Oberfränkische Verkehrsunfallstatistik 2017
Erneuter Anstieg der Gesamtunfallzahlen – Mehr Verkehrsunfalltote – Leichter Rückgang an Motorradunfällen
„Leider ist die Zahl der Unfalltoten auf Oberfrankens Straßen im vergangenen Jahr auf dramatische Weise deutlich gestiegen“, konstatiert Oberfrankens Polizeivizepräsident Udo Skrzypczak bei der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik 2017. „18 Menschen kamen Anfang Juli bei einem schrecklichen Auffahrunfall in einem Reisebus auf der Autobahn A9 ums Leben und 30 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Dieses Unglück mit seiner Vielzahl von Toten und Verletzten, das auf die Unaufmerksamkeit des Busfahrers zurückzuführen sein dürfte, gilt als eines der folgenschwersten in Oberfranken“, so Skrzypczak weiter. Von den Folgen dieses tragischen Verkehrsunfalls beeindruckt, machte der Polizeivizepräsident deutlich, dass sich die Oberfränkische Polizei auch weiterhin das Ziel gesetzt hat, mit einem Bündel an Verkehrssicherheitsmaßnahmen die Sicherheit auf den Straßen zu verbessern.
Im Jahr 2017 registrierte die Oberfränkische Polizei 33.001 Verkehrsunfälle, das sind 2,1 Prozent mehr als 2016 (32.311). Von diesen Verkehrsunfällen endeten 47 tödlich (2016: 39). Insgesamt starben in Zuständigkeitsbereich der Oberfränkischen Polizei 68 Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalls (2016: 41), wobei alleine bei dem tragischen Busunglück am 3. Juli 2017 auf der Autobahn A9 nahe Münchberg im Lkr. Hof 18 Businsassen ihr Leben verloren.
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Personen erhöhte sich in Oberfranken um knapp 1,0 Prozent auf 4.267 Verkehrsunfälle (2016: 4.227). Insgesamt wurden im Jahr 2017 5.648 Verkehrsteilnehmer verletzt (2016: 5.585), wobei 1.006 Personen schwere Verletzungen erlitten (2016: 947).
Die Verkehrsunfälle mit Sachschaden, die eine Anzeige zur Folge hatten, stiegen um 1,2 Prozent auf 9.674 (2016: 9.558). Ähnlich verhielten sich die Kleinunfälle mit Blechschäden, die eine Steigerung um knapp 2,9 Prozent auf 19.061 Verkehrsunfälle erfuhren (2016: 18.526). Rund ein Fünftel dieser Kleinunfälle ereignete sich im Zusammenhang mit Wildwechsel.
Hauptunfallursache wiederum überhöhte Geschwindigkeit
2017 war wiederum eine überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit bei 2.260 Verkehrsunfällen (2016: 2.076) Hauptunfallursache für schwere und tödliche Verkehrsunfälle, wie es auch der bayernweite Vergleich widerspiegelt.
Weitere Hauptunfallursachen sind neben einer falschen Straßenbenutzung und dem Nichtbeachten des Rechtsfahrgebotes, das Nichtbeachten der Vorfahrt oder des Vorranges.
Mehr Alkohol- und Drogenunfälle
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Alkoholeinfluss erhöhte sich im Jahr 2017 um 3,4 Prozent auf 424 (2016: 410). Alkoholkonsum war bei 3 Getöteten unfallursächlich (2016: 5). In Verbindung mit Alkoholunfällen erlitten 230 Personen Verletzungen (2014: 214). Mehr als die Hälfte der betrunkenen Fahrzeugführer (235 von 424) hatte über 1,5 Promille Alkohol im Blut (2016: 231 von 409).
Den traurigen Spitzenwert erreichte am 22. Dezember 2017 ein 44 Jahre alter Autofahrer, als er mit seinem Wagen zwischen Dörnhof und Heinersreuth im Lkr. Bayreuth alleinbeteiligt in den Straßengraben fuhr. Die Untersuchung einer bei ihm entnommenen Blutprobe ergab einen Wert von 3,74 Promille Alkohol.
Unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln verursachten im vergangenen Jahr oberfrankenweit 40 Fahrzeugführer Verkehrsunfälle (2016: 30). Dabei erlitten 24 Personen Verletzungen.
Kinder im Straßenverkehr
Bei 274 Verkehrsunfällen im Jahr 2017 waren Kinder beteiligt (2016: 251), wobei 309 Kinder Verletzungen erlitten (2016: 275).
Einen Rückgang um -6,0 Prozent auf 47 Verkehrsunfälle (2016: 50) registrierte die Oberfränkische Polizei bei den Schulwegunfällen. Wurden 2016 noch 59 Schüler verletzt, so waren es 2017 noch 55. Kein Schulwegunfall in Oberfranken endete tödlich.
Junge Erwachsene (18- bis 24-Jährige)
Mit rund -2,4 Prozent war die Altersgruppe der jungen Fahranfänger im Jahr 2017 an insgesamt 3.133 Verkehrsunfällen beteiligt (2016: 3.209). Bei den von dieser Altersgruppe als Hauptverursacher schuldhaft verursachten Unfällen ist ein Rückgang von 1.844 auf 1.822 Verkehrsunfälle (-1,2 Prozent) festzustellen. Insgesamt starben 8 Personen aus der Gruppe der „Jungen Erwachsenen“ (2016: 3) und 840 wurden verletzt (2016: 951).
Senioren (ab 65 Jahre)
Analog zur demografischen Entwicklung der Altersstruktur registrierte die Oberfränkische Polizei eine Steigerung um 2,2 Prozent bei den Verkehrsunfällen, an denen Senioren beteiligt waren. Während im Jahr 2016 noch 2.732 Senioren in Verkehrsunfälle verwickelt waren, so stieg deren Beteiligung im Jahr 2017 auf 2.792 an. In 1.852 Fällen verursachte diese Altersgruppe im Vorjahr den Verkehrsunfall selbst. 17 Senioren, die aktiv am Straßenverkehr teilnahmen, wurden im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen auf oberfränkischen Straßen getötet (2016: 10). Weitere 17 Senioren kamen als Insassen eines Fahrzeuges ums Leben.
Rückläufig entwickelte sich die Anzahl der verletzten Senioren. Erlitten 2016 noch 581 Senioren bei Verkehrsunfällen Verletzungen, so waren es 2017 564 Personen aus dieser Altersgruppe.
Mehr Verkehrsunfälle mit Fußgängern
Eine Steigerung um 5,6 Prozent auf 395 Verkehrsunfälle registrierte die Oberfränkische Polizei bei den Unfällen, an denen Fußgänger beteiligt waren (2016: 374). Für 5 Fußgänger in Oberfranken endete im Jahr 2017 ein Verkehrsunfall tödlich (2016: 6) und 337 Passanten erlitten bei Verkehrsunfällen Verletzungen (2016: 309). Insgesamt waren im vergangenen Jahr oberfrankenweit 423 Fußgänger an Verkehrsunfällen beteiligt (2016: 388).
Mehr Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung
Mit einer Steigerung um über 8,9 Prozent registrierte die oberfränkische Polizei eine Zunahme der Verkehrsunfälle, an denen Wildtiere beteiligt waren. Während sich im Jahr 2016 oberfrankenweit noch 6.753 Wildunfälle ereigneten, stieg deren Anzahl im Jahr 2017 auf 7.355 Verkehrsunfälle an.
Bei den Verkehrsunfällen mit Wildbeteiligung kam zwar kein Mensch ums Leben, aber dennoch erlitten 58 Personen (2016: 45) bei 51 Wildunfällen (2016: 43) Verletzungen. Bei statistischen Auswertungen kristallisierten sich insbesondere Zusammenstöße mit Rehwild (73 Prozent), Schwarzwild (9,4 Prozent) und Hasen/Kaninchen (8,0 Prozent) heraus.
Leichter Rückgang der Motorradunfälle
Die Biker-Saison 2017 schloss mit einem leichten Rückgang an Motorradunfällen in Oberfranken um knapp -0,6 Prozent. Insgesamt waren 546 Mal Motorradfahrer an Verkehrsunfällen beteiligt (2016: 549). Leider erlagen 8 Motorradfahrer (2016: 12) und 6 Mofa-, bzw. Mopedfahrer (2016: 2) in Oberfranken ihren schweren Unfallverletzungen. Rückläufig, um knapp -1,4 Prozent, entwickelte sich die Anzahl der 499 verletzten motorisierten Zweiradfahrer auf oberfränkischen Straßen (2016: 506). Knapp zwei Drittel (349 von 546) der oberfränkischen Motorradunfälle im vergangenen Jahr wurden von den Bikern selbst verursacht.
Motorradsternfahrt in Kulmbach
Mit der alljährlichen Motorradsternfahrt in Kulmbach, die heuer am 21. und 22 April 2018 stattfindet, wurde bereits vor vielen Jahren ein markanter Baustein des Verkehrssicherheitsprogramms 2020 „BAYERN MOBIL – SICHER ANS ZIEL“ installiert.
Mit zahlreichen Programmpunkten werden sich die Veranstalter intensiv dem Thema Verkehrssicherheit widmen. Zusätzlich sollen Fahrsicherheitstrainings im Vorfeld das Fahrverhalten der Biker zu Saisonbeginn positiv beeinflussen. Weitere Informationen und Termine zur Motorradsternfahrt in Kulmbach finden Sie unter www.motorradsternfahrt.de.
Oberfränkische Verkehrssicherheitsarbeit
Neben der Prävention will die Oberfränkische Polizei aber auch mit einer konsequenten Ahndung von Verkehrsverstößen zur Reduzierung der Unfallzahlen beitragen. Deshalb wird auch in diesem Jahr der Schwerpunkt auf einer Reduzierung der Geschwindigkeitsunfälle durch verstärkte Kontrollen liegen, um weiterhin die Anzahl der Verkehrsunfalltoten und Schwerverletzten stetig zu reduzieren.
Mit der wöchentlichen Ankündigung von Messstellen sowohl auf der Internetseite der Oberfränkischen Polizei als auch in den Sozialen Medien, soll in Anlehnung an den Blitzmarathon zusätzlich eine Prävention durch Öffentlichkeitsarbeit erreicht werden. Die Verkehrsteilnehmer sollen auch auf diesem Weg für die Gefahren hoher Geschwindigkeiten im Straßenverkehr sensibilisiert werden.
Als Grundlage für die Kontrollörtlichkeiten dienen den Beamten die Auswertungen der Unfallkommissionen und die polizeiliche Verkehrsunfallstatistik. Neben der gezielten Überwachung von Unfallbrennpunkten und Unfallgefahrenpunkten wird die Oberfränkische Polizei auch flächendeckende Geschwindigkeitskontrollen durchführen.
Darüber hinaus setzt die Oberfränkische Polizei weiterhin auf eine qualifizierte Fortbildung ihrer Beamten zur Erkennung einer drogenbedingten Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit, um drogenberauschte Verkehrsteilnehmer frühzeitig aus dem Straßenverkehr zu ziehen. Zielgerichtete Verkehrskontrollen führten dazu, dass im vergangenen Jahr die Fahrten von 1.226 fahruntüchtigen Drogenkonsumenten noch vor einem Verkehrsunfall unterbunden werden konnten.
Um die Sicherheit der Senioren im Straßenverkehr zu verbessern, bietet die Oberfränkische Polizei für diese wachsende Gruppe spezielle Informationsveranstaltungen an. Ein Schwerpunkt ist dabei auch die Erkennbarkeit von älteren, meist dunkel gekleideten Fußgängern, die besonders in der Dämmerungsphase kaum oder überhaupt nicht erkannt werden. Abhilfe soll eine Sensibilisierung der Senioren für das Tragen von heller, auffälliger Kleidung mit reflektierenden Materialien sowie das Mitführen funktionsfähiger Beleuchtungseinrichtungen schaffen.
Damit Polizei- und Rettungsfahrzeuge besonders auf Autobahnen schneller an Unfallstellen kommen, hat die Oberfränkische Polizei gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr sowie der Autobahndirektion Nordbayern an zahlreichen Autobahnbrücken in Regierungsbezirk zusätzliche Banner mit dem Hinweis auf die Rettungsgasse anbringen lassen. Die großflächigen Banner sollen die Verkehrsteilnehmer auf das rechtzeitige Bilden einer Rettungsgasse bereits bei langsamen Verkehr hinweisen. Gleichzeitig werden die Polizeibeamten das Freihalten der Rettungsgasse gezielt überwachen und bei Nichteinhaltung auch konsequent ahnden.
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