Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz: Gemeinsame Kampagne zum Waldumbau gestartet

Forstverwaltung und Waldbesitzervereinigung erklären den Waldbesitzern Strategien, wie sie ihre Wälder für den Klimawandel rüsten können

Matthias Koch und Rita Satzger erklären den Einsatz von Wuchshüllen

Matthias Koch und Rita Satzger erklären den Einsatz von Wuchshüllen

Den Einladungen des staatlichen Forstreviers Streitberg und der Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz (WBV) waren am vorerst letzten Abend der diesjährigen sommerlichen Hitzeperiode über 40 Waldbesitzer gefolgt. Die Veranstaltung am Flugplatz Feuerstein bei Ebermannstadt bildete den Auftakt zur gemeinsamen Kampagne „klimatoleranter Waldumbau“ im Rahmen der bayernweiten Waldumbauoffensive 2030.

Nach der Begrüßung und Eröffnung durch den Vorsitzenden der WBV, Ludwig Thiem, wurde die Veranstaltung durch den vertretenden Forstlichen Berater der WBV, Forstamtsrat Matthias Jessen, anmoderiert: „Wer es jetzt noch immer nicht glaubt, dass wir mitten im Klimawandel angekommen sind, dem ist wohl nicht mehr zu helfen! Umso erfreulicher ist es, dass der Einladung nun so viele, vor allem auch junge Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, gefolgt sind. Sind es doch sie und ihre Wälder, die sich mit diesen fast schon unerträglichen Temperaturen und der Dürre noch lange auseinandersetzen werden müssen.“

Wer bislang geglaubt hätte, dass das Dürrejahr 2003 ein Jahrhundertsommer gewesen sei, wurde 2015 – gerade einmal ein Jahrzehnt später – eines Besseren belehrt. Und nun setze dieses Jahr 2018 noch einmal einen Rekord darauf, führte Jessen weiter aus. Die Kiefern- und Fichtenbestände auf den Hochlagen des Jura seien angesichts der heurigen und zukünftigen klimatischen Verhältnisse in ihrem Bestand massiv bedroht und überall fänden sich nun absterbende Bäume. „Es ist 12 Uhr! Handeln sie sofort!“ appellierte der Forstamtsrat.

In einem Kiefernwaldbestand des Waldbesitzers Georg Längenfelder zeigten die zuständige staatliche Revierleiterin des Forstreviers Streitberg, Rita Satzger, und der stellvertretende Geschäftsführer der WBV Fränkische Schweiz, Matthias Koch, ein Beispiel für einen gelungenen Waldumbau in klimatolerantes Laubholz.

Unter „klimatolerant“ verstehen die beiden Forstexperten, dass diese Baumarten den gegenwärtigen und zukünftigen Sommerszenarien mit Hitze und Dürreperioden gewachsen sein werden. Forstoberinspektorin Rita Satzger erläuterte, dass auf den flachgründigen, kalkhaltigen Böden schwierige Bedingungen für die Fichte und die Kiefer herrschten und diese mit Hitze und Trockenperioden immer anfälliger für Schädlinge würden. Ein frühzeitiger Waldumbau sei deshalb mit Baumarten wie Buche, Eiche und den Edellaubhölzern, wie zum Beispiel Spitzahorn, Vogelkirsche und viele mehr, dringend notwendig. Da die natürliche Verjüngung der Wälder hier aufgrund starker Verunkrautung oft ausbliebe, müsse durch Pflanzung nachgeholfen werden.
Genau dies hat der Waldbesitzer Georg Längenfelder in seinem Wald umgesetzt. In vollem grün und Saft präsentieren sich die jungen Laubholzpflanzen unter dem lichten Schirm des Kiefernwaldes.

„Ohne Schirm (damit ist der Schatten der Altbäume über den jungen Pflanzen gemeint) geht hier nichts auf der Langen Meile. Auf dem kargen Boden verbrennt die Sonne alles!“ erläuterte Matthias Koch. Der Förster appellierte an die Waldbesitzer, nicht länger nur jedes Jahr die abgestorbenen Bäume zu entnehmen, sondern mit einem gezielten Durchforstungseingriff auf die schlechten Bäume den Wald für die anschließende Pflanzung vorzubereiten. Hierfür sei es eben auch wichtig, an die Erschließung zu denken. Man solle niemals vergessen, auch an einen Weg im eigenen Wald zu denken. Diesen brauche man sowohl bei der eigentlichen Baumfällung, als auch bei der Holzbringung aus dem Wald.

Selbst für die bei den Fachleuten in der Holzbranche nicht hoch angesehene Jurakiefer könne man hier noch gute Erlöse mit über 40 € pro Kubikmeter Holz erzielen. Diese Erlöse könne man dann reinvestieren, um damit zum Beispiel Zaunbaumaterial zu kaufen.

Das nahm Ludwig Thiem zum Anlass einzuwerfen, dass es nach dem Gesetz Aufgabe der Jäger sei, durch eine gezielte Jagd dafür zu sorgen, dass die jungen Waldbäume ohne Zaunschutz zu Bäumen heranwachsen können. Leider hätten viele das noch nicht so verstanden.

Satzger und Koch unterrichteten die Anwesenden anschließend darüber, mit welchen Hilfen von staatlicher Seite und von Seiten der Waldbesitzervereinigung beim Umbau der Wälder zu rechnen sei: „Weg von der komplizierten Flächenförderung zur Stückzahlförderung habe man nun finanzielle staatliche Hilfen, die noch nie so gut waren, wie jetzt,“ appellierte Satzger. Je nach Ausgangslage winkten den Waldbesitzern zwischen 0,85 und 1,50 € pro gepflanzter Pflanze, wenn sie sich gezielt dazu entschlössenen, ihre Wälder im Klimawandel anzupassen und widerstandsfähige Laubhölzer anstatt der bedrohten Fichten und Kiefern zu pflanzten.

Sogar für die wie Treibhäuser wirkenden Wuchshüllen gebe es einen staatlichen Anreiz von 1,-€ pro Stück dazu.

Ob die Pflanzen in den Wuchshüllen nicht verbrennen, wollte ein Waldbesitzer wissen. „Ganz im Gegenteil“ wussten andere ihm zu antworten, die schon länger mit den unansehnlichen Plastikröhren in ihren Wäldern experimentieren. „Die Pflanzen wachsen unbeeindruckt von Hitze und Dürre besser als alle anderen Pflanzen!“

Mit der Informationsveranstaltung startete die gemeinsamen Kampagne zum klimatoleranten Waldumbau. Es folgen vier weitere Veranstaltungen im Vereinsgebiet der WBV:

  • 30.08.2018, 18 Uhr, Sammelberatung Sturmvorsorge und Holzvermarktung
    mit Forstamtmann Daniel Schenk und Matthias Kraft (WBV), Treffpunkt: Weingarts, Sportplatz
  • 06.09.2018, 18 Uhr, Sammelberatung Waldumbau und Holzvermarktung
    mit Forstamtsrat Matthias Jessen und Matthias Koch (WBV), Treffpunkt: Dürrbrunn, Biogasanlage
  • 13.09.2018, 18 Uhr, Sammelberatung Durchforstung, Naturverjüngung, Förderung und Holzvermarktung
    mit Forstoberinspektor Jan Rebele und Benedikt Kügel (WBV), Treffpunkt: Wichsenstein, Wanderparkplatz
  • 26.10.2018, 16 Uhr, Sammelberatung Der Weg zur Verjüngung
    mit Forstamtsrat Stefan Ludwig und Matthias Kraft (WBV), Treffpunkt: scharfe 90° Kurve zwischen Thuisbrunn und Haidhof