BN Bamberg: Gemeinsame Ziele von Naturschutz und Forstwirtschaft

Bei einer Exkursion des BUND Naturschutz Bamberg zum Thema „Zukunftsfähige Mischwälder durch naturnahe Forstwirtschaft“ wurde Anfang Februar mit den zuständigen Vertretern der Bayerischen Staatsforsten über die Herausforderungen an eine naturnahe Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels diskutiert. Dabei wurden insbesondere die Lichtsteuerung für die Naturverjüngung, das jagdliche Management und die notwendige Pflege der Mischbestände vertieft.

Exkursionsteilnehmer im Schnee

Exkursionsteilnehmer im Schnee

Gerhard Spörlein, Biologe und Vorstandsmitglied der Bamberger Kreisgruppe des BUND Naturschutz Bamberg, machte zu Beginn der Exkursion klar, dass aus Sicht eines Naturschutzes, der diesen Namen wirklich verdient, mehr Wälder in Bayern auch der Natur überlassen, d.h. auch aus der forstlichen Nutzung genommen werden müssten. In einem Wald, in dem kein wirtschaftliches Nutzungsziel verfolgt werde, könnten großflächig natürliche Prozesse ablaufen. Diese ungestört, aus der Perspektive eines Betrachters, zuzulassen, stelle einen Wert für sich dar. Aber auch die Möglichkeit zum wissenschaftlichen Studium dieser natürlichen Prozesse mit dem Ziel, die Natur besser zu verstehen, und der Schutz bedrohter Arten seien wichtige Begründungen für nutzungsfreie Wälder. Andererseits sei aber auch, und das auf wesentlich größerer Fläche, die wirtschaftliche Nutzung der Wälder sinnvoll.

Die forstliche Sichtweise vertraten naturgemäß der Leiter des Forstreviers Bamberg, Berthold Schultheiß und der Leiters des Forstbetriebes Forchheim, Stephan Keilholz. Und während der Exkursion stellte sich heraus, dass Vertreter des Naturschutzes und Vertreter der Forstwirtschaft durchaus gemeinsame Ziele in der Behandlung forstlich genutzter Wälder formulieren können.

So waren sich die Exkursionsteilnehmer einig, dass Bayerns Forsten für den prognostizierten Klimawandel fit gemacht werden müssen. Artenreichtum und Stabilität gegen Stürme, Trockenheit und Massenvermehrung z.B. wirtschaftlich problematischer Insekten werden gerade durch gemischte und strukturreiche Bestände garantiert. „Dies ist Verpflichtung und besondere Herausforderung einer naturnahen Bewirtschaftung unserer Wälder“, so Forstbetriebsleiter Stephan Keilholz. Voraussetzung, dass sich neben der konkurrenzstarken Buche auch Mischbaumarten etablieren können, sind eine gezielte Lichtsteuerung, die Bestandspflege durch Entnahme von Konkurrenten und ein angepasster Rehwildbestand.

Mögliche Mischbaumarten im Michelsberger Wald sind die lichtliebende Eiche und die schattentolerante Tanne. Das Highlight der Exkursion war die erfolgreich aufgelaufene Eichenverjüngung im Wildensorger Holz, die trotz der Schneehaube markant herausragte. Den unterschiedlichen Ansprüchen der einzelnen Baumarten an die Lichtverhältnisse gerecht zu werden, ist dabei die vornehmliche Aufgabe des Revierleiters vor Ort. Hier konnte Berthold Schultheiß in einem etwa 170 jährigen Bestand sein feines waldbauliches Fingerspitzengefühl zeigen, wo er durch die gezielte Entnahme von Altbäumen für die kommende Baumgeneration optimale Wuchsbedingungen geschaffen hat. So bleiben an der einen Stelle dunklere Teile, in denen sich die Schattenbaumart Tanne wohl fühlt. An anderer Stelle schafft viel Licht am Boden die Voraussetzung dafür, dass sich die lichthungrigen Eichen, Kiefern und Lärchen durchsetzen können. Fingerspitzengefühl bedeutet hier, nur so viel Licht auf den Waldboden zu bringen, dass die noch jungen Eichen nicht von Brombeeren überwuchert werden, aber genug Licht, dass die Bäumchen nicht wieder absterben.

Dass die Naturverjüngung so üppig wächst, ist auch Ergebnis eines konsequenten jagdlichen Managements. Im Michelsberger Wald konnten junge Eichen und Tannen, bevorzugte Leckerbissen der Rehe, auch ohne den massiven Schutz durch Zäune aufwachsen. Der Rehwildbestand ist hier im Einklang mit der Waldverjüngung. Letztlich dient ja auch ein üppig wachsender Wald allen heimischen Wildtieren, die dort reichlich Nahrung und vielfältigen Lebensraum finden. Selbst bei noch viel mehr Schnee würden weder Rehe noch Hasen dort Not leiden.

Verschneiter Wald

Verschneiter Wald

Der gemischte, reich strukturierte Michelsberger Wald hatte gerade im Neuschnee am Sonntagnachmittag einen besonderen Reiz. Auch ist die lebendige Darstellung des Revierleiters Schultheiß dazu angetan, ihm unumwunden abzunehmen, dass er sich bei der Bewirtschaftung der stadtnahen Wälder viele Gedanken um die vielfältigen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald macht. So war es doch eine sehr harmonische Exkursion der unterschiedlichen Interessenvertreter. Das Neben- und Miteinander von Nutzung und Natur wird sicher auch weiter von Forstwirtschaft und Naturschutzverbänden in vielen Aspekten kontrovers diskutiert werden. Waldwildnis auf größerer Fläche wird ein wichtiges Ziel der Arbeit des BUND Naturschutz bleiben. Dass es aber möglich ist, Holz als Rohstoff für zahlreiche Produkte unseres täglichen Konsums regional bereitzustellen und zugleich ökologisch hochwertige und stabile Wälder nachhaltig zu begründen, zeigte eindrucksvoll die Waldbegehung im verschneiten Winterwald.