Erster Patient mit Magenballon am Klinikum Bayreuth
Patrick Nohl hat alles durch. Tabletten, Diäten, Sport. Es hat nichts genutzt. Der 35-Jährige wiegt 215 Kilogramm. „Ich will und muss abnehmen“, sagt Nohl. Deshalb hat er sich jetzt im Klinikum Bayreuth einen Magenballon einsetzen lassen. Als erster Patient, das Team des Adipositaszentrums hat diesen Eingriff jetzt zum ersten Mal gemacht.
„Keine Operation“, sagt Privatdozent Dr. Steffen Mühldorfer. „Es ist ein endoskopischer Eingriff.“ Patienten, die einen Magenballon bekommen, brauchen keine Vollnarkose, eine Sedierung genügt. Über einen Trägerkatheter schiebt der Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie der Klinikum Bayreuth GmbH den zusammengefalteten Ballon ganz vorsichtig bis in Patrick Nohls Magen. Dr. Jamal El Chafchak, Ärzlicher Leiter des Adipositaszentrums, gießt 600 Milliliter blau eingefärbte Kochsalzlösung in den Ballon, bis er vollends gefüllt war. Er ist jetzt etwa so groß wie eine Grapefruit. In einer Viertelstunde ist alles vorbei. Das Prinzip dahinter: Der Magen des Patienten ist mit dem Ballon zum Teil gefüllt. Das Gefühl, satt zu sein, steigt. Der Hunger wird kleiner. Das Körpergewicht sinkt.
Im Schnitt um etwa zehn Prozent innerhalb von sechs Monaten. Solange bleibt der Ballon aus sieben Lagen Silikon im Magen des Patienten. „Ich sag‘ nicht, dass ich in Zukunft 80 Kilo wiegen möchte“, sagt Patrick Nohl. Sein Ziel ist ein anderes. Er möchte soweit abnehmen, dass sein Körper stabil genug für eine Vollnarkose und eine Operation ist. Denn er möchte sich auf Dauer ein Stück des Magens wegoperieren lassen. Weniger essen heiß abnehmen. Und Abnehmen heißt für Patrick Nohl: Schluss mit den Schmerzen in den Knien und an der Hüfte. Und hoffentlich nie wieder einen Bandscheibenvorfall.
„Patienten mit mehr als 200 Kilogrammkörpergewicht sind nicht selten nicht narkosefähig“, sagt Dr. El Chafchak. „Sie müssen also vor eine Magen-Bypass- oder Schlauchmagenoperation zunächst erst einmal Gewicht reduzieren.“ Dabei hilft der Ballon – und zwar dann, wenn nichts anderes hilft. In der Regel durchlaufen Adipositaspatienten eine konventionelle Therapie. Mit Bewegung, Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion vor einer Operation. Erst dann wird gegebenenfalls operiert.
Mehr als 170 Patienten haben Dr. El Chafchak und sein Team seit Gründung des Adipositaszentrums an der Klinikum Bayreuth GmbH im August 2017 in der konservativen Behandlungsphase betreut. „Im laufenden Jahr fanden 23 Operationen statt“, sagt der Chirurg. Es ist ein Blitzstart. „Mir ist kein anderes Adipositaszentrum in Deutschland bekannt, das so durchgestartet wäre.“
Vielleicht ist bei den Operationen im nächsten Jahr dann auch Patrick Nohl dabei. Er hofft darauf. „Ich habe großes Vertrauen in die Ärzte hier.“
Übrigens: In der ersten Woche, nachdem Patrick Nohl den Magenballon eingesetzt bekommen hatte, hat er sieben Kilo abgenommen.
Neueste Kommentare