Digitalisierungstag des KDH an der HWK für Oberfranken ein Erfolg
„Was uns bewegt – Digitalisierung im Handwerk erleben!“
Umfassendes Konzept des Digitalisierungstags des KDH in Bayreuth ging auf – Rund 150 Handwerker befassen sich mit der Digitalisierung ihres Betriebs
Gut 150 Handwerker haben sich am bundesweiten Tag des Handwerks intensiv dem Zukunftsthema Nummer Eins gewidmet: der Digitalisierung ihrer Betriebe. In sechs Fachvorträgen und fünf Workshops, die das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) an der Handwerkskammer für Oberfranken organisiert hatte, ging es um verschiedene Aspekte der Informationssicherheit, um online und digital abgewickelte Kommunikation mit verschiedenen Werkzeugen und Kanälen und um das Dauerthema Datenschutzgrundverordnung. Immer abgestimmt auf das Handwerk, praxisnah und relevant.
Der an der Universität Bayreuth und der Fraunhofer Projektgruppe Prozessinnovation durchgeführte Digitalisierungstag unter dem Motto „Was uns bewegt – Digitalisierung im Handwerk erleben!“ wurde durchwegs positiv bewertet. Sowohl die Referenten als auch Teilnehmer lobten den umfassenden Ansatz. „Eine vergleichbare Veranstaltung haben wir in dieser Form noch nicht erlebt.“ Damit ging das Konzept der KDH-Projektverantwortlichen an der HWK für Oberfranken auf. „Wir wollten den Betrieben in kurzer Zeit eine möglichst intensive Beschäftigung mit den drängendsten Fragen der Digitalisierung ermöglichen“, erklärte Dipl.-Ing. Johanna Erlbacher. Daher gab es auch einen kleine Fachmesse und Einblicke in das unter dem Begriff Oberfranken 4.0 fungierende Anwenderzentrum 3D-Druck, Energieeffizienz in der Produktion, Montagefabrik und Zerspanung. So konnten die Handwerker für sich konkrete Ansätze für die Digitalisierung ihres Betriebs mit nach Hause nehmen.
Das KDH wird zudem weitere Themen, zu denen die Betriebe Unterstützung wünschen, aufnehmen und in künftigen Veranstaltungen umsetzen. Dass bei den Handwerksbetrieben Bedarf für weitere Informationen und Unterstützung besteht, zeigte auch die Sonderumfrage zur Digitalisierung, die die HWK für Oberfranken im Sommer durchgeführt hatte (abrufbar unter https://www.hwk-oberfranken.de/artikel/zahlen-daten-fakten-72,1073,43.html#sonderumfragen).
Beim Digitalisierungstag des KDH in Bayreuth überzeugten die kompetenten Referenten. Gregor Faltin (Sellwerk GmbH & Co. KG) beschäftigt sich seit mehr als 12 Jahren mit Online-Kommunikation und ist auch Referent der Google Zukunftswerkstatt. Er gab einen Überblick über das Nutzerverhalten im Netz, über aktuell relevante Kommunikationskanäle und erklärte den Blick auf die sogenannte „Customer Journey“. „Wichtig ist zu wissen, wann und wo ein Nutzer Berührungspunkte zu meinem Produkt oder Unternehmen hat.“ Faltin sagte aber auch ganz deutlich. „Es gibt in der Online-Kommunikation keine Musterlösung. So individuell die Betriebe sind, so individuell sind die Lösungen und Ansätze.“
Prof. Dr. Beatrix Weber ist Juristin und leitet am Institut für Informationssystem (iisys) der Hochschule Hof die Forschungsgruppe Recht in Nachhaltigkeit, Compliance und IT, die interdisziplinär an der Schnittstelle zwischen Recht und IT forscht und damit auch die Rechtsfragen rund um die Digitalisierung im Blick hat. Sie machte dem Auditorium deutlich, dass die Datenschutzgrundverordnung zwar einen bürokratischen Aufwand bedeute, für Unternehmen aber gleichzeitig in vielen Bereichen der Datennutzung auch mehr Bewegungsspielraum biete. Ihr praktischer Tipp an die Unternehmer des Handwerks. „Fangen Sie auf jeden Fall an. Wenig zu haben oder manche Details vielleicht nicht hundertprozentig richtig, ist besser als nichts vorweisen zu können.“
Weder die Datenschutzgrundverordnung noch die beste IT-Sicherheit bieten aber einen 100-prozentigen Schutz für Daten. „Wer mutwillig in ein System will, der schaffst das auch“, nahm Sebastian Schreiber, Live-Hacker aus Passion und Geschäftsführer des IT-Sicherheitsunternehmen SySS GmbH, alle Illusionen. Schreiber zeigte in einem unterhaltsamen Vortrag wie einfach es vielfach ist, Passwörter, Funkverbindungen, Apps, SMS-Nachrichten auszuspionieren oder zu fälschen oder in Webshops einzudringen. Natürlich mache es trotzdem Sinn, in IT-Sicherheit und Datenschutz zu investieren. „Stellen Sie sich die Maßnahmen einfach wie einen Gartenzaun vor. Ohne ist es für Einbrecher sehr leicht, in ein Objekt zu kommen. Umso stärker, besser und vielfältiger ihre Zaunanlagen aber sind, umso schwerer machen sie es dem Angreifer.“
Als überzeugter Nutzer von WhatsAppBusiness präsentierte sich Michael Elbs, Schreinermeister, Betriebswirt des Handwerks und Onlinetrainer. Er zeigte den Handwerkerinnen und Handwerkern die vielfältigen Möglichkeiten auf, die der aus dem Privatgebrauch bekannte Messenger-Dienst bietet. Für Elbs kann die Plattform bis zur Kommunikationszentrale des Unternehmens ausgebaut werden, über die von der Ansprache des Kunden, Absprache mit Mitarbeitern bis zur Dokumentation alles abgebildet werden kann.
Eine Frage, die sich im Alltag der Betriebe täglich stellt, ist der Umgang mit mobilen Endgeräten und ob Mitarbeiter ihr privates Gerät nutzen dürfen oder gar sollen. Katja Knödel von der DATEV eG aus Nürnberg riet davon ab. „Gerade auch im Hinblick auf den Umgang mit Kundendaten würde ich den Mitarbeitern eher ein Firmen-Smartphone mit einem ordentlichen Datenvolumen geben. So haben Sie als Inhaber die Entscheidung darüber, wie dieses Mobilgerät genutzt wird.“ Dass mobile Endgeräte heute ein Muss sind, machte die bundesweit agierende Beraterin für Innovationen und neue Technologien ebenso deutlich. „Die Kunden von heute und Kunden der nächsten Generation erwarten dies einfach.“
Schließlich rundete Rafael Marcel Luna Gonzales von den Mittelstand 4.0-Agentur Cloud den Digitalisierungstag mit einem Blick auf mögliche Cloud-Lösungen für Handwerksbetriebe ab. Gonzales erklärte die wesentlichen Merkmale einer Cloud, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen und welche Herangehensweise möglich ist. Und er konnte den Betrieben Hilfsmittel wie Leitfäden oder Checklisten an die Hand geben, die bei der Suche und Auswahl eines passenden Cloud-Service für einen Handwerker behilflich sind.
Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk
Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) unterstützt den handwerklichen Mittelstand bei der Erschließung technischer und wirtschaftlicher Potenziale, die sich aus der digitalen Transformation für das Handwerk ergeben. Zum Abbau von Informationsdefiziten stellt das KDH den Entscheidungsträgern und Fachexperten des Handwerks praxisnahe Informations-, Qualifikations- und Unterstützungsangebote zur Verfügung, die in vier sogenannten Schaufenstern entwickelt und illustriert werden.
Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ist Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.
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