Sonntagsgedanken: Nicht nur eine Rechenaufgabe
Eine arabische Legende erzählt: Der Vater hinterließ seinen drei Söhnen 17 Kamele. Der älteste sollte die Hälfte bekommen, der zweite ein Drittel, der jüngste ein Neuntel. Kaum war der Vater gestorben, gerieten die Erben in heftigen Streit, denn die Zahl 17 lässt sich weder durch zwei noch durch drei und gar nicht durch neun teilen. Da kam ein Fremder daher, hörte sich den Streit an und stellte sein Kamel zu den übrigen. Nun waren es 18 und die Rechenaufgabe gelang: Der älteste Sohn bekam neun, der zweite sechs, der jüngste zwei. Der Fremde aber konnte sein Tier behalten.
Wer als Freund, Nachbar oder Seelsorger anderen hilft, muss sich voll einbringen. Hochgeistige oder fromme Sprüche helfen nichts. Dann heißt es nur: „Der hat leicht reden!“ Wer sich aber wirklich darum bemüht, andere zu verstehen, ihnen beizustehen, der riskiert zwar Missverständnisse, Zweifel und Ablehnung, denn viele wollen sich nichts sagen lassen, wollen keine Schwäche zugeben. Doch wer einfühlsam, geduldig vorgeht, kann seinen Mitmenschen helfen und verliert nichts dabei. Im Gegenteil: Wie schön ist das Gefühl, anderen wirklich zu helfen, viel schöner als die dumpfe Triebbefriedigung, die man heute als „Spaß“ bezeichnet. Ich wünsche mir offene Sinne für die Nöte meiner Mitmenschen. Seelsorge ist nicht nur etwas für schwere Stunden, etwas für Profis. Jeder kann seinem Mitmenschen zum Christus werden, also zum Tröster, zum Helfer, aber auch zum Mahner.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
Neueste Kommentare