Kunstmuseum Bayreuth: Gesprächskonzert mit Albrecht Dümling

„Die Kunstpolitik der NS-Diktatur bemühte sich um die Ausschaltung des „Fremden“, womit nicht zuletzt Künstler jüdischer Herkunft gemeint waren. Die junge Berliner Musikerin Ursula Mamlok durfte deshalb keine deutsche Musikschule besuchen; 1939 floh sie mit ihren Eltern nach Ecuador. Ebenfalls 1939 vertrieben die Rassengesetze des faschistischen Italien den Komponisten Mario Castelnuovo-Tedesco in die USA. Auch der aus Polen stammende Alexandre Tansman, der das von deutschen Truppen besetzte Paris verlassen hatte, fand 1941 Zuflucht in den Vereinigten Staaten, wo er wie Mamlok und Castelnuovo-Tedesco seine Musikerkarriere ungehindert fortsetzen konnte. Das von Albrecht Dümling kommentierte Gesprächskonzert beginnt mit einem Komponisten, der für alle erwähnten Musiker eine wichtige Orientierung bedeutete: Johann Sebastian Bach.“ (Albrecht Dümling)

Kunstmuseum Bayreuth – Gesprächskonzert „Musik aus dem Exil“

  • Donnerstag, 28. Juni 2018, 18 Uhr
  • moderiert von Dr. Albrecht Dümling
  • mit Liying Zhu (Gitarre) und Changhuan Xia (Flöte)
  • gespielt werden:
    • Johann Sebastian Bach (1685-1750): Sonate e-Moll für Querflöte und bezifferten Bass (Gitarre), BWV 1034 (1720)
    • Alexandre Tansman (1897-1986): Suite in modo polonico für Gitarre (1962)
    • Ursula Mamlok (1923-2016): Five Intermezzi for guitar (1984-92)
    • Mario Castelnuovo-Tedesco (1895-1968): Sonatina für Flöte und Gitarre op. 205 (1965)

Liying Zhu, in Kunming in der chinesischen Provinz Yunnan geboren, zeigte schon als Kind ihre außergewöhnliche Begabung für die Gitarre. So wurde sie im Alter von 11 Jahren in die Klasse des führenden Gitarrenlehrers Chinas, Chen Zhi, in Beijing (Peking) aufgenommen. Schon während ihres Bachelor-Studiums bei Prof. Chen war sie bei Wettbewerben in Los Angeles und Wien erfolgreich. 2013-15 absolvierte sie ihr Master-Studium bei Prof. Alfred Eickholt an der Hochschule für Musik und Tanz Köln/Wuppertal. Im März 2018 legte sie dort ihr Konzertexamen ab.

2014/2015 belegte Liying Zhu drei erste Plätze bei internationalen Wettbewerben, u.a. bei den Gitarrenfestspielen Nürtingen und Koblenz. Seitdem konzertiert sie erfolgreich als Solistin und Mitglied des Beijing Angels Guitar Quartet in verschiedenen Ländern Asiens, Europas und den USA. 2015 feierte Liying Zhu ihr Debüt in der Carnegie Hall in New York. 2016 legte sie ihre erste Solo-CD (Besondere Begegnung) vor, auf der sie Werke von Agustin Barrios Mangoré, Benjamin Britten, Napoléon Coste, Anton Diabelli und John Dowland einspielte.

Changhuan Xia wurde 1994 in der zentralchinesischen Millionenstadt Wuhan geboren. Er begann seine Musikausbildung im Alter von 10 Jahren. Von 2010 bis 2013 studierte er am Musikkonservatorium seiner Heimatstadt Querflöte als Hauptfach. In dieser Zeit besuchte er in Beijing und Shanghai Meisterkurse bei James Galway und Emmanuel Pahud. Ende 2013 kam Changhuan Xia nach Berlin, wo er bei Martin Glück weiteren Unterricht nahm. Im Herbst 2014 wechselte er an die Hochschule für Musik und Theater Köln/Wuppertal zu Prof. Dirk Peppel. Changhuan Xia trat im Februar 2018 im Duo mit Liying Zhu in einem Konzert in Bochum auf. Im März 2018 gewann er zusammen mit Liying Zhu beim 14. Wuppertaler Musikwettbewerb für Studierende der Musikhochschulen in NRW den 3. Preis für die Wertung „Gitarre plus X“.

Dr. Albrecht Dümling lebt als Musikwissenschaftler und -kritiker in Berlin. 1978 promovierte er bei Carl Dahlhaus mit einer Arbeit über Arnold Schönberg und Stefan George und war danach bis 1998 Musikkritiker des Berliner Tagesspiegel. Heute ist er Mitarbeiter der Neuen Musikzeitung und verschiedener Rundfunkanstalten. Die von ihm rekonstruierte und kommentierte NS-Ausstellung Entartete Musik reiste weltweit in über 70 Städte und war zuletzt im Richard Wagner Museum Bayreuth zu sehen. Seit 1990 leitet Dümling den Förderverein musica reanimata, der sich mit Gesprächskonzerten und Buchveröffentlichungen für NS-verfolgte Komponisten und ihre Werke einsetzt. Für diese Aktivitäten wurde er 2007 mit dem Europäischen Kulturpreis KAIROS ausgezeichnet.