Ausstellungsprojekt des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen im neuen Rathaus Bayreuth zu sehen

„Feind ist, wer anders denkt“

„Feind ist, wer anders denkt“ – dies ist der Titel einer Wanderausstellung des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), die ab Montag, 29. Oktober, im Foyer des Neuen Rathauses (1. OG), Luitpoldplatz 13, Bayreuth zu sehen ist.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 26. Oktober, um 17 Uhr, wird der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, nach Bayreuth kommen. Er diskutiert im Anschluss an die Vernissage bei einem Podiumsgespräch mit den Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Bayreuth Dr. Silke Launert (CSU) und Thomas Hacker (FDP). Die Gesprächsrunde widmet sich dem Thema „Erinnern für die Zukunft? Was geht uns DDR-Geschichte heute noch an?“ Die Moderation übernimmt Peter Engelbrecht, Redakteur der Tageszeitung Nordbayerischer Kurier.

Wie ging es den Menschen in Ost und West, die ins Visier der Staatssicherheit der DDR gerieten? Mit welchen Methoden arbeitete die Stasi? Und wie präsent war die Geheimpolizei auch in der Bundesrepublik? Die Wanderausstellung beantwortet diese Fragen, sie dokumentiert, wie durch Überwachung, Bespitzelung und Unterdrückung von Menschenrechten die Macht der Staatspartei SED in der DDR gesichert wurde.

Führungen durch die Ausstellung werden im Zeitraum vom 29. bis 31. Oktober sowie vom 19. bis 23. November angeboten. Eine Voranmeldung unter Telefon 030 2324.8831, E-Mail ausstellungen@bstu.bund.de, ist erforderlich.

Hintergrundinformationen zu Bayreuth und Bayern

Zahlen zur Akteneinsicht im Stasi-Unterlagen-Archiv (1991 bis September 2018):

Anträge gesamt aus Bayern: 99.724

– darunter persönliche Akteneinsicht: 74.393

Anträge gesamt aus Bayreuth: 1.917

– darunter persönliche Akteneinsicht: 847

Regionale Beispiele von Stasi-Aktivitäten in der Ausstellung

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bespitzelte im Auftrag der SED nicht nur das eigene Volk, sondern arbeitete auch im westlichen Ausland, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei geriet auch das Bundesland Bayern in den Fokus. Hier standen vor allem militärische, industrielle, wissenschaftliche und politische Einrichtungen im Blick.

Ab den 1950er Jahren ließ die Stasi US-Geheimdienststellen in Bayreuth beobachten. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem militärischen Abschirmdienst, dem Counter Intelligence Corps (CIC). Die Staatssicherheit vermutete, dass der CIC Dienststellen der Stasi und Nationalen Volksarmee im deutsch-deutschen Grenzgebiet „aufklärte“. Die Stasi setzte inoffizielle Mitarbeiter (IM) ein, um die genauen Adressen der verschiedenen Standorte des CIC herauszufinden (der Sitz der Dienststellen wechselte mehrfach). Darüber hinaus sammelten die IM Informationen zu Wohnanschriften, Autokennzeichen und Treffpunkten von CIC-Angestellten. Im Rahmen der Beobachtungen kundschafteten die IM auch die Innenstadt von Bayreuth aus und erstellten eine Fotodokumentation.

Im Juli 1986 beauftragte die Stasi-Auslandsspionage HV A die Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt, eine Hilfsorganisation ehemaliger Bürger Sachsens und Thüringens e. V. (Hoebst) in Bayreuth auszuspionieren. Man vermutete, dass diese Organisation „feindlich aktiv gegen die DDR“ werden könne. Es wurden Informationen über die Struktur und die Mitglieder gesammelt. Inoffizielle Mitarbeiter bauten Kontakte auf und fanden heraus, dass Verbindungen zu DDR-Bürgern unterhalten und diese aktiv bei Fluchten in die Bundesrepublik unterstützt wurden.