Sonntagsgedanken: Gedanken zum Toten- oder Ewigkeitssonntag
Im Herbst 1898 unternahm der deutsche Kaiser Wilhelm II. eine Schiffsreise ins Heilige Land. Kurz vor der Anlandung geriet seine Yacht in einen heftigen Sturm und so mancher an Bord dachte, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Da fragte der kaiserliche Hofprediger den Kapitän: „Kommen wir heute noch nach Jerusalem?“ Er bekam die Antwort: „Das schon. Zu fragen ist nur: ins irdische oder wohl eher ins himmlische.“ Der Geistliche erbleichte und rief entsetzt aus: „Ja, das hoffentlich nicht!“
Eine typische Reaktion? Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, in der evangelischen Kirche Toten- oder Ewigkeitssonntag genannt, richten wir unseren Blick auf das himmlische Jerusalem, das unsere Gesangbuchlieder in schönen, leider oft nicht mehr verstandenen Worten besingen. Aber warten wir wirklich, freuen wir uns gar auf dieses neue Jerusalem, also auf Gottes neue Welt? Viele Menschen nehmen gern die kirchliche Begleitung in den Festzeiten des Lebens in Anspruch, lassen sich kirchlich trauen, ihre Kinder taufen, wollen auch vom Pfarrer bestattet werden. Aber im Alltag!? Wenn ich darauf vertraue, dass Christus mich zum „ewigen Leben“ führen wird, verhalte ich mich heute schon anders, nämlich gelassener und zugleich ernsthafter. Dann verlieren die Dinge dieser alten vergehenden Welt ihre letzte Bedeutung, der Job, die Meinung der anderen, selbst die Gesundheit. Dann werde ich mich auch bemühen, mit aller Kraft den Willen Gottes zu tun, nämlich das Gute. Was das konkret heißt, das kann, das muss ich selbst entscheiden.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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