Vögel bei Frost und Schnee
Gruppenkuscheln und Blitzdiät – Kalte Füße sparen Energie – Was machen Überwinterer wie der Star?
Nach Wetterexperten steht Bayern eine heftige Kältewelle mit den bisher kältesten Tagen dieses Winters und zweistelligen Minusgraden bevor. Die kalten Temperaturen und frostigen Nächte haben dann auch die heimische Vogelwelt fest im Griff. „Der Körper der Vögel ist zwar dank wärmender Daunen und wetterfester Deckfedern hervorragend gegen Kälte isoliert, doch auch sie greifen jetzt zu Überwinterungstricks“, erklärt LBV-Expertin Martina Gehret. Manche Vogelarten, wie der Zaunkönig oder die Schwanzmeise, bilden bei Kälte Schlafgemeinschaften. Zugvögel, die im Freistaat überwintern wie zum Beispiel der Star, Vogel des Jahres 2018, zieht es in die vergleichsweise warmen Dörfer und Städte. Aber auch Enten oder Schwäne haben ihre Tricks und besitzen in ihren Füßen einen sogenannten Wärmetauscher.
Nach einer überstandenen kalten Nacht haben alle Gartenvögel morgens vor allem eines und zwar Hunger. Um sich warm zu halten verlieren sie bis zu zehn Prozent ihres eigenen Körpergewichts. Wer jetzt Futter anbietet, hilft den gefiederten Freunden ihren Energiehaushalt schnell und einfach wieder aufzufüllen. „Um sich aufzuwärmen können Vögel mit ihren dunklen Gefiederpartien buchstäblich Sonne tanken“, weiß die LBV-Expertin. Zum Schlafen suchen sich die Vögel meist ein geschütztes Plätzchen, wo sie sich aufplustern. Meisen übernachten auch gerne in einem Nistkasten. „Manche Vögel, wie der Zaunkönig, bilden sogar Kuschelgruppen und wärmen sich nachts gegenseitig um Energie zu sparen“, erklärt Gehret. Andere Vogelarten können ihre Körpertemperatur künstlich herunterfahren und in eine energiesparende Art Kältestarre fallen.
Und wie geht es dem Vogel des Jahres 2018? Als Zugvogel verbringt der Star den Winter eigentlich im Süden, doch immer mehr Stare bleiben in Bayern und überwintern hier. Sie sind nicht die einzigen typischen Zugvögel, die zunehmend den Winter bei uns verbringen, auch Zilpzalp und Mönchsgrasmücke verzichten immer häufiger auf die gefährliche Reise. „Überwinterer haben – sofern sie den Winter gut überstehen – klare Vorteile gegenüber wandernden Artgenossen: Sie halten sich früher im Brutgebiet auf und können die besten Reviere und Brutplätze besetzen“, weiß Martina Gehret. Ein Risiko besteht allerdings: „Sollte es ein sehr strenger Winter werden, sind die ziehenden Kollegen eindeutig im Vorteil“, so Gehret weiter. Um ihre Überlebenschancen zu steigern, zieht es die Überwinterer in den kalten Monaten in Dörfer und Städte. Dort ist es wärmer als im Umland und Abfälle, Komposthaufen oder Futterstellen bieten einen reich gedeckten Tisch für viele Vogelarten.
Auch Wasservögel, wie Schwäne und Enten, haben ihre Tricks um den kalten Winter gut zu überstehen. „Die Vögel laufen barfuß auf dem Eis, aber das macht ihnen wenig aus, denn ihre Beine und Füße sind mit einem raffinierten Wärmetauscher ausgestattet“, beruhigt die LBV Expertin. „Die feinen Blutgefäße liegen sehr dicht beieinander, so dass das warme Blut vom Körper und das kalte Blut von den Füßen sich gegenseitig erwärmt beziehungsweise abkühlt“, erklärt Gehret. Bei extremem Frost kann es in Ausnahmefällen jedoch dazu kommen, dass Enten oder Schwäne in einem Wasserloch an den Federspitzen einfrieren. Wer sich sicher ist, dass die Vögel menschliche Hilfe brauchen, informiert bitte die Feuerwehr.
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