Universität Bamberg: Denkmalwissenschaften weihen Kompetenzzentrum ein
Regionales Netzwerk zur Kulturgutsicherung
Das KDWT ist seit Montag, den 4. Dezember 2017, offiziell eingeweiht. „Was ist dieses KDWT eigentlich?“, stellte Prof. Dr. Rainer Drewello, Sprecher des KDWT, eine Frage, die er den rund 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft augenzwinkernd beantwortete: „Es ist kein Ableger des Kaufhauses des Westens.“ Stattdessen bedeute die Abkürzung: Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien.
Im KDWT forschen vier Arbeitsbereiche miteinander: Denkmalpflege, Bauforschung, Restaurierungswissenschaften und Digitale Denkmaltechnologien. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit unter einem Dach ist laut Rainer Drewello europaweit einzigartig. „Die fächerübergreifende Vernetzung von Geistes- und Kulturwissenschaften mit Ingenieur- und Materialwissenschaften ist ein Erfolgsmodell“, lobte auch Dr. Peter Müller, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Hochschulseelsorger Dr. Alfons Motschenbacher und Pfarrerin Anette Simojoki segneten insbesondere diese künftige Zusammenarbeit. Und die daraus entstehenden wissenschaftlichen Betätigungsfelder konnten Besucherinnen und Besucher beim Tag der Offenen Tür bestaunen, der sich an die offizielle Einweihung anschloss: Sie sahen Drohnen, die Kirchtürme von allen Seiten fotografieren und vermessen können, oder lauschten Kurzvorträgen über die Arbeit im KDWT. Beispielsweise schilderte Dr. Thomas Eißing, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Denkmalpflege, wie er das Alter von Gebäuden mithilfe von Holz bestimmen kann.
Die modernen Arbeitsgeräte sind eine weitere Besonderheit des KDWT, das durch diese Ausstattung und seinen Sitz in denkmalgeschützten Gebäuden Historisches mit Neuem verbindet. Als Beispiel nannte Baudirektor Jürgen König bei der Schlüsselübergabe das generalsanierte ehemalige Fabrikgebäude, Am Zwinger 4-6. Dort forschen 20 KDWT-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter mit neuester Technik, sei es mit 3D-Scannern oder mit tausendfach vergrößernden Mikroskopen – finanziert aus Fördermitteln der Bayerischen Staatsregierung in Höhe von 5 Millionen Euro. „Denkmalforschung im Weltkulturerbe, das passt einfach gut zusammen“, hob Melanie Huml, Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, den Standortvorteil Bambergs in ihrem schriftlichen Grußwort hervor.
Auf eine dritte Besonderheit ging Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert ein: „Das Kompetenzzentrum erweitert den Wissenschaftsbereich um den Transfer.“ Das KDWT verbindet also die Theorie mit der Praxis. „Es ist eine Art regionales Netzwerk für Wissenschaft, Handwerk, Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger“, sagte Rainer Drewello. Ein solches Angebot sei besonders wichtig, denn Denkmalschutz betreffe die gesamte Gesellschaft. Das betonte auch Festredner Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, Mitglied im Vorstand der Deutschen UNESCO-Kommission: „Die UNESCO will das Erbe der Menschheit erhalten und bewahren. Diese Verbindung von Erhalten und Erforschen wird im KDWT sichtbar.“ Das zeigt sich unter anderem bei dem internationalen Forschungsprojekt in Sri Lanka, wo Rainer Drewello mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Zahntempel digital erfasst hat.
Zur Perspektive des KDWT führte Ministerialdirektor Peter Müller aus: „Auch mit Mitteln aus der Nordbayern-Initiative will das Ministerium das Kompetenzzentrum als dauerhafte Einrichtung absichern.“ Die entsprechenden Mittel für acht Dauerstellen seien im Nachtragshaushalt 2018 beim bayerischen Landtag beantragt.
Mehr zum KDWT unter: www.uni-bamberg.de/kdwt
Mehr zum Zahntempel unter: www.uni-bamberg.de/news/artikel/srilanka-scan
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