Sonntagsgedanken: Der starke Trost
Lukasevangelium Kapitel 7 V. 11 – 16, Teil I
Beim ersten Lesen unseres Textes drängte sich mir eine Frage auf: Was hat der Jüngling, nachdem ihn Jesus vom Tode auferweckt hatte, gesagt? Blickte er verwundert um sich und fragte, was denn los sei? Dankte er Jesus? Oder erzählte er, was er im Tode gesehen, gehört hatte? Manchmal liest man ja, dass Sterbende ein helles Licht sehen, eine überirdisch reine Stimme hören oder gar einen Blick „hinüber“ werfen können.
Das deutsche Wort „Trost“ leitet sich ab von „trauen“, von „Treue“. Wem können wir in unserem Leben trauen? Wer erweist sich als treu? Menschen verlassen uns früher oder später, sei es durch den Tod, sei es nach einem Streit, sei es, dass die Kinder das Elternhaus verlassen, um ihre eigenen Wege zu gehen. Der technische Fortschritt hat ebenso seine dunkle Seite wie die Medizin ihre Grenzen. So erfolgreich Entspannungsübungen auch sein mögen, die zentralen Fragen des menschlichen Lebens, die Frage nach dem Sinn, dem Umgang mit Schuld und Tod beantworten sie nicht. Früher sagte man über einen Menschen, der etwas Verrücktes vorhatte, er sei nicht recht „bei Trost“. Der Mensch braucht also einen „starken Trost“, um geistig normal zu bleiben. Gerade aber Leidende lassen sich nicht gern „vertrösten“, also mit frommen Sprüchen abspeisen. Als Hiob seine ganze Familie verloren hatte, eilten seine Freunde herbei, um ihn zu trösten. Ihre theologischen Erklärungsversuche verärgerten ihn jedoch. Man sollte unglücklichen Menschen Zeit und die Möglichkeit geben, ihre Gedanken zu ordnen, ihre Hilflosigkeit, ihre Angst, ihren Zorn herausschreien, herausweinen zu können.
Aber da sind wir schon mitten in unserem Text: Da verliert eine Witwe ihren fast erwachsenen Sohn. Was für eine Katastrophe! Wer soll sich nun um sie kümmern, für sie sorgen? Eine allein stehende Frau war damals schutz- und rechtlos. Die Bewohner ihrer Ortschaft nehmen rege Anteil an ihrem Los, begleiten sie auf ihrem schweren Gang. So würde es sich auch für uns empfehlen, einen Besuchskreis für Sterbende und Hinterbliebene aufzubauen.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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