Sonntagsgedanken: Von Gebrochenen und Resoluten

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Das Drama „Draußen vor der Tür“ erzählt: Da kommt ein Mann aus dem Krieg nach Hause, müde und gebrochen. Aber daheim wartet niemand auf ihn, niemand nimmt ihn auf. Schließlich bleibt ihm nur der Selbstmord. Zwar erscheint Gott in diesem Stück. Aber er ist ein alter, ziemlich weinerlicher Großvatertyp, der nicht helfen kann, der nichts mehr versteht, den niemand mehr versteht. Ganz anders lesen und singen wir es in dem schönen Lied „Bis hierher hat mich Gott gebracht“, Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt, die Verfasserin dieser Zeilen, hätte auch allen Grund gehabt zu zweifeln, zu verzweifeln. Als Flüchtlingskind war sie mitten in den Wirrnissen und Schrecknissen des Dreißigjährigen Krieges in Thüringen geboren und musste mit ihrer Familie in der Fremde neu anfangen. Sie entwickelte sich zu einer stets freundlichen, hoch gebildeten, tief gläubigen Frau, zu der begabtesten deutschen Dichterin, die fast 600 Lieder verfasste. An ihrem starken Gottvertrauen konnten auch die langen Jahre ihrer Krankheit nichts ändern. Sie lebte adventlich. Die Gewissheit, dass Jesus Christus kommen und sie in Gottes neue Welt führen würde, war das Feuer, an dem sie sich wärmen konnte.

Die Not kann einen Menschen, der keinen festen Halt hat, aber auch zerbrechen. Not lehrt eben nicht nur beten, sondern auch fluchen. Es hängt immer von der persönlichen Einstellung ab.

Da gibt es freilich noch eine dritte Gruppe, nämlich die Menschen, die, getroffen von einem Schicksalsschlag, sich aus eigener Kraft hochrappeln oder alles mit einem fatalistischen Achselzucken hinnehmen. Eine gute Portion Optimismus und Selbstvertrauen kann ich natürlich jedem nur empfehlen. Aber ich möchte den allzu Resoluten doch dies Wort des dänischen Philosophen Sören Kierkegard ans Herz legen:“

Gott nötig haben ist nichts, dessen man sich schämen müsste, sondern es ist die Vollkommenheit, und es ist am traurigsten, wenn etwa ein Mensch durchs Leben ginge, ohne zu entdecken, dass er Gott nötig hat.“

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind