„Stolperstein“ in der Bamberger Keßlerstraße erinnert wieder an Isidor Forchheimer
Bei Bauarbeiten an der neuen Fernwärmeleitung zum „Quartier an den Stadtmauern“ war versehentlich vor einem Jahr in der Keßlerstraße ein Stolperstein zersägt worden, der an den jüdischen Kaufmann Isidor Forchheimer erinnerte. Zum Abschluss der Bauarbeiten haben die Stadtwerke Bamberg jetzt gemeinsam mit der Sparkasse Bamberg und dem Vorstand der Willy-Aron-Gesellschaft einen neuen Stolperstein eingesetzt.
Vor dem Haus Keßlerstraße 18, der heutigen Metzgerei Lessner, erinnern fünf Stolpersteine an Eleonore, Julius und Ruth Schapiro sowie an Isidor Forchheimer und seine Ehefrau Johanna. Forchheimer wurde 1887 in Unterfranken geboren und war 1919 aus Greifswald nach Bamberg gezogen. Hier besaß er bis 1937 ein Ladengeschäft für Manufaktur- und Kurzwaren, Tapezierartikel, Möbel und Bettfedern, bis 1938 war Forchheimer nur noch Händler von gebrauchten Möbeln. In der Folge des Novemberpogroms war er bis zum Heiligen Abend 1938 in Dachau inhaftiert, der letzte bekannte Aufenthaltsort Forchheimers und seiner Frau war 1941 das Lager Riga-Jungfernhof. Forchheimers Tochter Margot zog 1936 nach München und konnte schließlich nach England flüchten.
„Wir bedauern außerordentlich, dass es im vergangenen Jahr bei den Bauarbeiten zu dem Missgeschick gekommen ist“, sagt Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg. Fiedeldey lobt das Engagement der Willy-Aron-Gesellschaft, die mit den 160 in Bamberg verlegten goldenen Steinen das Gedenken an jene Bamberger wach hält, die vom Naziregime verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Nach der Übergabe des Stolpersteins wurde er in das neue barrierefreie Pflaster eingelassen.
Bauarbeiten sollen Mitte Dezember abgeschlossen werden
Die neue Fernwärmetrasse verläuft vom Kranen durch die Lange Straße, die Austraße, die Mauthgasse, den Grünen Markt und die Keßlerstraße bis zur Hellerstraße bzw. zur Franz-Ludwig-Straße. „Im innerstädtischen Bereich sind solche Bauarbeiten besonders schwierig – aber dank der Gewerbetreibenden, der Anwohner, der Verkehrsteilnehmer und aller weiteren Beteiligten hat in den vergangenen Monaten alles gut geklappt“, lobt Projektleiter Thomas Roppelt. Bis Mitte Dezember ist die Baumaßnahme, die künftig in dem neuen Quartier und vielen benachbarten Wohn- und Geschäftshäusern für umweltfreundliche Wärme sorgt, komplett abgeschlossen.
Zu Verzögerungen war es gekommen, nachdem die Bauarbeiter zwischen Hellerstraße und Franz-Ludwig-Straße auf einen alten Sandsteinkanal gestoßen waren, der derzeit denkmalschutzrechtlich begutachtet und dokumentiert wird. Roppelt: „Die Tiefbauer müssen mit besonderer Vorsicht den Sandsteinkanal freilegen, damit der Fund von Archäologen dokumentiert werden kann. Erst danach kann die Wärmeleitung wie geplant eingesetzt, der Graben befüllt und der Straßenbelag wieder hergestellt werden. Hier arbeiten wir so schnell es geht, weil nicht nur das Weihnachtsgeschäft, sondern auch der Winter vor der Tür steht.“
Die Stadtwerke stellen sicher, dass auch in der Adventszeit alle Geschäfte im Baustellenbereich zu Fuß erreichbar sind – lediglich die Sperrung für den Lieferverkehr muss bis zum Ende der Bauarbeiten aufrecht erhalten bleiben.
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