HWK Oberfranken: Investitionen in die Zukunft der Beruflichen Bildung
Neustrukturierung der Bildungseinrichtungen und Engagement für die Meisterpflicht als Teil der Nachwuchssicherung
Die Handwerkskammer für Oberfranken investiert in die Zukunft der Beruflichen Bildung. „Unser Ziel ist es, für Auszubildende und die Betriebe im oberfränkischen Handwerk neue Lernwelten zu schaffen, die ihnen zeitgemäßes und vernetztes Lernen auf dem neuesten Stand ermöglichen“, erklärte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller beim Jahrespressegespräch der Handwerkskammer in Thurnau. Daher wird die Struktur der Berufsbildungs- und Technologiezentren (BTZ) der Kammer Stück für Stück erneuert, die Handwerkskammer bringt dafür in den kommenden Jahren rund 50 Millionen Euro auf. Die Investitionen in die Bildungseinrichtungen sind Teil der Bemühungen der HWK für Oberfranken, für das oberfränkische Handwerk den Nachwuchs zu sichern.
Ein anderer Aspekt, der das Handwerk für Jugendliche attraktiv hält bzw. erst macht, ist der Meisterbrief. Denn vor allem die Bildungserwartungen der Jugend und ihrer Eltern spielen bei der Berufswahl eine große Rolle. Nicht nur deshalb ist es für das Handwerk wichtig, einzelne Berufe und Gewerke wieder in die Meisterpflicht zu bekommen. „Wir haben die Daten seit der Novelle der Handwerksordnung 2004 analysiert. Dabei zeigt sich deutlich, dass der Wegfall der Meisterpflicht für über 50 Handwerksberufe zwar – wie politisch erwünscht – zu einem regelrechten Gründungsboom in diesen Gewerken geführt hat“, erläuterte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Thomas Zimmer. „Gleichzeitig hat sich dort aber ein dramatischer Rückgang der Ausbildungsleistung vollzogen.“ Im Umkehrschluss könne man daher auch sagen – ohne Meister keine Ausbildung. Thomas Zimmer: „Über 95 Prozent unserer Auszubildenden im oberfränkischen Handwerk werden in Betrieben der Anlage A, also Gewerke, in denen der Meisterbrief für die Selbständigkeit vorgeschrieben ist, ausgebildet.“ Daher setze sich das Handwerk unter dem Slogan #JAzumMeister im Jahr 2019 und auch darüber hinaus dafür ein, wieder mehr Gewerke in die Meisterpflicht zu nehmen.
Das Ja zum Meisterbrief soll aber kein Nein zu Betrieben der Anlagen B1 (zulassungsfreie Gewerke, keine Meisterpflicht) und B2 (handwerksähnliche Berufe, keine Meisterpflicht) sein. „Wir wissen, dass in vielen unserer B1- und B2-Betriebe gute Arbeit geleistet wird“, sagte Thomas Zimmer. „Wir sehen aber auch, dass die Überlebensrate dieser meist Soloselbständigen oder sehr kleinen Betriebe vergleichsweise schlecht ist.“ Daher entwickelt die Kammer parallel zur politischen Arbeit für die Meisterpflicht ein passgenaues, modular aufgebautes Weiterbildungsangebot für Betriebe, um das Qualifizierungsniveau stetig auf dem Stand der Technik zu halten und schrittweise zu steigern. „Das ist für uns zusätzlich gelebter Verbraucherschutz. Denn“, so Präsident Zimmer, „viele Kunden wissen gar nicht, dass man in den B1- und B2-Gewerken überhaupt keine fachliche Ausbildung haben muss, um sich darin selbstständig zu machen.“ Der Fliesenleger beispielsweise könnte auch ein Politikstudium absolviert haben, der Maßschneider eine Gärtnerlehre.
Investitionen für die Nachwuchssicherung
Für Thomas Koller und Thomas Zimmer haben Qualifizierungen wie der Handwerksmeister einen weiteren wichtigen Effekt. „Die dringend benötigten Fachkräfte der Zukunft wollen für sich gute Bildungs- und Karriereperspektiven.“ Daher sei es so extrem wichtig, dem Nachwuchs im Handwerk adäquate Abschlüsse und Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten. „Hier schließt sich für uns auch der Kreis zu unserer Investitionsstrategie. Wir bauen moderne Bildungseinrichtungen, durch die wir in der Lage sind, attraktive Ausbildungsinhalte und -formen anzubieten. Diese wiederum spiegeln sich dann auch in den Qualifizierungsmöglichkeiten. Die neue Struktur der Bildungseinrichtungen wird also dazu beitragen, den Nachwuchs in das Handwerk zu bringen und auch im Handwerk zu halten.“ Entsprechend der Planungen werden im Jahr 2020 die Bauarbeiten für den Teilneubau und die Modernisierung des BTZ Hof starten. Für das neu zu bauende BTZ Oberfranken-West werden wohl im laufenden Jahr das Gutachten und die Raumplanung fertiggestellt, so dass frühestens 2021 mit dem Bau begonnen werden kann. Parallel dazu wird das BTZ in Bayreuth schrittweise modernisiert.
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