Sonntagsgedanken: Vom Fisch, der Kaulquappe und dem Frosch

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Der Fisch und die Kaulquappe lebten als die besten Freunde in ihrem Teich. Da verwandelte sich die Kaulquappe in einen Frosch, sprang an Land, lernte viel Neues kennen und kehrte immer seltener ins Wasser zurück. Dann erzählte der Frosch mit großem Gequake, was er Tolles erlebt hätte. Darüber wurde der Fisch traurig, ja böse. Er wollte es diesem aufgeblasenen Frosch gleichtun, nahm all seine Kraft zusammen und sprang ans Land. Dort aber wurde es ihm bald zu trocken, ja er drohte zu ersticken. Schließlich nahm sich der Frosch des armen Fisches an und hüpfte mit ihm zurück in den Teich. Der Fisch fühlte sich wieder wohl im Wasser und der Frosch sah ein, dass er mit seiner Großtuerei den Fisch fast umgebracht hätte.

Für uns heißt das: Menschen entwickeln sich auseinander, Gruppen, ja Familien müssen sich irgendwann auflösen. Kinder sollen ihren eigenen Weg gehen. Ja, selbst Kirchengemeinden können und sollen sich trennen, wenn es sinnvoll ist. So entstand die Vielzahl der Konfessionen, die ich als Bereicherung, nicht als Belastung der Christenheit empfinde. Der eine fühlt sich hier wohl, der andere dort. Christliche Gemeinschaft heißt nicht Uniformität, Gleichmacherei. Kritische Geister, Querdenker dürfen wir nicht unter Druck setzen. Sie können uns im Gegenteil vor Betriebsblindheit, vor Erstarrung, vor Selbstgerechtigkeit bewahren. Wie ein vom Körper amputiertes Glied sterben muss, so kann es auch kein Privatchristentum ohne jede gemeinschaftliche Einbindung geben. Der einzelne braucht die ihn tragende Gemeinschaft, ihren Rat, selbst ihre Ermahnung, auch wenn er das nicht immer wahrhaben will.

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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de

Infos zu Christian Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
  • Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
  • Promotion zum Dr. theol. 1995
  • Ordination zum ev. Pfarrer 1996
  • Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
  • seither in Neustadt/Aisch
  • blind