Leserbrief: Stadt und Landkreis Bamberg fahrradfreundlich?

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Sehr geehrte Damen und Herren!

Stadt und Landkreis Bamberg bezeichnen sich selbst als fahrradfreundlich, stehen mit dieser Beurteilung indes ziemlich allein. So weigern sich beide (wäre die Einschätzung, sie seien zu feige, falsch?), sich den Kriterien der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK-BY) zu stellen, einer Kooperation von Behörden, nicht etwa von Interessensverbänden. Die Stadt beantragt nicht einmal die Aufnahme. Der Landkreis hingegen trat sofort wieder aus, als er feststellen mußte: Die meinen es ernst, leere Sprüche genügen nicht.

Im jüngsten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) bestätigte die Stadt Bamberg ihre nur Bruchteile besser als ausreichend (Schulnote 4) liegende Bewertung zum wiederholten Mal. Die Stadt Hallstadt, zweitgrößte Kommune des Landkreises, verfehlte, erstmals aufgeführt, selbst dieses Niveau.

Wie sollte es auch anders sein? An welcher Stelle man die Nagelprobe ansetzt, enttäuscht das Ergebnis jegliche positive Erwartung:

Die direkte Straßenverbindung zwischen den beiden Städten ist per Beschilderung für Radfahrer gesperrt – ohne Wenn und Aber auch dann, wenn es keine sichere und zumutbare Alternative gibt. Die danebenliegende Brücke für Fuß- und Radverkehr weist nicht nur gefährliche Wegeschäden (Schlaglöcher, Bodenwellen) auf. Es gibt hier – im Gegensatz zur qualitativ einwandfreien Autofahrbahn (im ersten Bild links oberhalb der Hecke, im zweiten rechts jenseits des Geländers liegend) – auch keinen Winterdienst:

Die Aufnahmen stammen von einem Montagvormittag, der Schneefall hatte am Abend eingesetzt. Die somit wohl nahezu ausschließlich durch den morgendlichen Berufsverkehr verursachten Spuren belegen deutlich den Bedarf an der Verbindung. Zugleich stellen sie eine schallende Ohrfeige für den Öffentlichen Personennahverkehr dar.

Im zweiten Bild ist zudem – knapp links unterhalb der Mitte – eine ansonsten durch den Schnee verdeckte, in Fahrtrichtung verlaufende Bordsteinkante zu sehen. Schon bei Nässe und Dunkelheit ist sie – wie auch die „sichernden“ Markierungen – kaum zu erkennen. Der Schnee erhöht die Unfallgefahr erheblich.

Anzumerken ist noch: Alle alternativen Fahrstrecken beinhalten einen Umweg von mehreren Kilometern – und selbst dort ist keineswegs Winterdienst garantiert. Es spielt keine Rolle, welche Behörde konkret für diese Mißstände verantwortlich ist. Denn es sind „nur“ Fallbeispiele, welche die generelle Einstellung der hiesigen Verantwortlichen zum Fahrradverkehr widerspiegeln.

Auch in anderen Bereichen spielen die Belange der Radfahrer nur eine untergeordnete Rolle. Den schon seit langem bestehenden, hilflos provisorisch wirkenden Zweiradstellplatz am Markusplatz anzufahren, erweist sich immer wieder als Herausforderung:

Denn die Zufahrten, überdies eine gern genutzte Alternative zur benachbarten, ungeachtet der Signalanlage unfallträchtig gestalteten Kreuzung sind immer wieder durch Falschparker blockiert. Parküberwachungsdienst? Fehlanzeige. Statt sich in erster Linie verkehrsgefährdend und -bedindernd abgestellten Kraftfahrzeugen zu widmen, kontrollieren dessen Mitarbeiter – der Augenschein bestätigt sich immer wieder – intensivst die bewirtschafteten Stellplätze (kostenpflichtig, Parkscheibe, Bewohnerparken). Die Sicherheit unmotorisiert mobiler Menschen interessiert sie einfach nicht. Leider gilt Gleiches für die Polizei.

Die unerfreuliche, mitnichten neue Erkenntnis: Die Bamberger Region wird ihre selbstgesteckten Klimaziele (von weiteren Gesundheits- und Umweltbelangen ganz abgesehen) nie erreichen können, wenn sie sich nicht ernsthaft um die Verkehrswende bemüht. Doch dazu müssen die Rahmenbedingungen neu definiert werden, so daß die Menschen gern mit Bahn und Bus fahren, das Fahrrad benutzen und zu Fuß gehen.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Bönig