Sonntagsgedanken: Von christlicher Demut

Symbolbild Religion

Lukasevangelium Kapitel 18 V. 9 – 14, Teil I

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Ich bin ein Fan unseres evangelischen Gesangbuches mit seinen sehenswerten Bildern, den zum nachdenken anregenden Zitaten und dem ausführlichen Textteil. Nur eines kritisiere ich an diesem gelungenen Werk. Es fehlt nämlich in der Gottesdienstordnung das verbindliche Sündenbekenntnis, mit dem früher jeder Gottesdienst begann. Dieses Schuldbekenntnis ist wohl aus demselben Grund gestrichen worden wie der Buß und Bettag als staatlicher Feiertag. Wer gibt heute noch seine Schuld zu? Wer gesteht sich selbst und den andern ein, dass er eben nicht so lebt, wie Gott es von ihm erwartet und wie es sinnvoll wäre? Wie beliebt ist das Weiterschieben des Schwarzen Peters! Wer sich im Geringsten ungerecht behandelt fühlt, beschwert sich sogleich bei der nächst höheren Stelle oder läuft gar zum Rechtsanwalt. „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden.“ Diesen Schlussvers unseres Predigttextes versteht der „moderne“ Mensch nicht mehr. Heute gilt die Devise: „Setze Dich durch! Mach was aus Deinem Leben! Sonst wirst Du untergebuttert!“ Das Sündenbekenntnis jedoch zeigt uns, wie jeder Mensch vor Gott steht, nämlich mit leeren Händen, ja schuldig.

Gott schaut ja nur auf unser Herz, und wie düster sieht es da oft aus! Das Motto unseres Sonntags lautet Demut. Demütig meint nicht so sehr die natürlich lobenswerte Tugend der Bescheidenheit, erst recht nicht die feige, kriecherische Unterordnung. Demütig ist ein Mensch, der auf Gott vertraut, der Gott die Mitte, die Kraftquelle, das Ziel seines Lebens sein lässt. Demut befreit uns von dem Wahn, uns selbst und andern imponieren zu müssen. Wie sehr rackern sich viele unserer Zeitgenossen ab, um schlank, jugendlich, sportlich zu bleiben! Mancher stürzt sich in Schulden, um ein größeres Auto zu haben als der Nachbar, um eine weitere Urlaubsreise machen zu können als der Arbeitskollege. Als Christ darf ich demütig sein, d. h. ich darf meine Schwächen, meine Schuld eingestehen auch wenn ich dann mein soziales Ansehen verliere, denn ich weiß: Gott hält unbedingt zu mir.

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind