Erzbischof Schick: „Der Mensch muss Mittelpunkt der Politik sein“
Erzbischof Ludwig Schick appelliert an Politiker des neuen Bayerischen Landtags: „Stärken Sie den Gemeinsinn“
Die politische Mitte ist nach Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick der Mensch. Eine Politik der Mitte müsse eine Politik sein, die den Gemeinsinn der Menschen stärke, sagte Schick am Montag in einem Gottesdienst anlässlich der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Bayerischen Landtags in der Münchner Matthäuskirche. „Gemeinsinn bedeutet nicht Uniformität, sondern meint ein gemeinsames identitätsstiftendes und identitätserhaltendes Sinnen und Trachten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dafür braucht es Erziehung und Bildung sowie auch Integration und Inklusion, dafür muss die Politik wirken“, sagte Erzbischof Schick.
„Mitte und Zusammenhalt“ seien zwei Worte die im Mund vieler Politiker und bei Debatten über die Politik der letzten Zeit eine tragende Rolle spielten. „An Begriffen wie der bürgerlichen Mitte oder der Mitte der Gesellschaft merken wir, wie wichtig die Mitte im menschlichen und auch gesellschaftlichen Leben ist“, sagte Schick. „Wer die Mitte stärkt, will dabei in einem Sozialstaat auch für die Ränder Gutes bewirken.“
Für Jesus Christus und infolgedessen für das Christentum seien der Mensch und die Menschen die Mitte. „Zu ihnen kommt Gott in Jesus Christus, um mit ihnen das Leben zu teilen, bei ihnen bleibt der Auferstandene, um jeden einzelnen Menschen, die Menschheit und die ganze Schöpfung zur Fülle des Lebens zu führen“, so Schick. Wer heute die Mitte stärken wolle, müsse nach christlichen Vorstellungen die Menschen ins Zentrum rücken: mit ihrer Würde, ihren Menschenrechten, mit ihrer Verschiedenheit und ihrer Einheit. Mitte der Gesellschaft und ihrer Zukunft seien vor allem die Familien. „Sie müssen Zentrum der Politik sein“, machte Schick klar. Eine affektiv und effektiv starke Mitte in einem christlich geprägten Sozialstaat kümmere sich auch um die Mitmenschen mit Behinderung, um die alten Menschen und die Flüchtlinge. Diese in die Gemeinschaft einzubinden, sei mehr denn je ein zentraler politischer Auftrag.
Zur Mitte gehörten besonders in Bayern auch die Kultur- und Geselligkeitsvereine, die Sport- und Musikverbände sowie die Kirchen. „Sie zu fördern, bedeutet das Rad des Gemeinwohls zu bewegen“, betonte Schick. Der Gemeinsinn beruhe auf den Zehn Geboten und auf den Werten der europäischen Kultur wie Freiheit und Sicherheit, Einheit und Vielfalt, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Heimatliebe und Weltoffenheit. Europa und die Entwicklungsländer dürften nicht vernachlässigt werden, um Bayern eine gute Zukunft zu sichern.
Der Bamberger Erzbischof wünschte allen Abgeordneten im neu gebildeten Parlament den Segen Gottes, damit sie das Gemeinwohl fördern können.
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