Erzbischof Schick feierte Gottesdienst mit Häftlingen in der JVA Nürnberg
„Entwickelt eine Sehnsucht nach dem Guten“
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat am dritten Adventssonntag die Justizvollzugsanstalt Nürnberg besucht, um gemeinsam mit Untersuchungshäftlingen und Mitarbeitern einen Gottesdienst zu feiern. Der Advent als Zeit des Wartens und der Sehnsucht sei für Häftlinge eine besonders schwierige Zeit, sagte der Erzbischof. Er riet den Teilnehmern des Gottesdienstes, sich diesem Gefühl nicht zu verschließen, sondern vielmehr eine „Sehnsucht nach dem Guten“ zu entwickeln: „Wirkt mit, dass unsere Welt durch euch und für euch eine bessere wird“, forderte Schick auf.
Der Erzbischof betonte, dass er nicht in die Haftanstalt gekommen sei, „um Schwarz-Weiß zu malen“. Ein jeder der Anwesenden müsse sich mit den Taten auseinandersetzen, die ihn in seine derzeitige Situation gebracht hätten. Ein fundamentaler Bestandteil des christlichen Glaubens sei die Überzeugung, „dass kein Mensch von Natur aus böse ist“. Jeder habe die Fähigkeit, sich zu ändern und Gutes zu tun, so Schick.
Mit der Weihnachtsgeschichte vom unsichtbaren Ring ermutigte der Bamberger Oberhirte die Inhaftierten, auf das Gute in sich zu vertrauen und standhaft zu bleiben. In der Geschichte wurde einem kranken und einsamen Mädchen an Weihnachten ein unsichtbarer Ring geschenkt. Der Glaube an diesen Ring gab ihm neue Hoffnung und befähigte es dazu, in seinem Leben Berge zu versetzen. Einen solchen unsichtbaren Ring habe jeder, der an Gott und Jesus Christus glaube, versicherte Schick: „Wer mit Versuchungen konfrontiert wird, der kann durch seinen Glauben daran erinnert werden, auch in schwierigen Situationen das Richtige zu tun.“
Gefängnisseelsorger Andreas Bär sprach die kollektive Einsamkeit an, die gerade zur Advents- und Vorweihnachtszeit in den Gefängniszellen herrsche. Es liege in der Verantwortung jedes Einzelnen, „kreativ mit dieser Lage umzugehen und selbst auf eine bessere Situation hinzuarbeiten“, so Bär.
Nach der Feier schenkte Schick jedem der Anwesenden eine kleine Krippe aus Betlehem als Andenken und zur Vorbereitung auf Weihnachten. Anschließend suchte der Erzbischof das Gespräch mit der Gefängnisleitung und mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Haftanstalt. Er erkundigte sich nach therapeutischen Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Alltag nach der Haftentlassung. Dem Personal der JVA dankte er für die dringend notwendige und oft nicht leichte Arbeit.
Bei einem Mittagessen, das er gemeinsam mit Gefangenen einnahm, traf der Erzbischof unter anderem einen Häftling, der durch Gefängnisseelsorger Bär mit dem Christentum in Kontakt gekommen ist und sich nun gerne taufen lassen möchte. „Ich bin schon dabei, die Zehn Gebote auswendig zu lernen“, versicherte dieser dem Oberhirten.
Jedes Jahr besucht Schick im Advent eine Haftanstalt. Mittlerweile kennt er alle neun Gefängnisse des Erzbistums, hat dort gepredigt und das Gespräch mit Insassen gesucht.
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