Fotoausstellung “70 Jahre Polaroid – 70 SX-70-Polaroid-Fotos” im Deutschen Kameramuseum in Plech

Polaroid – ein anderes Wort für die Freiheit des Fotografierens

Polaroid-SX-70. Foto: Kameramuseum

Polaroid-SX-70. Foto: Kameramuseum

Ausstellung im Deutschen Kameramuseum zum Sofortbild-Jubiläum: Jens Werlein und Kurt Tauber zeigen je 35 SX-70-Fotos.

Am 2. April 2018 endet die gut angenommene Fotoausstellung „Karneval in Venedig“ im Deutschen Kameramuseum in Plech und schon eine Woche später, am Sonntag, 8. April 2018, 11 Uhr, gibt es die nächste Vernissage. Aus Anlass des Jubiläums „70 Jahre Polaroid“ zeigt das Museum 70 Originalfotos, die mit der legendären Polaroid-Spiegelreflexkamera SX-70 von zwei Fotografen unterschiedlichen Temperaments und unterschiedlicher Bildersprache aufgenommen wurden: Museumsleiter Kurt Tauber, 40 Jahre Pressefotograf und seit 1970 Polaroid-Verwender, und Jens Horst Werlein, Werbefotograf und Hochschullehrer, öffnen ihre Archive.

Obwohl beide denselben Apparate-Typ verwendet haben, fallen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus: Tauber setzte das Sofortbildmedium anfänglich rein beruflich ein, um die Zeiten zwischen Fotoereignis und Redaktionsschluss um eine Stunde zu verkürzen, Werlein schuf sich mit Polaroid künstlerische Freiräume als Ausgleich zum streng geregelten und geplanten Alltag als Werbefotograf. Die Ausstellung „70 Jahre Polaroid – 70 Polaroid-Fotos“ bezieht aus diesen unterschiedlichen Ansätzen ihren besonderen Reiz zusätzlich zu der Verschiedenheit der Motive.

Der Polaroid-Künstler

Jens Horst Werlein (58) aus Schwäbisch Gmünd stellt seinen Ausstellungsbeitrag – 35 SX-70-Bilder in einem sehr konzentrierten geometrischen Rahmen-Tableau – unter die Überschrift „Die Freiheit des Polaroids für einen seriösen Werbefotografen und Hochschullehrer“:
„Was macht den Alltag eines Fotografen und Dozenten für Fotografie aus? Meist dann doch die Pflichterfüllung, eine saubere Arbeit, sowohl in der Gestaltung, als auch in der technischen Umsetzung im Kundensinne zu erstellen. Dies gilt natürlich ebenso für die Lehraufgabe für und mit Studierenden.

Da ist für eine sogenannte künstlerische Freiheit kein Raum! Also ab damit in die Freizeit, Freiheit im direkten sofort umsetzbaren Unikat. So entstehen
komplett andere Bilder als gewohnt, ohne Netz und doppeltem Boden. Das Risiko des Nichtgefallens bleibt – aber es ist ja auch nur meine ‚Freibildnerei‘“.
Beruflich hat Polaroid immer für den Werbefotografen eine kleine, aber sehr wichtige Rolle gespielt: nämlich ausschließlich zur Belichtungskontrolle im Studio.

Der Polaroid-Praktiker

Kurt Tauber (66) aus Plech, über 40 Jahre Text- und Bildjournalist in Ingolstadt, Hilpoltstein, Beilngries, Bayreuth und Pegnitz, besitzt noch das Foto, mit dem seine berufliche und private Beschäftigung mit Polaroid begann: Sein damaliger Chef machte 1970 bei Dienstantritt in der Donau Kurier-Redaktion Hilpoltstein ein Pola vom Zeitung lesenden Volontär – sogar schon in Farbe. In vielen kleinen Zeitungsredaktionen auf dem Lande war es damals üblich, an Sonntagen, wenn das Fotolabor in der Zentrale nicht oder nur knapp besetzt war, Verkehrsunfälle wie Vereinsehrungen, Faschingsbälle wie Fußballspiele auf Polaroid festzuhalten – ungeachtet der vorhersehbaren qualitativen Schwächen.

Hauptsächlich benutzte Tauber seine SX-70 aber wie Werlein privat: Porträts, Schnappschüsse vom neuen Auto, die Tochter gleich nach der Geburt im Krankenhaus – all das, was man schnell der Oma oder Freunden zeigen möchte, ohne tagelang auf das Filmentwickeln beim Fotografen und die Abzüge warten zu müssen. Denn die Einstunden-Labore gab es damals noch nicht.

Tauber wollte keine Kunst produzieren, sondern setzte das Sofortbildmedium schlicht und einfach für den Zweck ein, für den es vor rund 70 Jahren erfunden worden war: Fertige Bilder innerhalb weniger Minuten in Händen zu halten.

Fotofestival und Fotobörse

Die weiteren herausragenden Termine im Deutschen Kameramuseum in Plech: Das Plecher Fotofestival 2018 (31. Mai bis 3. Juni) mit zwei neuen Ausstellungen und der seitens der Aussteller schon nahezu ausgebuchten dritten Plecher Fotobörse in der Mehrzweckhalle gleich neben dem Museum (Sonntag, 3. Juni, 10 bis 15 Uhr – Der Eintritt für Besucher ist frei). Am Wochenende 15./16. September 2018 findet ein Workshop „Lightpainting“ (Lichtmalerei) zweier Schweizer Künstler statt, die auch eine Ausstellung mit ihren Werken im Museum bestreiten.

Ausführliche Infos zu allen Veranstaltungen sowie die tagesaktuellen Öffnungszeiten auf der Museumshomepage: www.kameramuseum.de

Deutsches Kameramuseum in Plech