Vom Steigerwald nach Europa: Immaterielles und landschaftliches Kulturerbe weisen den Weg
Projekt „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ im Landkreis Bamberg
Mit zwei Einträgen in das Bayerische Landesverzeichnis sowie auch den Vorschlag für das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes und einem Projekt auf dem Weg zum Europäischen Kulturerbesiegel trägt die 2017 abgeschlossene Kulturlandschaftsinventarisation des Steigerwaldes nun ihre Früchte. „Mit der starken Zusammenarbeit der Steigerwaldlandkreise konnten wir in kürzester Zeit nicht nur Gemeinschaftswälder und Dörrobst-Tradition eintragen lassen, sondern uns auch auf europäischer Ebene mit den Kulturlandschaften der Zisterzienserklöster vernetzen“, so der Bamberger Landrat Johann Kalb nach der Entgegennahme der Urkunden beim Münchner Festakt mit der Bayerischen Wissenschaftsministerin Marion Kiechle.
Wald pflegen und bewahren
„Immaterielles Kulturerbe stiftet Gemeinschaft, Identität und Sinn. Zugleich führt es uns vor Augen, dass wir vielfältig verbunden sind – mit unseren Nachbarn, regional und auch innerhalb Europas, sagte Ministerin Kiechle anlässlich der Erweiterung des Bayerischen Landesverzeichnisses des immateriellen Kulturerbes. Genau darauf kommt es den Landkreisen im Steigerwald an: Gelebte Traditionen wie die Baumfelderwirtschaft und die bäuerlichen Gemeinschaftswälder zu bewahren und zu pflegen. Dabei sind die Vertreter der Waldgenossenschaften und Waldkorporationen aus den verschiedenen Steigerwald-Landkreisen sowie Bürger mit eingebunden.
Die 500 Seiten starke Kulturlandschaftsinventarisation des Steigerwaldes war zu dem Schluss, gekommen, dass neben den Chancen auf ein UNESCO-Weltkulturerbe und das Europäische Kulturerbe-Siegel im Rahmen serieller, länderübergreifender Antragswege gerade auch diese Traditionen sehr gute Aussichten auf eine Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe besitzen. Hier ist nun ein wichtiges Etappenziel beurkundet.
Zisterzienserwege in Europa
„Wir sind mit dem Steigerwald in Europa angekommen“, freut sich Landrat Kalb, der zusammen mit der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier das Projekt „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ bereits mit großer Resonanz den französischen Kollegen in Straßburg vorgestellt hat. „Es geht uns darum Landschaften zu verbinden und den Blick für gemeinsame europäische Geschichte und Traditionen zu schärfen. Unser Fernziel ist auch hier ein Welterbetitel!“, betont Kalb als Träger des erfolgreichen grenzübergreifenden Projektes im Europäischen Kulturerbejahr 2018. Es vereint die Steigerwaldregion mit Klosterregionen in Frankreich, Deutschland, Österreich und Tschechien. Ab 2019 ist ein transnationales Folgeprojekt mit 20 Partnern in acht Ländern zur Bewerbung um ein serielles Europäisches Kulturerbesiegel geplant. „Die Abtei Ebrach ist der Dreh- und Angelpunkt der Süd- und Ostausbreitung der Zisterzienser, deshalb werden wir, über die bestehenden Partner hinaus, den Steigerwald mit weiteren zisterziensischen Kulturlandschaften verbinden und das Netz engermaschig ziehen. Als neue Länder werden Polen und Slowenien hinzukommen“, erläutert die Projektleiterin Birgit Kastner. Das Thema Kulturlandschaft ist dabei das verbindende Element zur Prädikatisierung. „Kulturlandschaften stellen die übergreifendste Stufe des materiellen kulturellen Erbes dar“, so Thomas Gunzelmann vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, „Sie sind sozusagen der Container, der alle anderen Gruppen dieses Erbes enthalten kann, seien es Einzelgebäude und damit auch Denkmale, Dörfer, Städte und die freie Landschaft.“
Kulturlandschaftliches Erbe
Noch heute lassen sich Reste vom Wirken des Ordens, Spuren der zisterziensischen Landnutzung und Besiedlung entdecken: ehemalige und noch intakte Weinberge, bewahrte historische Formen des Waldbaus, Relikte der Wasserbautechnik mit Kanälen, Wehren und Mühlen, die alten Wirtschaftshöfe mit ihren Fischteichen, Feldern, Streuobstwiesen und Wäldern, Wallfahrtswege und Kapellen. Das „Sehenlernen“ und „Lesen der Landschaft“ will das laufende Projekt mit einem breit aufgestellten Vermittlungsprogramm für alle Generationen erfahrbar machen. Darüber hinaus sollen Handlungsempfehlungen zum Umgang mit solchen historisch geprägten Landschaften entwickelt werden, vor allem in Hinblick auf Vermittlung und Bewahrung. Das Projekt zum Kulturerbejahr ist ein Förderprojekt des Bundes, des Landes und der EU in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Die Ausstellung in Kloster Ebrach ist noch bis 9. September zu sehen. Das Programm ist zum Download auf der Website www.cisterscapes.eu verfügbar.
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