Bamberger GAL: „Bamberg-Pass würde Teilhabe ohne Scham ermöglichen“
Grüne wollen Menschen mit geringem Einkommen besser einbinden – Bei Info-Abend wurde Vorbild Nürnberg-Pass vorgestellt
Norbert Kays arbeitet nicht nur für den Nürnberg-Pass, er lebt auch für ihn. Man merkt dem Mitarbeiter der Stadt Nürnberg an, dass er eine Berufung hat, die er mit Herzblut und Engagement verfolgt: Er will soziale und kulturelle Teilhabe für Menschen mit geringem Einkommen. Dafür ist der Nürnberg-Pass ein Zeichen – und genau deshalb hat die GAL-Stadtratsfraktion Kays nach Bamberg eingeladen, um über das Konzept der fränkischen Nachbarstadt zu berichten. Denn auch Bamberg braucht so etwas, eben einen Bamberg-Pass, meinen die GAL-Stadträte Wolfgang Grader und Andreas Reuß sowie Dr. Juliane Fuchs vom GAL-Vorstand, die den Diskussionsabend organisierten.
Was also ist der Nürnberg-Pass? Genau genommen nur ein kleiner farbig gedruckter Ausweis auf Papier. Den bekommen alle, die Sozialleistungen beziehen, etwa Hartz IV oder Grundsicherung im Alter. Man geht mit dem entsprechenden Bescheid und seinem Personalausweis an eine der beiden Ausgabestellen in Nürnberg, zieht ein Wartenummer, wird aufgerufen, legt seine beiden Dokumente vor, der Pass wird auf Papier ausgedruckt, und fertig. „Wenn man Glück hat, ist man nach fünf Minuten fertig“, sagt Norbert Kays, „alles ist einfach und möglichst unaufwändig.“ 51.000 Nürnbergerinnen und Nürnberger haben den Pass.
Sie können mit dem Nürnberg-Pass im Geldbeutel beispielsweise in allen städtischen Kultureinrichtungen vergünstigte Eintrittskarten bekommen, ebenso in den Bädern und Sportstätten, Vereine oder Apotheken geben Rabatt, der ÖPNV bietet eine günstige Monatskarte. „Alles Angebote, die ärmeren Menschen die Möglichkeit geben, dabei zu sein und nicht wegen Geldmangel ausgegrenzt zu bleiben“, erklärt Norbert Kays.
Bekommen die Anbieter dafür einen finanziellen Ausgleich von der Stadt? „Nein“, sagt Kays, „sie finanzieren die Verbilligungen selbst, haben dafür aber auch mehr Besucher und Kundinnen, und natürlich Werbung. Man kann das nicht nur als Verlust sehen, es ist auch ein Gewinn.“ Vor allem bei den städtischen Einrichtungen ist es in Nürnberg mit einem SPD-Oberbürgermeister eine politische Entscheidung, nicht nur zu rechnen, erklärt Kays. „Nürnberg steht offensiv zur Armut, die Teilhabe aller wird als politische Aufgabe verstanden“, formuliert Kays diese Haltung, die er in der Verwaltung mit Leidenschaft umsetzt.
Und Bamberg? Dass es hier keine Vergünstigungen für Menschen mit geringem Einkommen gibt, kann man nicht sagen. Allerdings müssen die an den jeweiligen Kassen ihre Bescheide ausbreiten, um Nachlass zu bekommen – das wird als unwürdig empfunden und daher oft nicht genutzt. „Ein Bamberg-Pass würde auch den Bambergerinnen und Bambergern das Signal geben: Ihr seid hier willkommen, müsst euch nicht für die Vergünstigung schämen, wir freuen uns über euch!“ sagt Jonas Glüsenkamp vom GAL-Vorstand, der den Abend moderierte.
So sah es auch das Publikum, in dem mehrere Vertreter*innen von Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände saßen. Dort gab es bereits Überlegungen, eine Art Bamberg-Pass selbst auf die Beine zu stellen. „Aber natürlich wäre es schon die Aufgabe der Stadt, sich um soziale Gerechtigkeit in der Stadtgesellschaft zu kümmern“, so ein Anwesender. Ziel der Grünen – und dafür sollte der Abend der Auftakt sein – ist es, Mitstreitende für die Idee Bamberg-Pass zu finden und einen solchen dann in Bamberg auf den Weg zu bringen.
Blickt man auf die Historie des Nürnberg-Passes wird es dafür auch langsam Zeit: Dieser wurde 1986 eingeführt, also vor über 30 Jahren.
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