Von Vögeln und der großen Liebe

Für immer und ewig oder nur eine Saison? – Die einen Vögel sind ihr Leben lang treu, andere wechseln gerne regelmäßig den Partner

Biologisch gesehen sind fast 90 Prozent aller Vögel ihrem Partner treu: sie leben monogam. Doch genau genommen gehen die meisten eine monogame Partnerschaft auf Zeit ein, manche sogar nur für eine Brutsaison. „Viele Vogelarten sind ihrem aktuellen Partner treu, haben aber im Laufe ihres Lebens mehrere Lebensabschnittsgefährten“, weiß LBV-Sprecher Markus Erlwein. Andere wiederum verpaaren sich auf Lebenszeit oder haben jede Nacht einen neuen Partner. „Der Waldkauz ist das Musterbeispiel einer treuen Seele, der Storch wiederum ist seinem Nistplatz treuer als seinem Partner und die Blaumeise ist Meisterin im Fremdgehen“, erklärt Erlwein weiter.

Die Vogelwelt ist ebenso bunt wie die Liebesgewohnheiten ihrer Bewohner. Die perfekte Liebesgeschichte liefert dabei der Waldkauz. Haben sich zwei Waldkäuze gefunden, bleiben sie ein Leben lang zusammen. Das gemeinsame Revier wird nicht nur während der Brutzeit, sondern das ganze Jahr über verteidigt. „Und wie gewinnt man das Herz einer Waldkauzdame? Ganz einfach mit Futter, denn auch bei ihr geht die Liebe durch den Magen, bevor das Männchen eine Chance bekommt“, sagt Erlwein.

Der Weißstorch ist dagegen mehr mit seinem Nistplatz verheiratet als mit seinem Partner. „Kommt ein anderer Weißstorch früher aus dem Winterurlaub im Süden zum Horst zurück, kann der verspätete Bewohner aus dem Vorjahr am Nest schon mal sein blaues Wunder erleben, weil er kurzfristig durch einen anderen ersetzt wurde“, so Erlwein. Biologen bezeichnen das als eine „Ortsehe“.

Der Star, Vogel des Jahres 2018, pflegt sein Rockstarimage als schillernder Sänger: „Seine zahlreichen weiblichen Fans unterstützt er meist in unterschiedlichem Maße bei der Brut und Aufzucht der Jungen.“ Auch der Zaunkönig hat manchmal mehr als eine Frau, wenn es die Größe seines Reviers erlaubt. Die Blaumeise hingegen stellt sich als äußerst geschickte Fremdgeherin an. „Das Blaumeisenweibchen stiehlt sich in den frühen Morgenstunden aus dem Nest zu ihrem Stell-dich-ein, wenn ihr Partner noch schläft und kommt vor dem Erwachen von selbigem wieder zurück.“

Geht hingegen das Weibchen des Haussperlings fremd, ist das Geschrei groß. Denn wird das Männchen betrogen, singt es lauter als sonst. „Das Klagelied soll den Rivalen abschrecken und die Liebste wieder zurückholen, ganz nach dem Motto: Siehst du nicht wie toll ich bin?“, weiß Markus Erlwein. Aber nicht nur die Spatzenweibchen gehen fremd: je älter die Männchen werden, umso häufiger gehen auch sie stiften.