Sonntagsgedanken zu Pfingsten
Vor 100 Jahren beschwerten sich fränkische Landwirte über ihren Pfarrer, weil er anders als sein Amtsvorgänger nicht über die Christen damals in Korinth predigte, sondern über sie, seine Gemeinde.
So distanziert, kühl über den christlichen Glauben reden, das wäre auch uns recht. Aber heute an Pfingsten geht es um uns konkret, nicht um einen Aspekt der Glaubenslehre oder ein Ereignis der Kirchengeschichte. Die landläufige Einschätzung des Pfingstfestes hat schon vor Jahren der SPIEGEL, das kirchenkritische Nachrichtenmagazin, durch eine Bildcollage so ausgedrückt: Da sah man auf zwei Fotos eine gähnend leere Kirche und ein überfülltes Freibad.
Der Apostel Paulus wollte den selbstbewussten, auf ihre Freiheit so stolzen Christen in Korinth, er will uns heute klarmachen, dass wir mit den menschlichen Wünschen und Maßstäben nichts vom christlichen Glauben, vom christlichen Leben begreifen. Wer sich durchsetzt, etwas erreicht, der genießt Ansehen in der Gesellschaft. Gott aber hat den am Karfreitag so elend Hingerichteten zum „ewigen Leben“ geführt. Was für ein Trost für die vom Schicksal Gebeutelten, für die Gemobbten und Unterdrückten! Gottes Heiliger Geist allein kann Menschen zum christlichen Glauben führen, er allein baut die Kirche. Diese Einsicht entlastet und belastet uns zugleich. Wir müssen uns nicht als Versager fühlen, wenn die Kirchen sich leeren. Wir können aber auch trotz des bewundernswerten Engagements vieler Christen nichts erzwingen. Früher musste man der Kirche angehören, was zu Heuchelei, ja zu Gewalt führte und dem Christentum mehr schadete als alle Angriffe der Atheisten. Heute leben wir in einem freien Land, wofür wir Gott danken sollten, und diese Freiheit kann eben auch dazu führen, dass sich jemand von Glaube und Kirche abwendet. Unsere Aufgabe ist es, um den Heiligen Geist für uns und die Mitmenschen zu bitten, dass er uns alle in Ebenbilder Christi verwandeln möge. Wer fleißig betet, in der Bibel liest, der ist offen für den Geist Gottes, der wird dann auch erkennen, wer heute sein Nächster ist, wer heute gerade ihn braucht.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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