Internationale Forschertagung auf der Plassenburg: Wasserflöhe als Pioniere für den Umweltschutz
Wasserflöhe (Cladoceren) spielen bereits seit mehr als hundert Jahren eine zentrale Rolle in der Ökologie, heute sind sie in der Life Science-Forschung allgemein von großer Bedeutung. Vom 24. bis 29. September 2017 findet unter der Leitung der Bayreuther Wissenschaftler Prof. Dr. Christian Laforsch und Dr. Max Rabus auf der Plassenburg in Kulmbach eine internationale Tagung statt, die der Erforschung dieser Modellorganismen gewidmet ist. Knapp 90 Teilnehmer aus 16 Ländern werden zum ‚Symposium on Cladocera‘ erwartet: einer renommierten Tagung, die seit 30 Jahren im dreijährigen Turnus an wechselnden Standorten ausgerichtet wird. Die diesjährige Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit dem Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER) organisiert.
Wasserflöhe sind weltweit in Süßgewässern verbreitet und bilden hier ein wichtiges Bindeglied in den natürlichen Nahrungsnetzen. Sie ernähren sich von sauerstoffproduzierenden Algen und sind ihrerseits Nahrung für diverse Fischarten. „Diese kleinen Krebstiere werden in der ökologischen Forschung immer häufiger als Pioniere für den Umwelt- und Naturschutz eingesetzt. Sie sind zum Beispiel unverzichtbar, wenn es darum geht, die Toxizität von Chemikalien nach OECD-Richtlinien zu bestimmen und zu verhindern, dass giftige Abwässer in die Umwelt gelangen. Immer öfter werden Wasserflöhe auch zur Überwachung der Trinkwasserqualität, unter anderem in Brauereien, eingesetzt“, erklärt Prof. Laforsch, der an der Universität Bayreuth einen Lehrstuhl für Tierökologie innehat. Darüber hinaus haben sich Wasserflöhe, insbesondere der Gattung Daphnia, neuerdings auch als Modellorganismen in der Molekularbiologie bewährt. Auf dem Gebiet der ‚Environmental Genomics‘ werden sie beispielsweise eingesetzt, um die molekularen Wechselwirkungen zwischen Organismen und ihrer Umwelt aufzuklären.
„Das Programm unserer Konferenz zeigt, wie viele wissenschaftliche Disziplinen – von der Ökologie bis hin zur Biomedizin – heute an Wasserflöhen forschen. Diese Verzahnung verschiedener Forschungsrichtungen, die Internationalität der Teilnehmer und das Konzept, ihnen viel Raum für den persönlichen Austausch zu geben, machen die Tagung zu einer exzellenten Plattform für die Anbahnung neuer Forschungskooperationen“, sagt Dr. Max Rabus, der das Organisationsteam der Tagung leitet. In seinen Forschungsarbeiten an der Universität Bayreuth befasst er sich insbesondere mit der außergewöhnlichen Fähigkeit von Wasserflöhen, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.
„Weil jedes Cladocera-Symposium traditionell an einem historisch bedeutsamen Ort stattfindet, haben wir als diesjährige Veranstalter die Plassenburg ausgewählt. Mit diesem besonderen Ambiente wollen wir ebenfalls dazu beitragen, den informellen fachlichen Dialog innerhalb der weltweiten Cladoceren-Community zu fördern“, ergänzt Prof. Laforsch.
Weitere Informationen zur Tagung:
http://www.bayceer.uni-bayreuth.de/cladocera2017/
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