1. Shotokan Karate Zentrum Forchheim – eine Erfolgsgeschichte
Am 7. und 8. Oktober 2017 finden in Forchheim die Bayerischen Karate Meisterschaften der Kinder, Schüler und Behinderten statt. Im Vorfeld dieser bedeutenden Veranstaltung soll der Karatesport aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden.
Der erste Teil beschäftigt sich mit der Historie dieser faszinierenden Sportart, der zweite Teil mit der Entstehung des Karate in Forchheim und im dritten und letzten Teil wird die Veranstaltung im Einzelnen vorgestellt.
Das Datum: 28.06.1979, die Anwesenden: Oliver Schnabel, Karl Heinz und Michael Schießwohl, Robert Kreuz, Bärbel und Helmut Hofmann und Ursula Freund. Die Uhrzeit: 21:30 – 02:50 Uhr. Just zu diesem Zeitpunkt entstand ein Verein, der die sportliche Szene in Forchheim bis zum heutigen Tag eindrucksvoll beleben sollte. Bezeichnenderweise und wegweisend fand die Sitzung zur Vereinsgründung erst nach Abschluss des abendlichen Trainings statt, nicht etwa anstatt.
Das 1.Shotokan- Karate- Zentrum Forchheim hatte zu existieren begonnen. Aber wie kam es nun dazu, was war der Antrieb sich einer bis dahin doch recht exotischen Sportart zu verschreiben? Oliver Schnabel war im Grunde genommen durch die ebenfalls fernöstliche Sportart Judo schon im Kindesalter „vorbelastet“. Als dann 1973 durch die VHS Forchheim mit Andreas Müller, der in Nürnberg Karate gelernt hatte, ein derartiger Kurs angeboten wurde, war es passiert: Der „Virus“ Karate hatte sich festgesetzt.
In den Jahren nach der Gründung des Vereins stellten sich schnell beeindruckende Erfolge ein. Bereits kurz nach der Vereinsgründung gewannen die Gebrüder Schießwohl und Oliver Schnabel die Deutsche Meisterschaft in Bonn. Oliver Schnabel und die Gebrüder Schießwohl wurden in den Nationalkader berufen.
In dieser Zeit waren auf nationaler sowie internationaler Ebene zahlreiche Forchheimer Karatekas in den Siegerlisten zu finden. Etliche Titel bei Bayerischen und Deutschen Meisterschaften wurden nach Forchheim geholt. Dann begann der Stern einer Karateka zu leuchten, der den Forchheimern enormes Ansehen verleihen sollte. Silvia Schnabel, geborene Wiegärtner, war die erste Frau in Forchheim, welche die Prüfung zum 1.Dan und damit zum Meistergrad bestanden hatte. Anfang der 80er Jahre wurde Silvia Schnabel in den Nationalkader berufen und neben drei Deutschen Meistertiteln im Freikampf errang sie bei Europameisterschaften zweimal Bronze, einmal die Silbermedaille und schließlich 1992 im niederländischen Hertogenbosch den Europameistertitel. In all den Jahren bewies sie, dass in Forchheim exzellenter Karatesport betrieben wird. Denn auch Oliver Schnabel war auf nationaler und internationaler Ebene höchst erfolgreich und ebenfalls Mitglied im Nationalkader. In der Zwischenzeit hatte er sein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und war dann 11 Jahre Team – Arzt der Deutschen Karate Nationalmannschaft.
Der Schwerpunkt lag in diesen Jahren deutlich mehr im Leistungssport, was durch die vielen Titel auf Bayerischer und Deutscher Ebene der Forchheimer Athleten untermauert wurde. Namen wie Gebrüder Schießwohl, Silvia und Oliver Schnabel, Michael Bullmann, Wolfgang Weigert, Benno Kupfer, David Terbeck legten ein beredtes Zeugnis darüber ab, in welcher Breite Karate auf höchstem Niveau in Forchheim stattfand.
Aber auch der Breitensport hatte seinen Platz in diesem so erfolgreichen Verein. Christl Weiß begann damals mit 61 Jahren der Faszination Karate zu erliegen und war zu ihrer Zeit die älteste Karateaktive im Deutschen Karate Verband DKV. Sie trainierte viele Jahre mit großer Hingabe und schaffte mit dem Braungurt eine höchst respektable Graduierung. Nicht umsonst ziert ein Aktionsfoto der pensionierten Lehrerin das Titelbild der ersten bundesweiten Fachzeitschrift des DKV.
Heute sind viele der damaligen Leistungsträger aus verschiedenen Gründen nicht mehr dabei. Als Seele des Vereins dürfen Dr. Oliver Schnabel und Silvia Schnabel genannt werden, die unermüdlich die sportliche Entwicklung der Forchheimer Karatekas, in schwierigen Zeiten, vorantreiben. Der Schwerpunkt liegt heute sicherlich mehr im Breitensport, schließlich es wird immer schwerer, Jugendliche für eine Sportart zu begeistern, die mit viel Training, mit großem Beharrungsvermögen, mit sich quälen zu tun hat. Aber diese Entwicklung ist wohl zwangsläufig in einer Zeit, in der Leistungssport nicht unbedingt als erstrebenswert betrachtet wird, auch zum Teil durch negative Schlagzeilen in den Medien, sei es durch Doping oder andere Arten der Manipulation. Auch wird das Freizeitangebot unserer Gesellschaft derart vielfältig, dass Leistungssport nicht unbedingt an erster Stelle steht.
So bleibt zu hoffen, dass es im 1.Shotokan- Karate- Zentrum Forchheim weiterhin ein paar „Karateverrückte“ gibt, die das Fähnchen dieser faszinierenden Sportart hochhalten. Mit über zweihundert Mitgliedern stellt Forchheim immerhin derzeit den zweitgrößten Verein Bayerns im Bayerischen Karate Bund BKB, dem Veranstalter der genannten Meisterschaft im Oktober.
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