Meisterfeier 2018 in Bayreuth: „Kleiner Blick in die eigene Zukunft“
Handwerkskammer für Oberfranken übergibt 350 Meisterbriefe und zeichnet Absolventen für gute und hervorragende Leistungen aus
Die Handwerkskammer für Oberfranken (HWK) hat bei der Meisterfeier 2018 die neue Generation Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister in ihren Reihen begrüßt. „Wir sehen hier und heute die nächste Generation des Handwerks in ihren viel versprechenden Anfängen und können so einen kleinen Blick in unsere eigene Zukunft werfen“, sagte der Präsident der Handwerkskammer, Thomas Zimmer, in seiner Festrede. „Eine Zukunft, auf die wir uns gemeinsam mit Ihnen sehr freuen.“ Im Absolventenjahrgang 2018 haben 350 Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister ihre Meisterprüfung an der HWK für Oberfranken abgelegt und damit die höchste Ebene im Handwerk erreicht.
„Der Meisterbrief, den Sie heute erhalten, ist“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, „eines der sichersten Wertpapiere weltweit.“ Denn der deutsche Meisterbrief hat sowohl international als auch national und regional eine immense Bedeutung und Strahlkraft. Das zeigte sich auch an der Anzahl der Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche und dem gesellschaftlichen Leben, die der Einladung der Handwerkskammer gefolgt waren. So nahmen rund 1000 Gäste an der feierlichen Überreichung der Meisterbriefe und Auszeichnung der besten und der hervorragenden Absolventen in der Bayreuther Oberfrankenhalle teil. Hauptgeschäftsführer Thomas Koller ging in seiner Begrüßung auch auf diese Bedeutung ein: „Das große Interesse seitens unserer Gäste ist ein Zeichen der Wertschätzung. Wertschätzung für Sie und Ihre Leistungen. Aber auch eine Wertschätzung des Handwerks im Ganzen.“
Im Abschlussjahrgang 2018, der den Zeitraum von November 2017 bis November 2018 umfasst, haben an der HWK für Oberfranken insgesamt 388 Kandidaten in 19 Berufen den Meistertitel angestrebt, darunter Teilnehmer aus ganz Deutschland. Die Meisterprüfung mit ihren vier Teilen haben davon 350 (90,2 Prozent) bestanden. Zahlenmäßig am stärksten vertreten war dabei das Friseurhandwerk mit 76 Friseurinnen und Friseuren, das Elektrotechnikerhandwerk (36 Teilnehmer), knapp gefolgt vom Installateur- und Heizungsbauerhandwerk (32) und den Gerüstbauern (23). Besonders erfreulich war aus Sicht der Handwerkskammer, dass nach einiger Zeit Pause wieder Meisterschulen für das Klempnerhandwerk und für das Raumausstatterhandwerk durchgeführt werden konnten. „Das Beispiel der Raumausstatter zeigt uns, dass der Meisterbrief auch für Gewerke, die keine Meisterpflicht vorsehen, ein wichtiger Baustein, ein Qualitätsmerkmal und ein Aushängeschild ist“, freute sich Thomas Zimmer.
Der Präsident der Handwerkskammer nahm die Festrede zur Meisterfeier auch zum Anlass, auf die Bestrebungen des Handwerks einzugehen, wieder für mehr Gewerke die Meisterpflicht als Zulassungsvoraussetzung für die Selbstständigkeit zu erreichen. „Damit wollen wir Fehlentwicklungen, die es nach der Reform der Handwerksordnung 2004 gegeben hat, korrigieren.“
Denn Handwerksmeister seien Grundpfeiler und Kernstück in der dualen Ausbildung im Handwerk. „Dort, wo wir keine Meister haben, haben wir auch keine Gesellen und damit keine der dringend benötigten, gut qualifizierten Fachkräfte.“
Vier Absolventen mit hervorragender Leistung
Bei der Meisterfeier werden traditionell auch die Jungmeisterinnen und Jungmeister geehrt, die bei der Meisterprüfung besonders gute beziehungsweise hervorragende Leistungen erzielt haben. Dazu zählten 2018 die Friseurmeisterin Christina Ortler aus München, der Meister im Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk Michael Schmitt aus Pretzfeld, der Maler- und Lackierermeister Matthias Denk aus Geroldsgrün und der Meister im Schreinerhandwerk Alexander Hetz (Ebermannstadt). Für gute Leistungen wurden insgesamt 24 Absolventinnen und Absolventen geehrt.
Rede zur Meisterfeier am 10.11.2018 in der Oberfrankenhallein Bayreuth
von Michael Haas (Schreinermeister)
Werte Ehrengäste,
geschätzte Lehrerschaft,
sehr geehrte Damen und Herren,
aber vor allem liebe Jungmeisterinnen und Jungmeister.
Voller Freude darf ich heute diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen in Vertretung aller Jungmeisterinnen und Jungmeister.
Ich möchte Sie in keiner Weise mit langweiligen Floskeln erschlagen, nein das ist nicht meine Absicht. Meine Absicht ist es, Ihnen die Erfahrungen wie auch die gesammelten Eindrücke der zurückliegenden Fortbildung näherzubringen. Natürlich darf es an gewissen Dankeshymnen und einen kleinen Blick in die Zukunft nicht fehlen.
Sprichwörtlich sagt man, dass drei Dinge einen guten Meister auszeichnen: Wissen, Können und Wollen.
Wir, liebe Jungmeisterinnen und Jungmeister, haben mit dem Bestehen der Meisterprüfung bewiesen, dass wir diese drei Eigenschaften besitzen. Um den Meistertitel zu erlangen, musste täglich hart gearbeitet werden in Form von Unterrichtsvorbereitung, Planung und Ausarbeitung unseres Meisterstücks und vor allem die intensiven Lernphasen vor den Prüfungen. Aber mit Fleiß, Disziplin und viel Ausdauer haben wir diesen gemeinsamen Weg erfolgreich gemeistert.
In dieser zurückliegenden Zeit haben wir verschiedene fachliche, menschliche wie auch soziale Erfahrungen gesammelt, aus denen wir gelernt haben und die einen ein Leben lang begleiten werden. Auch der Kontakt zu anderen Meisterschülern und das Knüpfen von Freundschaften war ein wichtiger Punkt. Wir haben uns gegenseitig motiviert, Erfahrungen und Wissen ausgetauscht und gemeinsam unser Ziel „Meister unsres Handwerks zu werden“ erreicht.
Jedoch wären wir heute nicht in dieser feierlichen Stunde beisammen, ohne die zahlreiche Unterstützung, die wir im Laufe unserer beruflichen Bildung erfahren haben. Ich möchte mich deshalb an dieser Stelle, auch stellvertretend für alle Jungmeisterkolleginnen und Jungmeisterkollegen, ganz herzlich bedanken:
– Bei unseren Ausbildungsbetrieben, die uns die fachliche Basis für unsere berufliche Laufbahn geschaffen haben.
– Bei unseren Berufsschullehrern, wie auch den Dozenten der Meisterschule, die uns mit viel Geduld und Ausdauer an ihrem Fachwissen teilhaben ließen.
– Bei unseren Arbeitgebern, die uns während unserer Fortbildungszeit mit Rat und Tat unterstützten.
– Bei der Handwerkskammer und den Prüfungsausschüssen, die hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf der Kurse und Prüfungen sorgten.
Den größten Dank, meine Damen und Herren, haben sich aber vor allem unsere Familien, Partnerinnen und Partner verdient. Nicht nur wir als angehende Jungmeisterinnen und Jungmeister mussten viel Zeit, Fleiß und Energie für unsere Berufung aufbringen.
Mein persönlicher Dank gilt jenen Menschen, die auf viel gemeinsame Zeit verzichtet haben, uns aber dennoch täglich unterstützten und den Weg zur erfolgreichen Meisterprüfung mit uns gegangen sind.
Und glauben Sie mir, ich weiß von was ich gerade gesprochen habe.
Voller Freude und Stolz ist nun unser gemeinsames Ziel erreicht. Die Prüfungen sind erfolgreich absolviert. Ab jetzt gilt es, die Handwerkstradition zu erhalten und bereit zu sein, um Neues zu schaffen.
Dem Handwerk, wie auch der gesamten Wirtschaft, geht es aktuell sehr gut. Dafür erhält Deutschland auch globale Anerkennung. Damit dies auch so bleibt, haben wir die verantwortungsvolle Aufgabe, unser Wissen und Können an junge Menschen weiterzugeben, so dass es auch in Zukunft ausreichend Fachkräfte auf höchstem Niveau gibt, die unser Handwerk mit Leidenschaft beherrschen und vertreten.
Mir fällt diesbezüglich ein lebensnahes Zitat von Johann Wolfgang Goethe ein: „Wenn Kinder klein sind gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind gib ihnen Flügel.“
Ähnlich verhält es sich bei der Ausbildung junger Menschen. Am Anfang ihres Berufslebens brauchen sie ein Vorbild, das ihnen mit klaren Anweisungen die Fertigkeiten ihres jeweiligen Handwerks vermittelt. Im Laufe ihrer Ausbildung brauchen sie jedoch zunehmend mehr Freiheit, um selbstständige und eigenverantwortliche Erfahrungen sammeln zu können, die sie auf ihrem weiteren beruflichen Lebensweg, zusammen mit ihrem fundierten Fachwissen, zu respektablen Persönlichkeiten ihres Handwerkzweigs werden lassen.
Kinder, heißt es immer sind unsere Zukunft, Lehrlinge sind die zukünftigen Fachkräfte, die das Handwerk zwingend braucht.
Liebe Festgäste,
das folgende Thema, das ich jetzt anschneiden werde, ist ein Punkt, der mich als überzeugten Handwerker sehr nachdenklich macht und deswegen ich mir auch gewisse Sorgen in der Zukunft mache.
Es ist die Wertschätzung des Handwerks in unserer Gesellschaft.
In der heutigen Zeit gibt es für so fast alles eine App, z. B. zum Tanken, Einkaufen, für die Gesundheit, ja sogar für die Familienplanung und Kindererziehung.
Aber kennen sie eine App, die ihnen ihre Haare färbt? Die ihnen ihr Haus baut? Die ihnen ihr tägliches Brot bäckt? Ich möchte mich hier und jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber diese App wird es niemals geben.
Stellen Sie sich mal ein Leben ohne Handwerker vor.
– selber Haare schneiden okay, aber wie es dann aussieht darüber lässt sich manchmal streiten.
– selber ein Haus bauen klaro, aber drin wohnen oder zu Gast möchte ich allerdings nicht sein.
– frische Brötchen essen wir bestimmt alle gern, aber stehen wir alle alle gern früh um drei Uhr auf?
Es werden immer kompetente Menschen gebraucht, die diese alltäglichen Aufgaben für unsere Gesellschaft übernehmen. Dies sollte auch, meine Damen und Herren, dementsprechend gewürdigt und entlohnt werden, damit es mit dem deutschen Handwerk auch weiterhin gut bestellt ist.
Liebe Jungmeisterinnen und Jungmeister,
ab jetzt sind wir Meister. Wir dürfen diesen Titel tragen, der uns zugleich hohe Verantwortung und große Entscheidungen abverlangt. Meine Wünsche an alle: Lasst uns einen geradlinigen Weg gehen, eine klare Meinung bilden und diese auch vertreten. Seien wir gegenüber Vorgesetzten, Mitarbeitern, Angestellten und auch Auszubildenden loyal und ein gutes Vorbild, an dem man sich gern orientiert. Lasst uns Entscheidungen mit sachlichem und fachlichem Verstand beurteilen und mit bestem Gewissen treffen, für sich, die Familie und alle Beteiligten.
Ich hoffe, und jetzt möchte ich auch schon zum Ende kommen, Sie in gewissen Punkten nachdenklich gemacht zu haben. Sie müssen aber wissen
Die Gesellschaft braucht das Handwerk, die Gesellschaft braucht uns.
Des Weiteren wünsche ich Ihnen für ihren weiteren beruflichen, wie auch privaten Lebensweg alles erdenklich Gute. Bleiben Sie gesund und genießen sie Ihre verdiente Meisterfeier.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit
Michael Haas
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