Sonntagsgedanken: Die Taufe Jesu und unsere Taufe

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Am 1. Sonntag nach dem Dreikönigstag erinnert die Kirche an die Taufe Jesu im Jordan durch den Täufer Johannes. Wie Jesus aus dem Wasser steigt, hört er eine göttliche Stimme aus dem Himmel, die ihm die Gottessohnschaft zusagt. Manche Theologen gehen davon aus, dass Jesus erst durch diese Handlung quasi als Sohn Gottes adoptiert wurde. Dann könnten wir uns also die gefühlsbetonten Weihnachtsgeschichten sparen, über die der Apostel Paulus, unser bester Zeuge, ohnehin nichts schreibt, ebenso die Jungfrauengeburt, die heute vielen Menschen Mühe macht. Dass selbst religionslose Zeitgenossen der Taufe große Bedeutung beimessen, habe ich selbst erlebt. Da besuchte mich ein Paar, das seinen Sohn taufen lassen wollte. Die Mutter war aus der Kirche ausgetreten, der Vater hatte ihr nie angehört, eben ein Ungetaufter aus den neuen Bundesländern. Die Taufe ist aber weder ein alter Volksbrauch, der „sich eben gehört“, noch ein magischer Ritus, der kraft Vollzug eine überirdische Aura verleiht, sondern sie muss verstanden und persönlich angenommen werden. So hoffe und bete ich auch für diesen von mir getauften Jungen, dass er trotz seines Elternhauses seinen Weg zum Glauben findet. Vielleicht besucht er einen kirchlichen Kindergarten oder später den Religionsunterricht.

Am besten erfassen wir den christlichen Glauben, auch den Sinn der Taufe, wenn wir die Lieder unserer Kirche bewusst mitsingen, denn der Gesang kommt aus den Herzen, kann die Herzen besser erreichen als hochgelehrte Vorträge, und wer singt, fühlt sich als Teil einer großen Gemeinschaft, die ihn trägt. Das eindrucksvollste Tauflied der evangelischen Kirche heißt „Ich bin getauft auf Deinen Namen“ und steht unter der Nummer 200 im bayerischen Gesangbuch. Tauchen Sie einfach ein in die Sprache, in den Rhythmus dieses Liedes. Der schönste Vers aber ist der zweite:

„Du hast zu Deinem Kind und Erben, mein lieber Vater, mich (in der Taufe) erklärt; du hast die Frucht von Deinem Sterben, mein treuer Heiland, mir gewährt; du willst in aller Not und Pein, o guter Geist, mein Tröster sein.“

Durch die Taufe bin ich zum Kind Gottes geworden, sie spricht mir die Vergebung meiner Schuld und das „ewige Leben“ zu, sie schenkt mir Anteil an der Kraft des Heiligen Geistes, der mich täglich zu einem fröhlichen, christlichen Leben führen will.

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind