Theater Heroldsbach – Premiere geglückt

„Wer nicht hören will, muss fühlen“ lautet der Titel des diesjährigen Theaterstücks der Theatergruppe Heroldsbach-Thurn, welches noch an verschiedenen Aufführungstagen im Januar in der Hirtenbachhalle aufgeführt wird. Am vergangenen Freitagabend fand die Premiere statt.

Es ist bekanntlich schwer an ohnehin schon sehr gute Laienschauspielkünste anzuknüpfen, doch genau dieses Ziel hat die Theatergruppe Heroldsbach-Thurn am vergangenen Freitag bei der Premiere der diesjährigen Theatertage vollumfänglich erreicht. Dabei steckte der Verein noch vor drei Jahren in einer tiefen Krise. Interne Meinungsverschiedenheiten gipfelten in einer Aus- und Rücktrittsorgie von Vereinsmitgliedern, öffentliche Denunzierungen gab es én masse, Rechtsanwälte wurden bemüht. Mit viel Engagement ist es der Vereinsvorstandschaft um ihren Ersten Vorstand Otto Pimiskern gelungen das Schiff „Theatergruppe“ wieder in ruhigere Fahrwässer zu führen. Aus der Krise jedenfalls ist der Verein gestärkt hervorgegangen.

Dies konnte man als externer Betrachter bei den diesjährigen Theatertagen eindrucksvoll. „Wer nicht hören will muss fühlen“. Diesen Titel trägt das diesjährige Erwachsenenstück der Heroldsbacher. Worum es diesmal geht? Hauptakteur im Stück ist Wastl Möhri (Gerhard Legenfelder), der es faustdick hinter den Ohren hat, denn der Witwer erfüllt so alle Klischees, die man auf Single-Männer bezieht. Seine beiden Nichten Helma Wachs (Theresa von Bentzel) und Josefa Klein (Susanne Melcarne-Weber) haben es ihrer verstorbenen Mutter noch am Sterbebett versprochen, sich um ihren Onkel zu kümmern. Sie kochen, waschen, putzen, kümmern sich um die Vermögensverwaltung, doch alles hat auch seine Grenzen. Als Onkel Wastl sich die siebte Heizdecke in fünf Wochen für einen Einzelpreis von rund 600 Euro aufschwatzen lässt, ist für die beiden Frauen „Schicht im Schacht“, sie stoßen an ihre Grenzen und das merken sie auch. Außerdem sehen sie ihr Erbe schwinden. Kurzerhand wird beschlossen eine „Rundumbetreuung“ zu engagieren und man kommt auf die Idee eine polnische Pflegekraft zu organisieren. Onkel Wastl ist skeptisch, lässt sich aber doch überreden, als ihm versprochen wird, eine junge, hübsche und liebevolle Polin als Betreuerin zu bekommen.

Doch dann kommt alles anders. Als die Türe aufgeht und mit Radka Motzky (Carina Schmidt) eine, wie Onkel Wastl sie nennt, „alte zähe polnische Weihnachtsgans“ in der Türe steht, die das Kommando übernimmt, herrscht ein ganz anderer Wind im Hause Möhri. Endgültig bricht das Chaos dann aus, nachdem Onkel Wastl das heimische Schlafzimmer an seinen Freund Hardy Greulich (Christoph Lixl) quasi als eine Art „Stundenhotel“ vermietet hat in dem er im Rahmen eines Blind-Date die junge, hübsche Blondine Ludmilla Butsch (Anna Häfner) treffen will und die Affäre mit der neuen polnischen Rundum-Betreuungskraft verwechselt wird. Hardys Ehefrau Erna Greulich (Anne Mauser), die zuhause ein „straffes Regiment“ führt und ihren Ehemann und auch ihren Vater Alfons Ängstlich (Daniel Eichinger) unterdrückt. Ehemann Hardy legt sich deswegen Affären zu. Mitten in die Irrungen und Wirrungen des Theaterstückes ist es auch immer wieder der stotternde Staubsauger-Vertreter Eugenius Swirl (Michael Hümmer), der kräftig mitmischt und mit seinem Vorführ-Gerät „Tiger“ immer wieder für situationskomische Szenen sorgt.

Unter dem Strich lässt sich sagen, dass das diesjährige Theaterstück wohl auch die in den letzten Jahren beste Leistung des Ensembles widerspiegelt. Aus einer guten schauspielerischen Gesamtleistung müssen aber trotzdem einige Akteure hervorgehoben werden: Überragend ein Gerhard Lengenfelder, der in seiner Rolle als Onkel Wastl aufgeht. Aber auch Carina Schmidt ist die Rolle der polnischen Pflegekraft Radka Motzky wie auf den Leib geschnitten. Vorzüglich Anne Mauser, die die resolute Ehefrau Erna Greulich hervorragend spielt. Neu in diesem Jahr dabei Anna Häfner, die schon in der eigenen Theaterjugend aktiv war.

Apropos Theaterjugend: Im Vorfeld des Erwachsenenstückes läuft das rund 20minütige Jugendstück „Das Geheimnis der 7. Kugel“. Auch hier lässt sich sagen, dass die Darsteller, unter der Leitung von Susanne Melcarne-Weber eine sehr gute schauspielerische Leistung ablieferten, wie man sie so in den letzten Jahren bisher nicht sehen konnte. Gelungen auch einmal mehr das Bühnenbild und die noch bessere Tontechnik. Neu für die Spielleitung verantwortlich sind Björn Ballbach und Jutta Lunz, die die Nachfolge für die im letzten Jahr verstorbene Spielleiterin Dorothea Seuberth übernommen hatten. Seuberth würde mit Sicherheit stolz darauf sein, was ihre Schützlinge in diesem Jahr alles auf die Bühne gebracht hatten. Die acht Euro Eintrittsgeld pro Person sind gut investiert.

Wer so richtig herzhaft lachen will, der hat noch an folgenden Aufführungsterminen Gelegenheit: 11./12./13./18. und 19. Januar. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Raiffeisenbank Heroldsbach, oder auch an der Abendkasse. Einlass ist jeweils 18 Uhr; Beginn: 19.00 Uhr