Universität Bayreuth erhält ein Exzellenzcluster

Symbolbild Bildung

Erfolg in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern

Großer Erfolg für die Universität Bayreuth: Die Bayreuther Afrikaforschung wurde heute vom internationalen Expertengremium und den Wissenschaftsministern von Bund und Ländern zum Exzellenzcluster gekürt. Damit rückt die Universität Bayreuth erneut verstärkt in die Aufmerksamkeit der internationalen Wissenschaftsszene. Konkret heißt dies, dass in den nächsten sieben Jahren für die Forschung zu ‚Afrika Multipel‘ zusätzliche Fördergelder für die Universität Bayreuth in Höhe von rund 52 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Ein monatelanger Auswahlprozess ist heute zu Ende gegangen: Ein auf Vorschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Wissenschaftsrates von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz berufenes internationales Expertengremium hat jetzt entschieden, welche der zuletzt bundesweit 88 Anträge zu einem Exzellenzcluster werden. Dass Bayreuth bedacht wurde, wird an der Universität begeistert gefeiert. Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Leible: „Das bestätigt uns in vielerlei Hinsicht. Die Gutachterinnen und Gutachter honorieren damit unsere Interdisziplinarität, unsere starke Vernetzung mit Forschungspartnern, unsere Profilfeld-Strategie und unsere Internationalität. Schon seit Gründung unserer Universität vor knapp 45 Jahren zählen diese Eigenschaften zu unseren Kernkompetenzen und bereits seit ebendieser Zeit forschen wir auf dem Profilfeld Afrikastudien.“ Die Folgen der heutigen Entscheidung schätzt Leible sehr hoch ein: „Damit können wir das Forschungsprofil unserer Universität weiter schärfen und bestätigen, dass die Universität Bayreuth ein Forschungsort von Weltrang ist.“

Dass viel Arbeit hinter einem solchen Erfolg steckt, macht Kanzler Dr. Markus Zanner deutlich: „Wir danken unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern welche die Basis für diese exzellente Forschung geschaffen und jetzt mit der monatelangen, intensiven Arbeit an der Skizze und den Vollanträgen den Erfolg möglich gemacht haben.“ Zanner resümiert: „Wichtige Förderkriterien waren Exzellenz der Forschung, hervorragend ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, hohe Qualität der unterstützenden Strukturen im Exzellenzcluster sowie förderliches und leistungsfähiges Umfeld für die Exzellenzcluster. Dass wir das alles in den Augen der internationalen Gutachterinnen und Gutachter erfüllen, bestätigt uns auf unserem eingeschlagenen Weg.“

Ein neues Kapitel der Afrikaforschung

In den letzten vier Jahrzehnten hat sich die Universität Bayreuth zu einem auch im globalen Maßstab führenden Standort der Afrikaforschung entwickelt. Der Exzellenzcluster ‚Afrika Multipel‘ will das Bayreuther Profilfeld Afrikastudien nun in enger Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnerinstitutionen neu ausrichten. In innovativer Grundlagenforschung wird die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher, sich wechselseitig beeinflussender Lebenswelten in ihrer Komplexität herausgearbeitet und gezeigt, wie ‚Afrika‘ sich durch multiple Beziehungen konstituiert. Die Forschungsarbeiten sollen die kontinentalen wie transkontinentalen Verflechtungen kultureller, sprachlicher, sozialer, religiöser, politischer, ökonomischer und ökologischer Prozesse in Afrika sichtbar machen und damit die Voraussetzungen für ein genaueres Verständnis dieser Prozesse schaffen. So können auch die Beziehungen Afrikas zu Europa, Asien und Amerika deutlicher zutage treten.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit über disziplinäre Grenzen hinweg, ein Markenzeichen der Bayreuther Afrikaforschung, wird im neuen Exzellenzcluster weiter ausgebaut. Vor allem die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie die Ingenieurwissenschaften sollen verstärkt in fächerübergreifende Projekte einbezogen werden. In Fortführung des Credos der Bayreuther Afrikastudien, ‚Forschung über Afrika nur mit Afrika‘, wird der Cluster neuartige Formen der interkontinentalen Wissenschaftskooperation auf den Weg bringen. In vier neu zu gründenden ‚African Cluster Centres‘ können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Afrika künftig eigene Forschungsideen entwickeln und so die Agenda des Clusters maßgeblich mitgestalten. Die Bayreuth International Graduate School of African Studies (BIGSAS), die seit 2007 durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert wurde, wird in den Cluster eingegliedert. Mit ihren afrikanischen Partneruniversitäten wird BIGSAS auch künftig bei der Rekrutierung und Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden eng kooperieren.

Die Forschungsprojekte des Clusters konzentrieren sich zunächst auf die Bereiche ‚Moralities‘, ‚Knowledges‘, ‚Arts & Aesthetics‘, ‚Mobilities‘, ‚Affiliations‘ und ‚Learning‘. Hierfür erweitert die Universität Bayreuth ihre Kompetenzen um eine neue Professur für Wissenschaftstheorie mit Schwerpunkt Afrika, eine Juniorprofessur im Bereich der Digital Humanities sowie vier Nachwuchsgruppen. Eine digitale Forschungsumgebung wird sowohl im Verhältnis der Fächer untereinander als auch zwischen dem Standort Bayreuth und den Cluster-Zentren in Afrika Synergien erzeugen. Alle im Rahmen des Clusters erhobenen Daten werden künftig über eine ‚Knowledge Cloud‘ der gemeinsamen Nutzung zugänglich gemacht.

Ein weiterer Schwerpunkt des Exzellenzclusters ‚Afrika Multipel‘ liegt auf der kritischen Betrachtung der Wissensproduktion über Afrika. Dabei werden Erkenntnisprozesse und wissenschaftliche Verfahren im Bereich der Afrikaforschung gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Afrika und anderen Kontinenten systematisch reflektiert. Die ungleiche Verteilung von Macht und Ressourcen zwischen Europa und Afrika hat ihren Ursprung im Kolonialismus und wirkt auch im Bereich der Wissenschaft und der Afrikaforschung bis heute nach. Durch die Verbindung der reflexiven Komponente mit dem Aufbau neuer Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit über kontinentale Grenzen hinweg leistet der Cluster seinen Beitrag, diese Strukturen schrittweise zu verändern.

Prof. Dr. Ute Fendler und Prof. Dr. Rüdiger Seesemann, die als Sprecher-Duo des erfolgreichen Clusterantrags fungieren, freuen sich über die Möglichkeit, nun mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein neues Kapitel der Afrikaforschung aufzuschlagen. „Dies verdanken wir unserem hervorragenden Team und der steten Unterstützung durch die Hochschulleitung und das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Wir haben jetzt die einmalige Chance, nicht nur die Afrikaforschung neu zu gestalten, sondern auch am Aufbau der Universität der Zukunft mitzuwirken“, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Seesemann in einem Interview anlässlich der Bekanntgabe der Cluster-Entscheidungen.

Hintergrund Exzellenzstrategie

Die ‚Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder‘ soll die Spitzenforschung an den Hochschulen in Deutschland fördern. Ein auf Vorschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Wissenschaftsrates (WR) von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) berufenes internationales Expertengremium hatte zu entscheiden, welche Spitzenforschung förderungswürdig ist. In einem ersten Schritt haben sich 63 Hochschulen in Deutschland mit insgesamt 195 Projektvorschlägen aus verschiedensten Wissenschaftsbereichen beteiligt, 88 kamen weiter, heute ist bekannt gegeben worden, wer tatsächlich in den Genuss der Forschungsförderung kommt. Diese gibt es ab 1. Januar 2019, die Förderdauer beträgt sieben Jahre, wobei nach einer erfolgreichen Wiederbewerbung eine zweite Förderperiode von ebenfalls sieben Jahren folgen kann. Für die Exzellenzcluster sind dabei jährlich rund 385 Millionen Euro Fördermittel vorgesehen, die zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom jeweiligen Sitzland bereitgestellt werden. Der Cluster ‚Afrika Multipel‘ erhält insgesamt ca. 52,5 Mio. Euro.