Fränkische-Schweiz-Verein: erneuerte Männer- und Frauentracht

Zum ersten Mal trafen sich die Kursteilnehmer des Frauentrachtenkurses und des Männertrachtenkurses, um gemeinsam das Ergebnis der Arbeit zu begutachten und zu bewerten. Erfreulicher Nebeneffekt: das kleine Pflänzchen “erneuerte Männertracht“ wächst, weil immer mehr Nachfrage nach maßgeschneiderten Westen und Hemden entsteht.

Die Ergebnisse von drei Trachtennähkursen sind auf dem Bild vereint. Mit dabei die Familie Gügel aus Heroldsbach/Thurn in der Bildmitte vorne. Tatjana (die kleine) und Annika stehen vor ihren Eltern Manfred und Katrin. Letztere hat für die ganze Familie je eine Tracht geschneidert, die sie mit Stolz tragen. Mit auf dem Bild, als 3. vo. li. Theresa Regenfuß (82) aus Hetzles, die schon ihr ganzes Leben in der Tracht verbrachte und wertvolle praktische Tipps parat hat. Falten haben bei ihr nur die Röcke, was manche jüngere Frau nachdenklich werden ließ.

Die Ergebnisse von drei Trachtennähkursen sind auf dem Bild vereint. Mit dabei die Familie Gügel aus Heroldsbach/Thurn in der Bildmitte vorne. Tatjana (die kleine) und Annika stehen vor ihren Eltern Manfred und Katrin. Letztere hat für die ganze Familie je eine Tracht geschneidert, die sie mit Stolz tragen. Mit auf dem Bild, als 3. vo. li. Theresa Regenfuß (82) aus Hetzles, die schon ihr ganzes Leben in der Tracht verbrachte und wertvolle praktische Tipps parat hat. Falten haben bei ihr nur die Röcke, was manche jüngere Frau nachdenklich werden ließ.

Rosalie Postatny aus Egloffstein stolz auf ihre Kursteilnehmerinnen in der Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz. Zum ersten Mal haben alle gemeinsam den schwierigen doppelten Schnitt, anstatt des einfachen Schnittes verwendet. Warum? Der doppelte Schnitt ist historisch gewachsen, meint Postatny, und es schaut halt viel eleganter aus, meint die Trachtenexpertin weiter. Mittlerweile hat sie schon zwei Männerwestenkurse und einen Hemdenkurs in Morschreuth durchgeführt und dazu einen Trachtenhemdenkurs und es waren meist Frauen, die ihren Männern eine Tracht schneiderten, die sie an Feiertagen und besonderen Anlässen, wie eine Kirchweih, nun tragen sollen. Obwohl auch grün und schwarz als Westenfarbe möglich ist, geht der Trend zur (Franken-) Roten Weste mit goldenen Borden. Grün, so die Erfahrung der Männertrachtenexpertin ist eher was für den täglichen Hausgebrauch in Verbindung mit einer Jeans und einem normalen weißen Hemd. Soll es festlicher sein, passt die rotgoldene Weste ganz toll zu einem weißen Stehkragenhemd mit Manschetten und einer schwarzen Anzughose. Es geht weiter mit der Herrentracht, versichert Postatny. Im Herbst mit einem Hemdennähkurs, der zusammen mit einem Blusennähkurs durchgeführt wird und im Frühjahr beginnt ein neuer Westennähkurs.

Der Frauentrachtenkurs ist ein Selbstläufer, so die Kursleiterin Marianne Bogner aus Bieberbach. Schon mehr als 60 Frauen haben bei ihr den Frauentrachtenkurs besucht. Manche Teilnehmerinnen haben anschließend ihre ganze Familie mit Trachten ausstaffiert. So wie die Familie Gügel aus Heroldsbach/Thurn. Sie ist beim Netzwerktreffen im Forchheimer Pfalzmuseum auf diese individuelle Möglichkeit eine eigene Tracht zu schneidern, aufmerksam geworden. Katrin Gügel hat für sich, ihren Mann Manfred und die beiden Töchter Annika und Tatjana eine maßgeschneiderte Tracht genäht – und sie wird auch fleißig getragen. Derzeit arbeitet der Arbeitskreis daran, zusammen mit Birgit Jauernig, der Trachtenberaterin vom Bezirk Oberfranken, eine preiswerte Kirchweihtracht für junge Leute aus Baumwolle zu schneidern, mit der man einerseits gestylt auf Kirchweih gehen kann und sie andererseits auch als Kellnerin in einem Restaurant tragen kann: bequem und waschbar. Mit einer Art „Charmeoffensive“ so Hanna Erlwein, Leiterin des Frauentrachtenarbeitskreises, will man versuchen, die Tracht auch in der Gesellschaft als „typisch fränkisch“ zu etablieren. Politiker, Touristiker, Gastronomen, alle sind als Repräsentanten für Einheimische wie für Gäste unterwegs und diese Leute könnten mit einer heimischen erneuerten Tracht dazu beitragen, eine neue selbstbewusste Identität nach außen zu tragen – wie Landrat Dr. Hermann Ulm. Er war einer der ersten, der sich eine Trachtenweste schneidern ließ und sie auch auf offiziellen Anlässen trug. Aber auch hier ist noch „Luft nach oben“. Ein gesticktes Stehkragenhemd und eine tolle Hose, vielleicht sogar aus Ziegenleder und eine warme Jacke im Winter könnte dafür sorgen, dass die erneuerte Tracht stärker gesellschaftsfähig wird.

Da bleibt noch viel Aufklärungsarbeit für den Arbeitskreis Tracht, der sich aus den beiden früheren Männer-und Frauentrachtenarbeitskreis zusammensetzt. „Wir haben die beiden Arbeitskreise zu einem fusioniert“, so Erlwein, „damit wir schlagkräftiger sind“. Mit PowerPoint und Rollups, Prospekten und Mustertrachten will man auch auf öffentlichen Veranstaltungen wie dem Credinger und dem Frensdorfer Trachtenmarkt für Aufmerksamkeit und Akzeptanz sorgen.

Reinhard Löwisch