Himmlische Angebote für Kinder waren am 2. Adventssonntag auf der Plassenburg geboten
Weihnachtsschmuck aus flüssigem Metall und Gender-gerechte Puppen
Ganz im Zeichen der Vorweihnacht stand der Aktionstag für Kinder am 2. Advent auf der Plassenburg. Die Mitarbeiter der Stiftung „Landschaftsmuseum Obermain und Deutsches Zinnfigurenmuseum“ hatten für den ganzen Tag ein abwechslungsreiches Angebot für Kinder und Jugendliche geplant. Neben Zinngießvorführungen wurden das Bemalen von Weihnachtsschmuck, Kinderführungen durch eine Puppenanssstellung, Kleiderbasteln für Barbiepuppen und Adventssingen angeboten.
Statt der üblichen Soldaten- oder Tierfiguren wurden diesmal von den Museumsmitarbeitern Jürgen Treppner und Sonja Decker Formen für ganz besonderen Weihnachtsschmuck hervorgeholt, in denen mit heißem geschmolzenem Zinn Engel, Sterne und Herzen entstehen. „Die Formen aus Schiefergestein sind Teil einer Schenkung von Erben der in Fachkreisen berühmten, inzwischen vertorbenen, Zinnfigurenherstellerin Marleen Worbs aus Lübeck, die vor einigen Monaten dem Zinnfigurenmuseum von deren Erben überantwortet wurde“, erklärte Sonja Decker.
Etwa 50 bis 60 Figuren kann Zinngießer Klaus Frankenberger, der im Museum vor staunenden Zuschauern mit 390 Grad heißer, flüssiger Zinnlegierung hantiert, in einer Stunde gießen. „Das geht recht schnell, man muss vor allem darauf achten, dass die Form schon vor dem Guß schön warm und gut mit Talkumpuder ausgepinselt ist, dann läuft das Metall sauber in alle Ritzen“, so der erfahrene Handwerker. Schon kurz nach dem Herauslösen aus der Form und dem Erkalten trennt er überflüssige Metallbestandteile mit einem Seitenschneider ab. Die Figur wird dann mit einem scharfen Messer entgratet und mittels einer Feile an den zunächst scharfkantigen Rändern geglättet. Anschließend durften die Kinder die Figuren im zweiten Stock des Arsenalbaus unter Aufsicht bemalen und den so selbst gestalteten Baumschmuck danach auch mit nach Hause nehmen.
Zur Mittagszeit kamen die ersten beiden Kinder ins Museum, die sich gleich auf den silbern schimmernden Schmuck stürzten, um ihn mit einem Potpourri an Farben festlich zu verzieren. Melissa, 13 Jahre alt , und ihre jüngerer Bruder Pascal, beide aus See bei Neuenmarkt, suchten sich unter Aufsicht ihrer Mutter Jasmina Arndt einen Leuchter tragenden Engel und einen scharfgezackten Stern aus. Die junge Nachwuchskünstlerin genoss den Nachmittag auf der Burg: „Es macht großen Spaß den Weihnachtsschmuck selbst zu bemalen“.
Nachdem wohl aufgrund des schlechten und stürmigen Wetters vormittags noch kein „Workshop Barbiepuppe“ zustande kam, nahmen am Nachmittag zwei Mädchen an der Kinderführung durch die Puppenausstellung im Zinnfigurenmuseum teil. Jürgen Treppner erklärte kindgerecht und anschaulich, welchen Wandel die Barbie als Spielzeug in den vergangenen fast sechs Jahrzehnten durchgemacht hat. „Teilweise war Barbie gar nicht so extrem schlank, wie wir sie heute kennen“, betonte Treppner vor einer recht üppigen Ausführung des berühmten Spielzeugs aus den 1980er Jahren. Barbies Begleiter Ken hatte in frühen Herstellungsjahren Haar, das eine einfache Bedeckung aus Plastik war, während später sogar rasier- und schneidbares Haarimitat in seinen Kopf eingebracht waren. Auch die Wohnwelten der Puppe, die in den Anfangszeiten aus einfachem Karton, später aufwändig aus Kunststoffen hergestellt waren, faszinierten die kleinen Besucherinnen.
Aufmerksam lauschten die Mädchen den Ausführungen Treppners zum Wandel im Berufsbild der Barbie, die zunächst um 1960 in bespielbaren Gebäuden eher als Hausfrau oder in damals typisch weiblichen Berufsfeldern wie in einem Schönheitssalon oder im Gastroservice gezeigt wurde. Erst allmählich wandelte sich das Angebot des Spielwarenherstellers in den vergangenen dreißig Jahren und Barbie wird in den späten 1980er Jahren Zahnärztin, dann Soldatin und ist schließlich als Präsidentin der USA zu sehen oder gar in einer geschlechtlich nicht mehr festgelegten Rolle als Vertreterin des Gender Mainstreaming, als androgyner Superstar der Popmusik.
Im Anschluss an die Führung durften die beiden Teilnehmerinnen Lena Günther (9 Jahre) und Lara Bürger (10 Jahre) ihre mitgebrachten Barbies selbst neu ausstatten. Zusammen mit Museumspädagogin Moni Mix suchten sie im hoch über der Kulmbacher Altstadt im Westflügel der Plassenburg gelegenen Pädagogikraum wie in einer Designwerkstatt Stoffe für ein Kleid aus, das die beiden für ihre Puppen selbst schneidern durften. Auch Accessoires herzustellen, wie etwa eine Kopfbedeckung oder eine Handtasche, bot die Museumspädagogin den Schülerinnen an. Der Spaß war den beiden Mädchen deutlich anzusehen. Bedauerlicher Weise haben nur sie an diesem draußen trüben Sonntag den Weg zu bestens durchgeführten und pädagogisch wertvollen Adventsaktion der Stiftung Landschaftsmuseum Obermain und Deutsches Zinnfigurenmuseum gefunden in die warmen und wunderbar präparierten Räume der Plassenburg gefunden.
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