Theateraufführung des gesamtfränkischen Jugendtheaterprojektes in Plech

Szene aufgenommen bei der Premiere in Nürnberg. Foto: Andreas Heisinger
Szene aufgenommen bei der Premiere in Nürnberg. Foto: Andreas Heisinger

Das gesamtfränkische Jugendtheaterprojekt der ARGE Mundart-Theater-Franken e.V. zeigt am kommenden Wochenende in Plech das Stück „Die Welle“.

Die 16 jugendlichen Schauspieler im Alter von 15 bis 25 Jahren aus dem gesamten fränkischen Raum haben seit Januar 2017 an sieben Wochenende an verschiedenen Orten in Unter- und Mittelfranken die Inszenierung von „Die Welle“, gemeinsam mit der Profiregisseurin Sue Rose, erarbeitet. Aus der Region sind Hanna Batz aus Kersbach bei Forchheim und Milena Heisinger aus Plech dabei.

Ihr Anliegen ist aufzuzeigen, wie leicht sich Menschen durch autoritäre Einflüsse manipulieren und instrumentalisieren lassen. Und diese Tatsache ist zeitlos!

Seit Mitte Oktober touren sie erfolgreich durch Franken um das Stück zu präsentieren. Sie beeindrucken mit Ihrer Leistung das Publikum und erhielten nicht nur für die Premiere in Nürnberg gute Kritiken.

Aufführungen am Samstag, 18. November um 19.30 Uhr und Sonntag, 19. November um 15 Uhr in der Mehrzweckhalle Plech

Altersempfehlung: ab 10 Jahre – Karten im Vorverkauf und an der Abendkasse
Infos unter: www.plecher-heimatverein.de und www.mundart-theater-franken.de

Die Welle – Ursprungsquelle: Der Roman

Die Welle ist ein Roman des US-Amerikaners Morton Rhue aus dem Jahr 1981, Ravensburger Buchverlag, das mittlerweile über 2,5 Millionen mal verkauft wurde und als Standard-Schullektüre verstanden wird.

Die wahre Geschichte

Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit: Der Geschichtslehrer Ron Jones wurde 1967 in Palo Alto / Amerika von seinen Schülern gefragt, wie es in Deutschland überhaupt so weit hat kommen können, dass Millionen Menschen sich so vereinnahmen ließen und sie angeblich nichts von den Greueltaten der Nazis mitbekamen.

Der wahre Film vor der Geschichte

Sie sahen den Film „Nacht und Nebel“ aus dem Jahr 1955, (Originaltitel: Nuit et brouillard). Dieser französische Film ist der erste Dokumentarfilm nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges über die Vernichtungslager, insbesondere auch das KZ Auschwitz, und den Holocaust in der Zeit des NS-Regimes. Der Film wurde 1955 von Anatole Dauman auf Initiative des Historikers Henri Michel produziert. Regie führte Alain Resnais. Die Filmmusik komponierte Hanns Eisler.

„Alain Resnais Dokumentarfilm ist eines der wichtigsten filmischen Werke über die deutschen Konzentrationslager. Mit größter stilistischer Zurückhaltung und einer äußerst sensiblen deutschen Fassung durch Paul Celan wird eine Darstellung des Grauens erarbeitet, in der die zeitgenössische Wirklichkeit von Auschwitz/Birkenau mit den Dokumenten der Alliierten Wochenschau-Bilder konterkariert wird. Ein Film aus der Erinnerung des Nichtschilderbaren heraus: Er antizipiert die Unmöglichkeit, den Holocaust zu dramatisieren und desavouiert alle wohlfeilen Versuche, die Geschichte dieser Monstrosität, zu erzählen.“ (Aus: Lexikon des internationalen Films)

Das wahre Experiment

Die Jugendlichen waren der Meinung, dass es absolut Unverständlich ist, solch Ungeheuerlichkeiten zuzulassen, zu solch Systemen überhaupt fähig zu sein und waren überzeugt, dass es in der heutigen Zeit nicht mehr vorkommen könne.

Ron Jones suchte nach Antworten, Erklärungen, um diese Tatsache der Geschichte zu erklären. Doch er entdeckte, dass selbst Historiker keine Antworten auf das Verhalten der Deutschen während des Nationalsozialismus hatten.

Deshalb begann Hr. Jones ein Experiment mit den Schülern. Nur wenn die Schüler selbst spüren und erleben konnten, wie sie sich beeinflussen lassen, können sie vielleicht verstehen. Zunächst begann er mit einfachen gruppendynamischen Spielen und die Zusammengehörigkeit in der Klasse wuchs daraufhin sofort. Doch die Dynamik seines Experiments nahm solche Wucht auf, dass er selbst es fast nicht mehr stoppen konnte.

Das Stück zum echten Theater

Reinhold Tritt ist der Autor des Theaterstückes „Die Welle“. Den Impuls dafür löste 1979 ein kurzer Film aus, in dem genau dieser Ron Jones, der echte Lehrer, davon berichtete, dass sich zehn Jahre nach dem „Welle“-Experiment kaum einer seiner Schüler an die Welle erinnern wollte, und nicht wenige leugneten, Teil der Bewegung gewesen zu sein.“Klingt deutsch, passt nach Deutschland“, und lässt Tritt nicht mehr los. „Dass die Schüler nicht mehr darüber sprechen konnten, entsprach in gewisser Weise dem deutschen Schweigen nach dem Krieg.“ (Quelle: Spiegel 2006).

Wir – jetzt – heute – Echtzeit!

Wir lernen aus dieser Geschichte. Wir lernen aus unserer Geschichte in Deutschland. Wir haben verstanden, dass es wichtig ist, selbst zu denken, Zivilcourage jeden Tag zu LEBEN, Meinungen nicht nachzuplappern, sondern zu hinterfragen, kritisch zu sein, miteinander zu reden, zuzuhören. Wir haben erkannt, dass die Gefahr einer flächendeckenden Meinungsanpassung jederzeit gegeben ist. Auch jetzt, auch hier in unserem wohlhabenden Deutschland, in Europa und der Welt. Dazu sagen wir „Nein“! Wir werden den einfachen Fragen und Antworten der Populisten in dieser Welt entgegnen: „Wir können selber denken! Wir laufen nicht hinterher!“ (Jugendliche Schauspieler, „Die Welle“).