15 – bzw. 20 Jahre Offene-Behinderten–Arbeit in Stadt- und Landkreis Forchheim

Vor zwanzig Jahren wurde eine Idee geboren und seit 15 Jahren ist diese Idee Wirklichkeit. Sehr zum Nutzen und zum Wohle von Menschen mit Handicap, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Die Rede ist von der Offenen Behinderten-Arbeit (OBA) in Stadt und Landkreis Forchheim. Ein Projekt, ein Verein, der in seiner Zusammensetzung durch die Trägergemeinschaft aller Forchheimer Wohlfahrtsverbände als Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen wurde und durch diese Konstellation das Merkmal der Einzigartigkeit besitzt.

Vor der Mitgliederversammlung im Pfarrsaal der Christuskirche Forchheim erinnerte Vorsitzender Norbert Fischer ob dieses kleinen Jubiläums an die Anfänge im Jahre 1997 und spannte dabei den Bogen über die nicht immer ganz einfachen Zeiten der OBA, bis heute.

Begonnen habe alles mit regelmäßigen Treffen in Form eines Arbeitskreises einiger Wohlfahrtsverbände, bei denen ja das Wissen und die Erfahrungen als Dienstleister gebündelt vorlag. Die Zielvorgabe war, eine offene Arbeit mit und für die Betroffenen, in all ihren Behinderungsarten und zur Beratung, Unterstützung, sowie Entlastung der Familien zu organisieren.

Bald habe man jedoch feststellen müssen, dass dieser ehrenamtlichen Unverbindlichkeit Grenzen gesetzt waren. Die finanziellen, personellen und nicht zuletzt auch personellen Hürden waren kaum zu überwinden, so Fischer. So wurde im Jahr 2001 die Idee zur Gründung eines Vereins OBA zur Bewältigung des Aufgabenberges geboren, durchdacht, eine Satzung erarbeitet und abschließend mit der Eintragung 2002 in die Tat umgesetzt.

Der Landkreis habe sich damals verpflichtet, dieser OBA jährlich finanziell mit 25 000 Mark unter die Arme zu greifen. Diese Summe sei notwendig gewesen, um auch an die Fördertöpfe des Freistaates Bayern zu gelangen. Kooperationsvereinbarungen gab es auch mit der Stadt Forchheim.

In seinen Ausführungen bilanzierte Fischer ein beispielgebendes Projekt, das zum Laufen gebracht worden sei, in dem sich alle Wohlfahrtsverbände einer Region im Konstrukt eines Trägervereins einbinden und sich satzungsmäßig in die Pflicht haben nehmen lassen. Der Erfolg gebe diesem Zusammenschluss nach eineinhalb Jahrzehnten recht. Für die Behinderten und deren Familien sei Großartiges geleistet worden.

Mit Blick auf die Zukunftsaufgaben der OBA meinte der Vorsitzende, falls man in verschiedenen Bereichen, insbesondere personell an die Grenzen stoße, müsse man sich der Frage stellen, ob auch alle Chancen und Möglichkeiten, die zweifellos noch vorhanden seien, auch genutzt würden.

Die wesentlichen Kernaufgaben wie Entlastung der Familien, Beratung, Förderung von Begegnungen und Freizeitgestaltung gelängen sehr gut. Es stelle sich jedoch auch die Frage, ob man als OBA nicht noch stärker an die Öffentlichkeit gehen müsse um noch mehr Menschen zu erreichen, denen die Dienste des Vereins eine wertvolle Hilfe zur Bewältigung ihrer Alltagsaufgaben seien.

Wenn diese offene Behindertenarbeit zuständig sein solle, unabhängig vom Alter, der Art der Behinderung oder dem individuellen Betreuungswunsch, dann bedeute dies unzweifelhaft für die Zukunft, sich neu und breiteraufstellen zu müssen, einhergehend mit personeller Aufstockung und räumlicher Ausdehnung.

Der Bekanntheitsgrad der OBA sollte gesteigert werden, wobei den Kontakten mit Funktions- und Mandatsträgern eine wichtige Bedeutung zukomme, so Fischer. Das Zusammenwirken mit Stadt und Landkreis Forchheim gehöre unzweifelhaft mit zu den Eckpfeilern erfolgreicher Arbeit in diesem speziellen Bereich.

In seinem anschließenden Rechenschaftsbericht stellte der Vorsitzende fest, dass mit der neu formierten engeren Vorstandschaft der seit 2015 eingeschlagene Weg der finanziellen Konsolidierung und der Verbesserung des Leistungsangebotes fortgesetzt worden sei. In mehreren Sitzungen der engeren und erweiterten Vorstandschaft habe man das Programm und die Arbeit des Jahres vorbereitet und festgelegt. Als Schwerpunkt nannte er die Personalausstattung, denn insbesondere in den Bereichen des familienentlastenden Dienstes, bei den Freizeitmaßnahmen oder den Assistenzleistungen galt es ständig neue Mitarbeiter zu suchen, bzw. Vertretungen zu organisieren. Den hauptamtlichen Sozialpädagoginnen Kathrin Marquard und Ina Wilutzky sowie der Verwaltungsangestellten Karin Stüwe bescheinigte er Herkulesarbeit. Frau Andrea Sebald, im Sozialbereich und Kathrin Landgraf als Verwaltungsfachfrau stelle er als Verstärkung im hauptamtlichen Bereich vor. Die Personalverwaltung werde künftig ausschließlich von der OBA selbst durchgeführt.

In Anwendung des Mindestlohngesetzes seien die Vergütungen der früher ehrenamtlichen Mitarbeiter(innen) angehoben worden, wobei festzustellen sei, so Norbert Fischer, dass dies im Vergleich zu anderen Bereichen noch keine angemessene Bezahlung sei.

Ein Problemfeld bei der OBA ist die kurzfristige Absage von angemeldeten Teilnehmern bei Freizeitveranstaltungen die langfristig vorbereitet werden. Planung, Finanzierung und Personaleinsatz müssen organisiert sein. Hier denkt die Vorstandschaft darüber nach, Vorauszahlungen, bzw. Anmelde- oder Ausfallgebühren einzuführen.

Abwartend steht die Oba der Einführung des Bundesteilhabegesetzes BTHG gegenüber, das für Jahresbeginn 2018 beschlossen ist und schrittweise eingeführt wird. Es soll den Behinderten ein Mehr an Selbstbestimmung ermöglichen. Die Leistungen kommen künftig aus einer Hand, dem Bezirk, und nicht mehr zusätzlich vom Sozialamt und anderen Leistungsträgern.

Da die OBA ihre Aufgabe in der Beratung sieht, wird sie sehr genau beobachten wie die Kostenträger mit dem BTHG umgehen. Wenn die Bezirke von einer größeren Kontrolle sprechen, so Vorsitzender Fischer, sei zu befürchten, dass damit größeren Einsparungen das Wort geredet werde. Das Geld dürfe nicht im System stecken bleiben, sondern müsse dort ankommen, wofür es gedacht sei.

Im Verlauf der Mitgliederversammlung stellten die Sozialpädagoginnen die Mitarbeiterstruktur vor. Gegenwärtig arbeite die OBA mit fünf hauptamtlichen Kräften, achtzehn im familienentlastenden Dienst, sieben in der Freizeitarbeit, sieben Assistenz- und zwei Durchführungskräfte. Großen Wert lege man auf gute Fortbildungsthemen wie zB. Epilepsie, Erste Hilfe, usw., und ausreichend Zeit für Teamsitzungen oder Mitarbeitergespräche.

Zum Jahresprogramm für alle Mitarbeiter gehören Sommergrillfest und Wintertreffen. Das Freizeit-, Bildungs- und Begegnungsprogramm wird des Wünschen und Anregungen der Teilnehmer angepasst und ist sehr vielseitig. Neue Gruppen haben sich gebildet für Gottesdienstbesuche, Wanderung und Walderlebnis.

Auf eine derart große Nachfrage stieß der „Cafetreff“ im Brothaus Hausen, dass dieser in zwei Gruppen aufgeteilt werden musste. Angebote an den sogenannten Brückentagen und Ferienprogramme für Jugendliche und Erwachsene, Teilnahme an Veranstaltungen des Kreisjugendrings oder der VHS gehören zum Angebot.

Erfreuliche Zahlen hörten die Mitgliede abschließend von Schatzmeister Sebastian Beetz der über eine gute Entwicklung und Konsolidierung des Haushaltes bei einem Gesamtumsatz von 466.958 tausend Euro berichtete. Positiv habe sich insbesondere die Schulassistenz ausgewirkt. Der Jahresüberschuss sei weiter gestiegen und betrug 2015 runde 69.000 Euro und 2016 schon 93.766 Euro. Damit sei es gelungen, die aus früheren Jahren noch vorhandenen Altlasten abzubauen und seit langer Zeit sogar wieder ein kleines finanzielles Polster zu schaffen.

Waldemar Hofmann