„Nehmen Sie das Studium wichtig“ – Jan Philipp Reemtsma bei der Akademischen Jahresfeier der Universität Bayreuth
Ihren 43. Geburtstag hat die Universität Bayreuth vorgestern in großem Rahmen gefeiert. Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Leible nützte den Dies Academicus, um auf ein überaus erfolgreiches Jahr zurück zu blicken: „Wir werden internationaler, bekommen einen Ableger und werden mit einem Exzellenzcluster durchstarten. Das ist ein Erfolg – und ein Auftrag für die Zukunft!“ Den Festvortrag hielt Prof. Dr. phil. Jan Philipp Reemtsma, Gründer und geschäftsführender Vorstand der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Er sprach „über das Wichtignehmen“. Die im Rahmen des Jahrestags vergebene Universitätsmedaille für besondere Verdienste ging an Prof. Dr. Dymitr Ibriszimow. Auch die Studierenden kamen zu Wort: Der Vorsitzende des Studierenden-Parlaments (StuPa), Lasse Büchen, betonte vor allem das gute Klima an der Universität Bayreuth.
In einer witzigen und an literarischen und philosophischen Zitaten reichen Festrede ermutigte Jan Philipp Reemtsma gestern die Studierenden, sich voll auf ihr Fach zu konzentrieren, es im Wortsinne „wichtig“ zu nehmen. „Sie sind in einer ungeheuer privilegierten Situation“, so Jan Philipp Reemtsma zu den Studierenden, „die Gesellschaft steckt viel in Universitäten, Bibliotheken, in Ihren Zugang zu Wissen. Dann müssen Sie Ihr Studium, das Fach, in dessen Tradition Sie stehen, auch wichtig nehmen.“ Das wollte Reemtsma nicht im Sinne von „etwas zurückgeben“ verstanden wissen: „Nein, ganz egoistisch nur für sich selbst, im bestmöglichen Sinne. Das heißt auch, das Studium nicht zu vertrödeln.“ Und er appellierte an die Studierenden, die Möglichkeiten, die die Universität Bayreuth bietet, auch über den Horizont des eigenen Fachs hinaus zu nützen. „Jeder Student sollte das Angebot, ein gebildeterer Mensch zu werden, annehmen.“
Mit Jan Philipp Reemtsma hatte die Universität Bayreuth einen Intellektuellen und Mäzen erster Güte eingeladen. Das von ihm gegründete Hamburger Institut für Sozialforschung wurde insbesondere durch die kontrovers diskutierten Wehrmachtsausstellungen bekannt. Er selbst lehrt Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg und war von 2013 bis 2016 Mitglied im Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland. Reemtsma ist Träger zahlreicher Preise, darunter des Teddy Kollek Prize der Jerusalem Foundation.
Rückblick auf ein erfolgreiches akademisches Jahr 2018
Etwa 13.500 Studierende hat die Universität Bayreuth in diesem Wintersemester. „Das ist ein schöner Erfolg“, findet Universitätspräsident Leible. Er begründet dies mit der immer stärkeren Profilierung der Universität: Internationalität, Exzellenz und neue Forschungseinrichtungen. Dazu zählen das neue Bayerische Zentrum für Batterietechnik und die siebte Fakultät für Lebenswissenschaften, die in diesem Jahr einige wichtige Hürden nahm. Dazu zählt aber vor allem auch der Exzellenz-Cluster ‚Africa Multiple‘, den die Uni kürzlich erhielt: Die seit Gründung vorhandenen Afrikastudien in Bayreuth können damit international noch sichtbarer und insgesamt intensiviert werden. „Doch diese Erfolge sind nicht selbstverständlich, sie sind das Ergebnis großer Anstrengungen aller: der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch der Studierenden“, betonte der Präsident und dankte dafür. Dann schloss er den Kreis zum „Wichtignehmen“: „Auch wenn wir 2018 viel erreicht haben. Unsere Bemühungen dürfen hier nicht enden, sie sind weiterhin wichtig, um unsere Universität stabil auf dem Weg an die Spitze zu halten. Lassen Sie uns diese Entwicklung gemeinsam wichtig nehmen!“
Dass die Universität dabei auch auf ihre Studierenden setzen kann, das machte der StuPA-Vorsitzende Lasse Büchen deutlich: Die Erweiterung der Universität Bayreuth um eine 7. Fakultät bedeute auch für die Studierenden Verantwortung und Veränderung. Für den Campus Kulmbach können die Studierenden sowohl bei der Planung der neuen Mensa in Kulmbach, als auch der restlichen Einrichtungen und des Verkehrs zwischen beiden Standorten mitwirken. „Hier zeigt sich eine der großen Stärken unserer Uni: Die starke Einbeziehung der Studierenden in die Gestaltung unserer Universität. Die Meinung der Studierenden wird wichtig genommen,“ so Lasse Büchen in Anspielung auf den Festvortrag.
Verleihung der Universitätsmedaille
Einer, der seine Arbeit zum Wohle der Universität Bayreuth wichtig nimmt, dessen Arbeit für die Universität Bayreuth ganz besonders wichtig ist, ist Prof. Dr. Dymitr Ibriszimow. Er erhielt gestern die Universitätsmedaille. Sie wird an Menschen verliehen, die sich um die Universität besonders verdient gemacht haben. Prof. Dr. Dymitr Ibriszimow ist seit Oktober 1999 Inhaber des Lehrstuhls Afrikanistik II an der Universität Bayreuth. Ab 2002 war er Studiendekan, 2004/2005 Dekan der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. 2006-2007 fungierte er als Stellvertretender Sprecher eines Sonderforschungsbereichs, 2007/2008 war Ibriszimow Geschäftsführender Direktor des Instituts für Afrikastudien (IAS) der Universität Bayreuth. Von 2009 bis Oktober 2018 war Prof. Ibriszimow Sprecher der im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geförderten Bayreuth International Graduate School of African Studies (BIGSAS). In seiner Funktion als Sprecher der Graduiertenschule mit 82 Junior Fellows aus 25 Ländern weltweit und 125 Alumni aus 31 Ländern hat er einen entscheidenden Beitrag zu deren Erfolg geleistet. „An der erfolgreichen Entwicklung der BIGSAS wirkte Prof. Ibriszimow maßgeblich mit, vom ersten Auswahlverfahren über den Aufbau eines professionellen administrativen Teams bis hin zur Organisation von wissenschaftlichen Veranstaltungen und einzigartigen Formaten für die Öffentlichkeitsarbeit“, betonte Leible. Durch die internationale Vernetzung der BIGSAS konnte ein wichtiger Beitrag zur erfolgreichen Internationalisierungsstrategie der Universität Bayreuth insgesamt geleistet werden. Und schließlich: „Das jüngst in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder erfolgreiche Cluster ‚Africa Multiple‘ ist ohne die BIGSAS nicht denkbar, nicht zuletzt auch dank des herausragenden Rufes in der DFG“, so Leible. „Sie sind einer der wichtigsten Motoren der Afrikastudien an der Universität, dafür der Dank der Universität Bayreuth!“
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