Ahnenforschung digital: Bamberger Diözesanarchiv startet neue Matrikeldatenbank

Symbolbild Bildung

Protokolle der Bistumsleitung aus dem 17. und 18. Jahrhundert digitalisiert

Archivdirektor Dr. Andreas Hölscher (stehend) zeigt dem Leiter Hauptabteilung Kunst und Kultur, Domkapitular Dr. Norbert Jung, die Matrikeldatenbank. Foto: Diözesanarchiv/Mirko Ganesch

Archivdirektor Dr. Andreas Hölscher (stehend) zeigt dem Leiter Hauptabteilung Kunst und Kultur, Domkapitular Dr. Norbert Jung, die Matrikeldatenbank. Foto: Diözesanarchiv/Mirko Ganesch

Das Archiv des Erzbistums Bamberg vereinfacht die Ahnenforschung. Eine neue Matrikeldatenbank bietet Nutzern, die in den kirchlichen Datenbeständen nach ihren Vorfahren suchen, neue Möglichkeiten. „Während bisher auf Mikrofilmen recherchiert wurde, können jetzt mehrere Nutzer gleichzeitig die digitalisierten Einträge einsehen und auch schnell zwischen den Datenbeständen verschiedener Pfarreien wechseln“, erläutert der Leiter des Archivs, Andreas Hölscher. Auch Zusatzinformationen seien besser einsehbar und könnten mit ausgedruckt werden.

In den Pfarrgemeinden wurden seit dem 16. Jahrhundert Taufen, Eheschließungen und Begräbnisse in sogenannten Matrikelbüchern eingetragen. Deutschlandweit wurden ab 1976 alle Matrikelbücher der Pfarreien mit einer Laufzeit bis 1875 von den zuständigen Diözesanarchiven zentralisiert. Als eine der ersten Diözesen schloss Bamberg 1983 die Verfilmung der Bestände ab. 1875 gab es im Erzbistum Bamberg 222 Pfarreien und Kuratien, die Matrikeln führten. Der Bestand umfasst bis dahin 2364 Matrikelbücher. Das älteste stammt aus der Pfarrei Mariae Heimsuchung im mittelfränkischen Bühl. Es enthält Tauf- und Eheeinträge ab 1561, Beerdigungen wurden später erfasst. Im Lesesaal des Bamberger Diözesanarchivs am Regensburger Ring stehen zwölf Arbeitsplätze zur Benutzung der Matrikeldatenbank zur Verfügung.

Das Diözesanarchiv hat auch weitere wichtige Teile seines historischen Bestandes digitalisiert. In den vergangenen drei Jahren wurden die Protokollbände des Fürstbischöflichen Vikariats, die von 1594 bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts komplett erhalten sind, mit Unterstützung der Oberfranken-Stiftung restauriert und digital erfasst. „Die Protokollbücher sind zentral für die Bamberger Bistumsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie bieten darüber hinaus Einblicke in die Abläufe der kirchlichen Verwaltung der damaligen Zeit“, so Archivdirektor Hölscher.

Nach der Reformation und der Kirchenspaltung richteten die Fürstbischöfe in ihren Bistümern erstmals dauerhaft eigene Ämter und Gremien ein, die sich um die religiösen Aufgaben der Kirche kümmerten: die Vikariate, die Vorläufer der heutigen Generalvikariate. Mindestens einmal pro Woche kamen die Vikariatsräte zu Beratungen über die Errichtung und Unterhalt von Pfarreien, Ausbildung von Priestern, Versetzungen von Pfarrern, Angelegenheiten von Klöstern, aber auch Fragen rund um Eheschließlungen und das Verfassen von Testamenten zusammen. Das exemplarische Restaurierungstagebuch eines Protokollbandes ist auf https://archiv.erzbistum-bamberg.de/vikariatsprotokolle veröffentlicht. Eine wissenschaftliche Einführung bietet der aktuelle Aufsatz „Die Vikariatsprotokolle des Geistlichen Rats im alten Bistum Bamberg“ von Dr. Andreas Hölscher in „Geschichte in Franken 2“, herausgegeben von Günter Dippold.