Offener Brief: Stellungnahme um eine Bewerbung um eine Landesgartenschau in Forchheim
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder des Stadtrates und der Verwaltung,
sehr geehrte Frau Voß,
in den vergangenen Tagen und Wochen wurde im Stadtrat über die Bewerbung zur Abhaltung einer Landesgartenschau beraten. Hierfür wurden Bereiche um die Stadtmauer/Stadtpark und Sportinsel ins Spiel gebracht. M.E. hat Forchheim aber viel mehr zu bieten als den zentralen innerstädtischen Bereich, gerade auch weil die Wohnfunktion Forchheims immer wieder angesprochen wird.
Im Anschluss finden Sie Argumente für eine m. E. bessere und sinnvollere Standortwahl.
Ich würde mich freuen, wenn die dargestellten Überlegungen bei der Wahl eines Gartenbaugeländes Berücksichtigung finden könnten. Dieser offene Brief an Stadtrat, Verwaltung und Landesgartenschaugesellschaft soll zu einer Diskussion anregen, an deren Ende gute Entscheidungen für die Entwicklung des zukünftigen Wohn- und Wirtschaftsstandort Forchheim stehen.
Stellungnahme zu einer Bewerbung um die Austragung einer Landesgartenschau
(Kartenmaterial zur Verdeutlichung/Erläuterung finden Sie in beiliegender PDF-Datei Übersichtskarten zum denkbaren Gartenschaugelände)
Seit Jahren beteiligt sich die Stadt Forchheim am Programm „Leben findet Innenstatt“. Das Profil des Programmgebietes umreißt die räumliche Ausdehnung des Projektes:
„Das Projektgebiet ist Teil des Forchheimer Stadtkerns und grenzt unmittelbar an die bestehende 1A-Lage, die Forchheimer Hauptstraße an. Das mittelalterliche Ensemble mit hoher städtebaulicher Dichte, der großzügig gestaltete Paradeplatz sowie die Wiesent, die parallel zur Hornschuchallee fließt, bieten viele Potentiale für gelebte Urbanität.“ In der Aufgabenstellung ist festgehalten: „Durch eine konzertierte und mit allen Anliegern und Nutzern abgestimmte Strategie soll das Projektgebiet in seiner Funktion, Gestalt und Akzeptanz bei der Bevölkerung gezielt aufgewertet werden.“
Der Stadtrat hat unter Einbeziehung der direkt betroffenen Bevölkerung entsprechende Entwicklungsvorschläge getroffen, was sehr positiv ist. Leider betrifft der direkt angesprochene räumliche Bereich jedoch nur einen Teil der Stadt Forchheim, im Wesentlichen in einem Umkreis von weniger als 1000 m um St. Martin.
Andererseits werden Überlegungen zum Austragen einer Landesgartenschau angestellt, was ich grundsätzlich ebenfalls als sehr positiv erachte und begrüße. Allerdings wird m.E. über das falsche Gelände diskutiert.
Bereits vor ca. 35 Jahren hat der damalige Leiter des Hauptamtes der Stadt Forchheim, Gerhard Schneider, diesbezüglich Überlegungen angestellt und einen Bereich um die Örtelbergweiher unter Einbeziehung des Kellerwaldes angedacht. Diese Überlegungen verliefen aus verschiedenen Gründen im Sande.
Mittlerweile hat Forchheim im Landesentwicklungsprogramm die Aufwertung zum Oberzentrum erfahren.
Wenn nun heute erneut an die Bewerbung um eine Landesgartenschau gedacht wird, so bin ich doch sehr überrascht, dass ein Areal ins Spiel gebracht wird, das bereits vollkommen als Park- Sport- und Freizeitlandschaft erschlossen ist. Wenn schon über die Ausrichtung einer Landesgartenschau beraten wird, hätte ich erwartet, dass zur Aufwertung des Wohnwertes und damit der Attraktivität der Stadt Forchheim als Wohnort andere Flächen innerhalb des Stadtgebietes aufgewertet und als Parklandschaft für die Öffentlichkeit hergerichtet würden, wie dies z.B. bei den Landesgartenschauen in Bamberg (ehemaliger Industriebereich Kaliko) und Bayreuth (Aufwertung der Rotmain Aue als Park) der Fall war.
Als Gartenschaugelände besonders geeignet halte ich hierfür das zwischen dem Ende der Straße Am Steinbruch, dem östlichen Teil der Bergstraße/Katzensteinstraße, dem Kennedyring/Bereich Lebenshilfe und Reuth gelegene ca. 25ha umfassende Gelände der ehemaligen Schultheiss Lehmgrube, des Kratzersteinbruchs, sowie der westlich davon gelegenen Hangbereiche. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die Flächen, die bereits im Flächennutzungsplan als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen sind. Sowohl eine Reduzierung der Fläche als auch eine Erweiterung in Richtung Osten sind bei Bedarf machbar.
Ein solches Gartenschaugelände würde sich nach der Schau anschließend als Park und Freizeitgelände, gleichzeitig auch als Grüne Lunge und Frischluftschneise in der Stadt eignen und somit auch zu einer dauerhaft gesicherten Belüftung des Stadtgebietes führen.
Besonders reizvoll für die Planer finde ich die Aufgabe, schützenswerte Bereiche mit neu zu gestaltenden zu verbinden. Durch behutsamen Ausbau und maßvolle Gestaltung könnte hier eine einmalige Parklandschaft entstehen, eine Landesgartenschau, die qualitativ sowohl Bamberg als auch Bayreuth bei weitem übertreffen könnte. Natürliche Hangbereiche, fast urwaldähnliche Feuchtzonen, verwilderte Obstgärten, Trockenrasenflächen, Ruderalflächen, Geländeabbruchkanten, natürliche Wasserflächen wie Bachläufe und Teiche sind bereits vorhanden, die Orographie des Geländes zeigt Steilhänge, ebene Bereiche und durch Rutschungen geprägte Hänge. Es sind trockene Flächen auf der Hochfläche und Gelände am Hang vorhanden, es könnten traumhafte Themengärten am Hang und im ebenen Gelände angelegt werden, die auch nach der Gartenschau erhalten und als Mustergärten für Besichtigungen z.B. interessierten Gartenliebhabern angeboten werden könnten. Des Weiteren ist eine Nachnutzung als Erholungsgebiet zwischen großen Wohngebieten und damit leichter Erreichbarkeit und großer Erholungsfunktion mitten in der Stadt damit garantiert. Die Beliebtheit und Akzeptanz dieses Areals beweisen bereits heute die vielen täglichen Spaziergänger.
Außerdem könnte wahrscheinlich auch der Freistaat gewonnen werden, sich ähnlich wie damals in Marktredwitz mit erheblichen Zuschüssen an einer evtl. erforderlichen Sanierung von Altlasten zu beteiligen.
Damit verbunden wäre auch eine Aufwertung des einzigartigen Kellerwaldgeländes, das in eine derartige Ausstellung sehr gut einbezogen werden könnte, sodass auch ein zusätzlicher wirtschaftlicher Nutzen entstünde. Viel Gäste würden vor der Heimfahrt wohl auf den Forchheimer Kellern „hängen“ bleiben.
Von Norden her ist eine Verbindung zwischen Kellerwald und Ausstellungsgelände mit einer Personenkleinbahn -ähnlich wie bei anderen Gartenschauen praktiziert – einfach herzustellen, die Entfernung von der Lichteneiche durch den Bürgerwald zum Ausstellungsgelände beträgt maximal gerade mal 1,8km, die relativ großen und bereits vorhandenen Parkflächen an der Lichteneiche könnten hervorragend genutzt werden, die Wege durch den Bürgerwald sind bereits vorhanden, teilweise gesäumt von sehr altem, hochwertigem und beeindruckendem Eichenbestand. Unmittelbar am Rande/Eingangsbereich im Norden liegt der große und hervorragend ausgestattete Kinderspielplatz an der Lebenshilfe, der ebenfalls nutzbar ist.
Vom Süden her ist die fußläufige Erreichbarkeit (ca. 400 m) von einem neu anzulegenden Parkplatz am zukünftigen ATSV Gelände(bisher Germania) leicht machbar. In diesem Bereich müssen für den Sportbetrieb ohnehin zusätzliche Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Da die bisherige Behelfszufahrt über die Kleingartenanlage Weberlauben als Zufahrt zum zukünftigen ATSV Gelände ohnehin nicht ausreichend ist wird eine neue Brücke über die Wiesent erforderlich. Sowohl für den Sportbetrieb als auch für Wiesenttal-Wanderer und Radfahrer ist ein derartiger Parkplatz erforderlich und sinnvoll.
Im südlichen Zugangsbereich des Gartenschaugeländes an der Breitenlohe/ Katzensteinstraße können für Gehbehinderte eine beschränkte Anzahl von Parkplätzen neu geschaffen und in diesem Zusammenhang auch gleichzeitig Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser errichtet werden.
Busparkplätze lassen sich sowohl an der Lichteneiche als auch beim zukünftigen ATSV Gelände verwirklichen.
Bei Bedarf ließen sich auch nordwestlich des Ausbau-Endes der Breitenlohestraße praktisch direkt am Gartenschaugelände weitere Parkplätze errichten, die Breitenlohestraße ist bereits in entsprechender Breite ausgebaut.
Auch die Erschließung mit Wasser, Abwasser und Strom stellt kein übermäßiges Problem dar, da sowohl im Süden zur Breitenlohe- und zur Georg Leisgang Straße eine direkte Verbindung besteht, ebenfalls auch von Nordosten über den Fußweg zwischen Hausnummer Breitenlohestraße 57 und 59.
M. E. sprechen sehr viele Argumente für die Wahl dieses Geländes als Landesgartenschaugelände. Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass ein Großteil der Fläche nur einen Eigentümer hat. Als wichtigste Gründe für diese Wahl vor und während der Gartenschau sind die Gestaltung und Nutzbarmachung für die Erholungsfunktion, damit verbunden eine Steigerung der Attraktivität des Kellerwaldes und der Stadt Forchheim insgesamt nicht zuletzt durch die Werbung sowie für die Zukunft die dauerhafte Sicherung dieses wunderbaren Naturraumes für Erholungsfunktion, die Verbesserung des Hochwasserschutzes und die Beseitigung einer Altlast und damit der Schutz des Grundwassers.
Deshalb sollte dieses Gelände intensiv in die Beratungen mit einbezogen werden.
Freundliche Grüße
Wolfgang Spörlein
Rotbrunnenstraße 58
91301 Forchheim
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