peitschenschlägen vor sich her getrieben – bis alles brennt und alles vorbei ist.
Die Effeltricher sind die einzigen im Frankenland, die am Faschingssonntag (3.3.2019) einen alten Brauch aufleben und es so richtig krachen lassen. Und das seit fast 150 Jahren schon: Den Winter auszutreiben ist ein beliebter Faschingsscherz, der mittlerweile hunderte Neugierige anlockt und zu einer großen Gaudi ausartet. Gegen elf Uhr treffen sich die Mitglieder des Burschenvereins Zufriedenheit, alles Junggesellen, wie immer in der Scheune der Baumschule Kupfer, um einige ihrer Mitglieder in speziell für den Zweck angebautes Stroh zu hüllen. Eine schweißtreibende Arbeit – vor allem für den Träger, der so dick vermummt wird, dass ihm die Kälte des Tages nichts ausmacht. Wenn alle „Struuhbäärn“ – sie verkörpern den Winter, geschmückt und ihre Treiber da sind, kommen die hübsch und farbenprächtig geschmückten jungen Männer und ihre Mädchen ins Spiel. Punkt 13.30 Uhr beginnen sie, angeführt von der Blaskapelle und mit Peitschen bewaffnet, die Bären mit lautem Geknalle vor sich herzutreiben – zum Marktplatz bei der alten Tanzlinde. Auf dem Kopf tragen die jungen Männer dabei eine kunstvoll gefertigte Krone aus immergrünen Buchsbaumsträußchen. Damit symbolisieren sie den Frühling. Unterwegs rücken die „Bäärn“ immer wieder mal aus, um junge Frauen oder Kinder, die am Straßenrand dem Spektakel zuschauen, zu verschrecken und mit Ruß zu beschmieren; die Bärentreiber lassen dazu ihren Schlachtruf hören: „Allamoschee“ hallt es laut durchs Dorf; das ist der Name des hiesigen Faschingsvereins.
Am Marktplatz angekommen, bilden die Bären ein wildes Strohknäuel und die Fosalecken tanzen mit ihren Mädchen um sie herum. Dann beginnt Teil zwei des Brauches. Wie alle Jahre laufen nun die Bären, es ist mehr ein trolliges Schlendern, weil das Stroh so dick gebunden ist, zu einer Nebenstraße, wo schon ein Transporter auf sie wartet. Stehendes Fußes und in Reih und Glied angeordnet, fahren die Bären nach Baiersdorf, wo sie um 14.30 Uhr einen Festzug von der Jahnhalle durch die Stadt anführen. Dabei treiben sie ein letztes Mal ihr Unwesen und erschrecken die Leute. Der Musikverein Effeltrich spielt dazu flotte fränkische Weisen auf. Beim großen Parkplatz am Linsengraben schließlich endet der Zug. Die Bären befreien sich von dem Stroh, das in einem lodernden Feuer verbrannt wird, die jungen Fasalecken tanzen noch einmal mit ihren Trachten-Mädchen um das Feuer herum, als Symbol für das Verbrennen des Winters. Damit endet der Brauch; der Rest des Tages gehört dem bunten Faschingstreiben in Baiersdorf und Effeltrich.
Im Internet unter www.forchheimer-kulturservice.de Stichwort Fasching, sind alle Faschingsveranstaltungen der Fränkischen Schweiz aufgelistet.
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