Bürgerinitiative Windparkfreie HEIMAT – Rund um den Rauhen Kulm
Wird der originelle und mittlerweile zur Touristenattraktion gewordene Almabtrieb der Ziegen vom Kleinen Kulm künftig im Schatten von Windkrafträdern stattfinden? Damit konnte sich keiner der Teilnehmer des ersten Interessententreffens der Bürgerinitiative Windparkfreie HEIMAT – Rund um den Rauhen Kulm anfreunden.
Riesengroß war das gemeinde-, partei- und berufsübergreifende Interesse bei der ersten Sitzung des Steuerungs- und Koordinierungsteams und der Interessentengruppe der Bürgerinitiative im Raum Caribu der Gasthof zur Sonne der Familie Burucker in Neustadt am Kulm. Unter den Teilnehmern aus allen vier betroffenen Gemeinden war eigens der Bürgermeister der Gemeinde Emtmannsberg gekommen, um höchst persönlich das Anliegen zu unterstützen. Darüber hinaus überschlagen sich zwischenzeitlich, so berichtete Peter Stickling am Rande, aus den betroffenen Gemeinden Speinshart, Vorbach/Oberbibrach, Neustadt am Kulm und Speichersdorf sowie angrenzenden Gemeinden die positiven Rückmeldungen auf die Arbeit der Bürgerinitiative und die Aufforderung weiter zu machen. Über drei Stunden beschäftigte sich die Versammlung, moderiert von Bettina Stickling, mit dem aktuellen Sachstand, mit ersten Ergebnissen der Arbeitsgruppen, mit dem Erfahrungsaustausch mit der Bürgerinitiative Vogelherd und mit ersten Aktionen in den kommenden Wochen. Intensiv wurden Vor- und Nachteile des geplanten Standorts der Neuen Energien West (NEW eG) für den Standort Windpark Frankenpfalz mit sechs Windrädern zwischen den Ortsteilen Tremau, Ramlesreuth und Grün in Sichtweite zum Rauhen Kulm diskutiert. „So eine wenigstens im Ansatz vorgenommene Analyse und Güterabwägung zwischen regenerativer Energieerzeugung einerseits und öffentlichen Interessen sowie Natur- und Kulturgütern andererseits hätten wir uns von der NEW eG gewünscht. Aber Fehlanzeige“, so Wendelin Leiter am Ende einer eineinhalbstündigen Diskussion.
Wie Melanie Herrmann eingangs den Teilnehmern wissen ließ sind als Ziele der Bürgerinitiative die Verhinderung des Baus von Windkraftanlagen auf dem Höhenzug der Landkreisgrenze Bayreuth/Neustadt an der Waldnaab in Sichtweite zum Rauhen Kulm durch jedweden Investor und Betreiber zum Schutz der Heimat rund um den Rauhen Kulm als Naturdenkmal und Naturwunder durch Aktionen zur Aufklärung und zur Information der Öffentlichkeit definiert. Dazu gehört insbesondere die Information über die Folgewirkungen von Windkraftanlagen für die Bürgerinnen und Bürger und die nach kommenden Generationen bezüglich gesundheitlicher Gefahren und Möglichkeiten des Gesundheitsschutzes, der Zerstörung von Heimat und Natur, der Beeinträchtigung der Lebensqualität und Lebensgrundlagen in den Dörfern und aller anderen negativen Auswirkungen. Entsprechend soll die Öffentlichkeitsarbeit über alle Kommunikationskanäle gestaltet werden. Wie Herrmann weiter betonte, gehört die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und Genehmigungsbehörden, insbesondere auf kommunaler Ebene, sowie die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen gleich ausgerichteten Bürgerinitiativen, insbesondere dem Bundesverband der Bürgerinitiativen Vernunftkraft e.V., ebenfalls zu den BI-Zielen. Die fachliche Arbeit ist in den vier Arbeitskreisen Gesundheit und Gefahren inklusive technischer Aspekte, Wirtschaftlichkeit, Heimat und Natur sowie Energierecht und Kommunalrecht organisiert. Auf Hochtouren laufen für die Öffentlichkeitsarbeit die Erstellung von Flyern und Plakaten, Einladungen und Unterschriftenlisten, Homepage (www.nedmeidaham.de) und Whatsapp- und Mailverteiler.
In einem Vortrag erläuterte Karlheinz Schultes die rechtlichen Grundlagen, die laufenden Gutachten, Bauweise und Planungsebene sowie den Unterschied von Vorrangs- und Vorbehaltsgebiet, sowie der 10H Regelung. Wie der zweite Bürgermeister der Stadt Neustadt am Kulm prognostizierte, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Windkraftanlagen die Immobilienpreise sinken und die Einwohnerzahlen zurückgehen. Kein Verständnis zeigte er, dass die Stadt aktuell für 800000Euro ein „Haus am Kulm“ baut, um wieder mehr Touristen in die schöne Kulm Region ohne Windräder zu locken, andererseits aber dieses Bemühen durch den Ausblick auf Windräder über Gebühr und unsinnigerweise konterkariert werden. Dies umso mehr, da im Vergleich zur Höhe des Rauhen Kulm mit seinen 681 Metern die Windkraftanlagen mit 246 Höhe auf dem Anhöhenstandort das Naturdenkmal um 65 Meter überragen würde.
Die Vorsitzende der Eckersdorfer Bürgerinitiative Vogelherd, Madeleine Luhzing, berichtete von der Arbeit der bereits bestehende Bürgerinitiative im Landkreis Bayreuth. Sie erläuterte dabei eingehend die Gesundheitsgefährdungen für Mensch und Tier, die Beschwerden durch Lärm sowie die Spaltung betroffener Dörfer aufgrund der Geldzahlungen der Windkraftbetreiber. Schwer ins Gericht ging Luhzing mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bayreuth. „Unsere Beschwerden wegen Lärmbelästigung und Nichteinhalten der Abschaltzeiten werden nicht ernst genommen“, berichtete sie. Ihre Bilderserie demonstrierte den Gästen eindrucksvoll, wie weit der Ausbau der Windkraftlagen in Bayern, vor allem aber in Oberfranken zu sehen ist.
Als Irrweg wertete in der anschließenden Diskussion der Bürgermeister von Emtmannsberg Thomas Kreil den Bau von Windkraftanlagen im Binnenland. Er selbst bekomme von anderen Gemeinden mit, wie dort die Menschen unter bestehenden Windrädern leiden. Dies wolle er seinen Bürgern in Emtmannsberg wie in der Region nicht zumuten. Wie der Neustädter Arzt Dr. Berthold Bergner berichtete, sei Infraschall bereits eine bekannte und anerkannte Diagnose. Viele Anwesenden wünschten sich durch die Entwicklung neuer Techniken die Speicherung von Strom, damit nicht noch mehr solche Giganten erneuerbarer-Energien in der Region aufgestellt würden. Auch gilt es die Forschungen für weitere sinnvolle Energieformen, die für den Menschen verträglich seien, zu fördern. Andreas Hader appellierte an die Grundstücksbesitzer, ihre Heimat nicht für Geld zu verkaufen. Grund und Boden seien danach nicht mehr verwendbar, meinte er. Ebenso das Ruhe- und Erholungsbedürfnis des Menschen zu Haus in der heutigen Arbeitswelt beeinträchtigt. Wie Bettina Stickling am Beispiel des Ortes Gleiritsch ergänzte, hätten sich durch Windräder in zweieinhalb Kilometer Entfernung an sämtlichen Gebäuden und Wohnhäusern Risse gebildet. Durch die Bodenbeschaffenheit rund um den Rauhen Kulm aus Granit seien kilometerweite Erdbewegungen zu erwarten.
Von der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit berichtete Heidi Schäffler schließlich von der Fertigstellung des ersten Flyers. Folgeflyer seien bereits in Arbeit. Ebenso die Aufbau der Homepage, sowie das Verteilen der Mitgliederlisten. Am Ende der Versammlung wurde der Startschuss gegeben für die groß angelegte Unterschriftenaktion in den vier betroffenen und den angrenzenden Gemeinden. Im Weiteren sind geplant Vortragsabende zur Zerstörung des betroffenen Landschaftsschutzgebiets und des Naturparks Speinsharter Forst sowie über die neuesten medizinischen Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Windkraft-Infraschall.
Wolfgang Hübner
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