Oberfränkische Handwerkskammer mit erfolgreicher Bilanz
Vollversammlung der HWK für Oberfranken mit Jahresrechnung 2017 und Tätigkeitsbericht
Das Handwerk nimmt nicht nur die Politik in die Pflicht, die Weichen für eine weitere positive Entwicklung richtig zu stellen. Sondern auch sich selbst. Das machte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Thomas Zimmer, bei der Frühjahrs-Vollversammlung der HWK deutlich. „Wir als Handwerk müssen selbst aktiv daran arbeiten, das Image unserer Wirtschaftsgruppe zu verbessern und gleichzeitig jungen Menschen attraktive und zukunftsfähige Ausbildungsberufe anbieten zu können.“ Dazu gehöre es, die Ausbildungsinhalte der bestehenden Berufe zu modernisieren und neue Berufsbilder zu entwickeln. Die Modernisierung der Inhalte hat an der HWK für Oberfranken unterdessen bereits begonnen, verdeutlichte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller. „Wir integrieren zum Beispiel die bei uns im Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar in das Aus- und Weiterbildungsprogramme der Kammer.“
HWK-Präsident Thomas Zimmer fasste in seinem Bericht die politischen Entwicklungen des Halbjahres zusammen. „Wir freuen uns sehr, dass im Koalitionsvertrag der neuen Regierung die berufliche Bildung eine deutliche Aufwertung erfahren hat und explizit der Berufsbildungspakt aufgenommen wurde. Darum haben wir lange gekämpft.“ Ebenso wie um die Verankerung einer Prüfung der EU-konformen Rückkehr zur Meisterpflicht in verschiedenen Gewerken im Koalitionsvertrag, die Zimmer auch als Vorsitzender einer entsprechenden Planungsgruppe innerhalb des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH) begleitet.
Zimmer übte aber auch deutliche Kritik am Koalitionsvertrag. Die politischen Leitplanken blieben gerade bei der Zukunftsausrichtung und der Sozial-, Steuer- und Ausgabenpolitik deutlich hinter den Erwartungen des Handwerks zurück, insgesamt fehle es an etwas Mut zur Gestaltung und an marktwirtschaftlichem Geist. „Steuern nicht zu erhöhen, reicht hier nicht“, betonte er. Zumal es an anderer Stelle wie bei den Krankenkassenbeiträgen neue Belastungen gebe. „Es braucht deutliche Entlastungen und keinesfalls neue Hürden wie beispielsweise durch den Rechtsanspruch auf befristet Teilzeit inklusive Rückkehrrecht oder durch die Ausweitung der Tachographenpflicht.“
Lob gab es vom HWK-Präsident für das Ansinnen der Bayerischen Staatsregierung, das Handwerk in Bayern durch den Fünf-Punkte-Plan „Handwerk innovativ“ zusätzlich zu stärken. Gerade der Aufbau von Innovations- und Technologienetzwerken sowie von Demonstrationszentren „Innovatives Handwerk“ in jedem Kammerbezirk und weitere Fördermittel für die Modernisierung der Bildungszentren seien zu begrüßen. Zimmer: „Diese Vorhaben, die auch eine direkte Folge sind des Besuchs von Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer in Begleitung von Bundespräsident Steinmeier, unterstützen wir voll und ganz. Jetzt geht es dann darum, mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium die weiteren Details zur Umsetzung festzulegen.“
85 Prozent der Ausgaben für Dienstleistungen
Die erste Vollversammlung der HWK im Jahresverlauf dient traditionell der Abnahme der Jahresrechnung und des Tätigkeitsberichts der Geschäftsführung. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer konnte der Vollversammlung dabei für 2017 gute Zahlen vorlegen. Der wirtschaftlich erfolgreiche Kurs setzte sich auch im vergangenen Jahr fort, das Jahresergebnis weist bei einem Volumen von 32,1 Millionen Euro ein Plus von 1,34 Millionen Euro auf. Besonders zufrieden zeigte sich Thomas Koller darüber, dass sich die Handwerkskammer in den vergangenen Jahren zu einem hochproduktiven Dienstleister entwickelt hat, der nur lediglich 15 Prozent der Ausgaben für die klassische Kammerverwaltung aufwendet. „85 Prozent unserer Ausgaben investieren wir in die Bildung, Beratung und die Handwerksförderung.“ Innerhalb der Bildung sind die überbetriebliche Schulung der Auszubildenden und die Meisterqualifizierung die Schwerpunkte.
Im Bereich der Beratung und Handwerksförderung hat die Handwerkskammer in 2017 und auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres offensichtlich die richtigen Themen angepackt. Die angebotenen Veranstaltungen waren mit jeweils deutlich über 100 Teilnehmern völlig ausgebucht. Ergänzt werden diese allgemeinen Informationen dann von den betriebswirtschaftlichen und technischen Beratern bzw. der Rechtsexperten der HWK, die den Betrieben als Anlaufstelle zur Verfügung stehen. KDH übertrifft alle Erwartungen Das an der HWK für Oberfranken angesiedelte Schaufenster Produktions- und Automatisierungstechnologien des bundesweit organisierten Kompetenzzentrums Digitales Handwerk (KDH) übertrifft weiterhin alle Erwartungen. Bislang haben rund 5680 Teilnehmer direkt die Angebote des KDH an der HWK für Oberfranken wahrgenommen, dazu werden laufend Betriebsdialoge geführt und beispielhafte Umsetzungsprojekte begleitet. Ein offizieller Lohn der Mühen sei der Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gewesen, so Koller, der in Bayreuth das erste Kompetenzzentrum des Handwerks bundesweit besuchte.
Das Handwerk verspürt also Rückenwind. Darauf ausruhen, dürfe und werde man sich aber nicht. HWKPräsident Thomas Zimmer: „Ein einfach weiter so, können wir uns angesichts der enormen wirtschaftlichen, technologischen, gesellschaftlichen – und nicht zuletzt auch politischen – Herausforderungen nicht leisten.“ Daher appellierte er an die Vollversammlung und seine Kollegen: „Lassen Sie uns gemeinsam anpacken und unsere Zukunft aktiv mitgestalten.“
Ehrungen und Dankesurkunde
Die Vollversammlung nutzten Vorstand und die Geschäftsführung auch dazu, Persönlichkeiten für ihren Einsatz rund um das Handwerk zu ehren. So erhielt Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler für sein herausragendes Wirken die Goldene Ehrennadel mit Urkunde der Handwerkskammer für Oberfranken. Mit Roland Brecheis zeichnete die HWK bei der Vollversammlung einen verdienten Handwerksmeister mit dem Ehrenmeisterbrief aus. Brecheis erhielt diesen vor allem für sein langjähriges, regionales, bayerisches und bundesweite Engagement rund um das Maler- und Lackiererhandwerk.
Eine Dankesurkunde gab es außerdem für einen ungewöhnlichen Gast: Luc Garcia, Leiter der aktuell in Bayreuth anwesenden Delegation von Auszubildenden der französischen Partnerkammer der HWK, Chambre de Métiers de l’Aude (CMA), verantwortet seit 30 Jahren den deutsch-französischen Lehrlingsaustausches und ist auch zum 30. Mal in Bayreuth dabei.
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