Frank-Walter Steinmeier in Bayreuth: „Das Handwerk wird hier sichtlich gut vorbereitet“
Werkstattbesuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender an der HWK für Oberfranken und dem Kompetenzzentrum Digitales Handwerk
Die Handwerkskammer für Oberfranken schafft mit dem bei ihr angesiedelten Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) für ihre Betriebe beste Voraussetzungen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Beim Werkstattbesuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte die HWK für Oberfranken auf, wie sie neue digitale Technologien nicht nur in die Aus- und Weiterbildung integriert, sondern auch die eigenen Ausbildungsmeister qualifiziert. Für Bundespräsident Steinmeier rundete dieser Blick in die Praxis im Handwerk das Themenfeld ab, das an diesem Tag auf seiner Agenda stand: die Soziale Marktwirtschaft. Frank-Walter Steinmeier: „Nach meiner Rückschau auf die Errungenschaften von Ludwig Erhardt heute Morgen in Fürth (Anmerk.: Bei der Eröffnung des neuen Ludwig Erhardt Zentrums), war dies hier an der Handwerkskammer ein toller Blick in die Zukunft der Arbeitswelt und der damit verbundenen Veränderungen in der sozialen Marktwirtschaft.“
Die Ausprägungen der Digitalisierung im Handwerk sind sehr vielfältig und individuell, entsprechend schnell wachsen Erfahrungsschatz und Wissen. „Wir haben mit dem KDH daher zwei große Anliegen“, erklärte der Präsident der HWK für Oberfranken, Thomas Zimmer. „Wir begleiten Betriebe direkt bei ihren beispielgebenden Digitalisierungsprojekten und bringen die im KDH gewonnenen Erkenntnisse durch die enge Verzahnung des Kompetenzzentrums mit der beruflichen Aus- und Weiterbildung schnell und direkt in die betriebliche Praxis.“ Wie das KDH bei den sogenannten Umsetzungsprojekten mit Betrieben vorgeht, skizzierte Projektleiterin Dipl.-Ingenieurin Johanna Erlbacher dem Bundespräsidenten anhand von zwei grundverschiedenen Beispielen. In einer für Oberfranken typischen Kleinbrauerei führte sie ein digitales Lagerlogistiksystem ein, gemeinsam mit dem Orthopädietechnik-Betrieb reha team Bayreuth integrierte sie die additive Fertigung (3D-Druck) in den handwerklichen Herstellungsprozess von Einlagen. „Die Brauerei gleicht mit dem Warenwirtschaftssystem vor allem den Mangel an Fachkräften aus, der Betrieb der Orthopädietechnik erhält sich durch die Integration der additiven Fertigung die Wettbewerbsfähigkeit“, erklärte die Projektleiterin. Erlbacher und Gernot Gebauer, Geschäftsführer von reha team Bayreuth, wiesen dabei auch auf die Erkenntnisse hin, die die Betriebe und die HWK bei der Integration der neuen, digitalen Technologien machen. „Ganz wichtig ist, bei allen Veränderungen frühzeitig auf die Ängste und Bedürfnisse der Mitarbeiter, speziell erfahrener Mitarbeiter, einzugehen.“ Andernfalls würde die Technologie nicht deren Knowhow ergänzen, sondern bei diesen zu einer Verweigerungshaltung führen.
Den jungen Auszubildenden in den Gewerken fällt der Umgang mit digitalen Technologien naturgemäß leicht. Allerdings ist die schnelle Anpassung der entsprechenden Ausbildungsordnungen bzw. Lehrpläne für die berufliche Bildung an die technische Entwicklung eine große Herausforderung für Politik und Wirtschaft. Die HWK für Oberfranken entwickelt daher für die Ausbildung zum/zur Kfz-Mechatroniker/in ein best-practice, wie eine rasche Integration neuer Inhalte in die Lehrpläne gelingen kann. „Wir wollen damit aufzeigen, wie die notwendigen Aktualisierungen mit dem Tempo des technologischen Fortschritts besser mithalten können“, verdeutlichte der Hauptgeschäftsführer der HWK für Oberfranken, Thomas Koller. Bundespräsident Steinmeier und Elke Büdenbender ließen sich von Auszubildenden des dritten Lehrjahrs zeigen, welche Inhalte in der Ausbildung beispielsweise durch die E-Mobilität neu dazugekommen sind. „Ich finde es wirklich begeisternd, mit welcher Leidenschaft die jungen Menschen hier an die neuen Aufgaben herangehen“, freute sich der Bundespräsident. „Und vor allem auch, mit welcher Begeisterung für neue Themen die Ausbilderinnen und Ausbilder die Auszubildenden schulen.“
Doch nicht nur der Nachwuchs in der dualen Ausbildung, auch die Meisterschülerinnen und Meisterschüler müssen während ihrer Aufstiegsfortbildung mit digitalen Verfahren vertraut gemacht werden. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist die vorherige Wissensvermittlung an die Ausbildungsmeister. Die Ausbildungsmeisterinnen und -meister der HWK für Oberfranken – als Beispiel diente der Fachbereich Holz – profitieren dabei direkt von dem an der HWK für Oberfranken angebundenen KDH. So lernen zum Beispiel die Meisterschüler für das Schreinerhandwerk in der Bayreuther Lehrwerkstatt den klassischen Treppenbau samt eigens angefertigten Krümmling sowohl mittels 1:1-Modell als auch mittels im 3D-Druck-Verfahren hergestellter Vorlage. Alle Ausbilder werden durch KDH-Projektleiterin Erlbacher entsprechend geschult.
„Hier wird viel speziell für kleine Betriebe gemacht“
Der Bundespräsident zeigte sich dem Besuch der HWK für Oberfranken und des KDH überzeugt: „Das Handwerk bereitet sich sichtlich gut auf die Zukunft vor, verschläft die Digitalisierung nicht und vermittelt auch dem Nachwuchs, dass die Arbeitswelt sich verändern wird. Vor allem“, lobte Frank-Walter Steinmeier zum Abschluss“, wird hier viel speziell für die vielen kleinen Betriebe gemacht.“ HWK-Präsident Thomas Zimmer dankte Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender für das Interesse, das sie mit dem Werkstattbesuch gezeigt haben. In seiner Funktion als Vizepräsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH) ging er zudem darauf ein, wie wichtig das klare Bekenntnis des Bundespräsidenten und seiner Ehefrau zur beruflichen Bildung, speziell der beruflichen Bildung im Handwerk, sei. Zimmer: „Ihre Unterstützung gibt uns kräftigen Rückenwind.“
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